Ein Krimi ohne Mörder

48 Autorinnen und Autoren aus der ganzen Schweiz haben ihre Werke am 1. Schweizer Krimifestival in Grenchen vorgestellt. Der erstmals verliehene Krimipreis ging an den Thurgauer Severin Schwendener.

Stadtpräsident François Scheidegger und seine Gattin Veronika  sichern sich ein Werk des siegreichen Romans «Pandemic» und lassen es vom Preisträger signieren.
Stadtpräsident François Scheidegger und seine Gattin Veronika sichern sich ein Werk des siegreichen Romans «Pandemic» und lassen es vom Preisträger signieren.

Das «Wichtigste» zuerst: Nein – es ist zu keinem Mord und zu keinem Verbrechen in Grenchen gekommen. Auch wenn nebst den vielen Autoren und Hobbykriminalisten sogar hohe Vertreter der Kantonspolizei im Parktheater anwesend waren. Da durften sich die recht zahlreichen Gäste also sicher und behütet fühlen. Das Problem war eher: Welcher der etwa 200 aufliegenden Krimis sollte man kaufen und lesen? Welcher der ­vielen anwesenden Autorinnen und ­Autoren würde man in ein Gespräch ­verwickeln oder bei wem sich ein Buch signieren lassen? Ebenso die Lesungen, die zum Teil gleich in drei Sälen gleichzeitig stattfanden. Da war die richtige Entscheidung ebenso ein Fingerspitzengefühl, wie sie heute die Schweizer Krimiautoren erfolgreich an den Tag legen.

Es vergeht aktuell kaum mehr eine Woche, ohne dass eines oder mehrere Werke von Schweizer Autoren auf der heimischen Beststellerliste zu finden sind. Dutzende von Voll- und Teilzeitschreibenden haben sich in unserem Land dem Genre verschrieben. Und das Schönste: Die Schauplätze sind nicht wie früher so oft in Skandinavien, in London oder in Italien zu finden. Nein, das Geschehen findet quasi vor der ­eigenen Haustüre statt. «Mord im ­Emmental», «Solothurn tanzt mit dem Teufel», «Endstation Bern» oder «Nebel im Aargau» heissen die Werke.

Was den Schweizer Krimiroman ausmacht, wurde während zweier Tage in Grenchen am Krimifestival ausgeleuchtet. Das Angebot war dabei so vielfältig wie die gesamte Schweizer Krimilandschaft. Neben Lesungen, Podiumsgesprächen und einem Fachvortrag über die Arbeit der Kriminalpolizei nutzten zahlreiche Besucher mit grosser Freude, aber auch einigem Respekt die einmalige Möglichkeit, über 40 Schweizer Autorinnen und Autoren aus allen Landesteilen persönlich zu erleben. Ein unvergessliches Erlebnis, das 2023 in Grenchen wiederholt werden soll.

Höhepunkt des Krimifestivals war am Sonntag die erstmalige Verleihung des Schweizer Krimipreises. Der erste Preis ging an den Thurgauer Severin Schwendener und seinem Werk «Pandemic». Der 38-jährige arbeitet im Kanton ­Zürich im Bereich Biosicherheit. Sein Roman ist ein Wirtschaftskrimi ohne Schnörkel. Konkurrenzdenken und Eifersüchteleien unter Virologen und Infektiologen zwischen Zürich und den USA. Ein Corona-Roman, der noch vor der ersten Welle der Pandemie entstand und weit über alles hinausgeht, was bisher zum Thema geschrieben wurde.