«Urlaubsgurus» im kontrastreichen Gambia

Wenn die Tage wieder kürzer werden, die Temperaturen zurückgehen oder sogar Nebel über den Grenchenbergen auftaucht, ist es für die Familie Klenzi Zeit, die Koffer zu packen. Seit sieben Jahren reist das Grenchner Ehepaar jeden Winter für einige Monate nach Gambia.

Das öffentliche Verkehrsmittel in Gambia: Agnes und Anton Klenzi geniessen die Fahrt in der Pferdekutsche.
Das öffentliche Verkehrsmittel in Gambia: Agnes und Anton Klenzi geniessen die Fahrt in der Pferdekutsche.

Traumhafter Sandstrand und warmes Wetter in den Monaten Oktober bis März. Ist es das Paradies auf Erden? Was bringt Anton und Agnes Klenzi dazu, jedes Jahr erneut die Reisestrapazen auf sich zu nehmen, um im westafrikanischen Land zu überwintern? «Angefangen hat das bereits im Jahr 1993 nach unseren ersten Ferien in der Republik», erzählt Agnes Klenzi. «Ich und mein Mann hatten genug von überfüllten Touristen-Stränden in Europa und Übersee. In Gambia haben wir erstmals unsere Traumdestination entdeckt.» Ende Oktober werden nun erneut die Koffer gepackt und das Haus der Familie Klenzi an der Däderizstrasse in Grenchen steht bis in den März hinein leer. «Kein Problem, unsere Kinder und Nachbarn schauen auf Haus und Garten», weiss der 81-jährige Anton Klenzi. «Wir können seit Jahren darauf vertrauen und sorglos den Winter in Gambia verbringen.»

Ohne Luxus mit wenig Strom

Es sind keine Luxusferien, welche die Familie Klenzi in Gambia erlebt, obschon sie sich unterdessen sogar ein Haus gebaut haben. «Die Leute leben hier vorab im Busch in grosser Armut und es ist nicht immer einfach, Strom und Wasser zu beziehen.» Angefangen hat das Abenteuer der Klenzis, als sie im ersten Urlaub eine junge Gambierin kennen gelernt hatten und diese dann von der Schweiz aus finanziell zugunsten einer Ausbildung unterstützten. Es kam zu einem regen Briefkontakt und bald lernten die Grenchner in Gambia die gesamte Familie kennen. Diese war von den Schweizern recht angetan. Gastfreundschaft wurde stets grossgeschrieben. «Natürlich haben die Eingeborenen auch etwas Geld von den «reichen» Schweizern gerochen und versucht, etwas zu ihren Gunsten herauszuschlagen. Es wurde jedoch nie gefährlich und wir wurden auch nie erpresst», erzählt Anton Klenzi weiter. Einzig die Mutter des Mädchens sei nicht so auf unserer Seite gestanden. Dies sollte sich erst später ändern. Das Mädchen, das zuerst an einer Strandbar arbeitete, konnte dank der Hilfe aus der Schweiz bald einmal einen kleinen Kosmetika-Shop eröffnen. «Als wir sie Jahre später in ihrem Shop besuchen wollten, war sie jedoch verschwunden. Erst zwei weitere Jahre später stand plötzlich eine Frau mit Kindern vor unserer Haustür. Wir erkannten sie zuerst nicht wieder.» Agnes Klenzi muss lachen, wenn sie an all diese Momente zurückdenkt. Es sei ein schönes Gefühl gewesen, zu realisieren, dass das Mädchen von damals eine Familie gegründet hatte, zuerst in die Hauptstadt Banjul gezogen war und nun sogar Besitzerin einer Ladenkette in Dubai geworden war.

Das Risiko blieb stets gering

Die Familie Klenzi ging schon einige Risiken ein, als es darum ging, im Jahr 2000 ein eigenes Haus in Gambia zu bauen. «Es brauchte Vertrauenspersonen, die für uns die gesamte Bauphase überwachten. In den folgenden Ferien haben wir auf Luftmatratzen im Rohbau geschlafen», fährt Anton Klenzi mit seiner Erzählung fort. Seit 2015 weht nun auf dem Anwesen der Klenzis jeden Winter eine Schweizer Fahne im Garten. Das Paar, zuvor 25 Jahre als Hauswarts­ehepaar in der Alterssiedlung Kastels in Grenchen tätig, nutzt nun nach seiner Pension die Wintermonate, um es sich in Gambia gemütlich zu machen. «Wir lieben das einfache Leben, haben uns mit den kulturellen Bräuchen der Einwohner angefreundet, sind in diesem kleinsten Staat des afrikanischen Festlandes etabliert und sind quasi selber zu Gambiern geworden», sagt Anton Klenzi. Das Visum zur erneuten Reise ist bestellt und Ende Oktober geht die Reise erneut los. «Kein Problem für uns», weiss Agnes Klenzi. «Wir benötigen für die Reise nicht einmal einen ganzen Tag. Warum wandert das Ehepaar nicht gleich definitiv nach Gambia aus? «Dazu lieben wir unsere Heimat zu sehr. Wir lieben die Abwechslung und das warme Wetter», erzählen die Klenzis. Von Mai bis Oktober herrsche an der Mündung des Flusses Gambia in den Atlantischen Ozean stets strenge Regenzeit. Dann geniessen die Klenzis das Wetter in der Schweiz. Setzt sich jedoch der erste Schnee auf den Grenchenbergen fest, verweilt das Ehepaar bereits wieder an den herrlichen Sandstränden in Gambia. Und wenn dann der Markthändler mit einer Karrette voll frischer Lebensmittel vor dem Schweizer Haus anhält, sind die Klenzis einfach nur noch glücklich. «Wer das nicht glaubt, darf uns problemlos für Reisetipps kontaktieren oder uns sogar einen Besuch in Gambia abstatten», schliesst Agnes Klenzi das Gespräch. Ob jemand den Mut dazu findet, bleibt abzuwarten. Schaut man in die Fotoalben des Grenchner Ehepaares, wird der Entscheid dazu um ­einiges einfacher.