Eine Frau mit viel Küchenpower

Aktiv, arbeitsreich, betriebsam, emsig, engagiert, umtriebig… Es gibt viele Synonyme für überaus aktive Menschen. In unserem Fall für Célia Caviezel, Köchin von Beruf. Dabei wird sie aktiv von Mischa Burzan und Ursula Geiselbrecht im Service unterstützt. Die drei Frauen trifft man an der Schützengasse 15 in Grenchen immer dienstags, mittwochs und donnerstags über Mittag an.

Célia Caviezel (links) mit Mischa Burzan, die ihr während zweier Mittagstische im Service zur Seite steht. Bild: zvg.
Célia Caviezel (links) mit Mischa Burzan, die ihr während zweier Mittagstische im Service zur Seite steht. Bild: zvg.

Auf den ersten Blick deutet hier nicht viel auf ein Restaurant. Auf einem Schild steht «foodlab caviezel», während der Öffnungszeiten informiert eine Schiefertafel mit schwungvoll geschriebenen Buchstaben über das aktuelle Tages­menü. Also hereinspaziert ins «Esslabor». Nichts Labor – oder doch. Ein Raum erinnert mich an die Chemiestunden in der Schule. Da ist das Reich von Rolf Caviezel. Wir kennen ihn bestens von seinen speziellen Kreationen her, mit denen er am Marktplatz während zehn Jahren seine Gäste verzaubert hat. Heute reden wir aber nicht über ihn, den Tüftler, sondern über seine Frau Célia, die seit anderthalb Jahren im «foodlab» an der Schützengasse 15 einen besonderen Mittagstisch anbietet, zusammen mit zwei weiteren Frauen mit Power.

Zu Hause viel gelernt

Jeder Hobbykoch oder jede Hobbyköchin würde gerne in dieser modernen und sehr gut eingerichteten Küche arbeiten. Für Célia Caviezel ist es das Tageswerk seit ihrer Lehrzeit. Sie ist Köchin aus Berufung und Passion. Sie kommt aus dem Seeland, aus Lüscherz ganz genau, wo sie auch ihre Kochlehre absolviert hat. Zu Hause hat sie viel Rüstzeug mitbekommen für ihren späteren Beruf. Wie man zum Beispiel Gemüse aufzieht. Ihre Mutter hatte einen grossen Garten vor dem Haus. Ihre Mutter habe gekocht, was die jeweilige Saison an Geschenken aus der Natur hergegeben habe. Sie hat gelernt, wie man eine Gemüsebouillon selbst macht – und sie hat auch das Handwerk mitbekommen, wie man gutes Brot bäckt.

Sie liebt die leichte, traditionelle Küche

Das alles erzählt sie und drückt damit ihr Credo aus, was sie vom Kochen hält. Ganz viel nämlich. Sie liebt die traditionelle Küche mit saisonalen Produkten aus der Region. Das sei ihr wichtig, sagt sie. Und man spürt: Diese Frau meint das auch so. Ihre beiden Kolleginnen Micha Burzan und Ursula Geiselbrecht (Wyhuus Grenchen) unterstützen sie abwechslungsweise tatkräftig im Service. Am Dienstag und Donnerstag ist Mischa Burzan und jeweils am Mittwoch ist Ursula Geiselbrecht im Service anzu-treffen.

Die Gäste können zugucken, wenn die Chefin am Werk ist und sich gleichzeitig unter anderem vergewissern, dass die Gemüsebouillon nicht aus der Maggi-Box kommt oder das Gemüse aus dem Gefrierkosthaus.

Sohn entwarf den grossen Mittagstisch

In dieser kurzen Zeit kann sie bereits auf eine treue Stammkundschaft zählen. Dabei schätzen die Gäste das Persönliche im Foodlab sehr. «Das spüre ich immer wieder in Gesprächen am Mittagstisch.» Apropos Mittagstisch: Tische gibt es in der Küche, im Labor und in einem separaten Raum (Esszimmer). Hier steht ein ovaler Eichentisch, überdimensional gross, keiner von der Stange. Célia Caviezel schmunzelt: «Unser Sohn hat ihn entworfen. Er lernt Schreiner.» Auch bei den Caviezels wird klar: Das Handwerk fällt nicht weit vom Stamm.

Hier an der Schützengasse besteht dieses besondere Restaurant seit anderthalb Jahren. Parkplätze vor dem Haus hat es genügend. Hinter dem Haus gibt es in wärmeren Zeiten den Mittagstisch outdoor auf der gemütlichen Terrasse. Bis 20 Personen haben Platz. Indoor sind es 16 bis 20 Plätze.

Sie ist auch Brotbäckerin

Was macht Célia Caviezel an den anderen Tagen? Zum Beispiel Brot backen. Zweimal in der Woche bäckt sie auf Vorbestellung Sauerteig- und Zehn-Korn-Brot zu Halbkilolaiben. Eine Zeitlang habe sie wöchentlich 40 Sauerteigbrote an die Kantonspolizei Zürich geliefert. Das Mehl bezieht sie aus der Mühle Lüscherz. «Mein Herz schlägt zwar seit 16 Jahren für und in Grenchen, aber ein bisschen davon ist noch in meiner Heimat», schmunzelt sie. Die Zutaten für die Mahlzeiten stammen ebenfalls alle aus der Stadt und der Region. Das sei ihr sehr wichtig, sagt Célia Caviezel. «Wir sagen das nicht nur, wir tun es auch.»

So genau weiss man nie, was Célia Caviezel auf dem Teller serviert. Nur so viel: Gewöhnlich gibt es einen Dreigänger mit Salat, Hauptgang und Dessert. Wer auf Letzteres eher verzichten will, erhält das Menü mit einem Getränk und Kaffee für 25 Franken. Wer einmal hier gegessen hat, kommt offenbar immer wieder. Das sei auch während des Lockdowns so gewesen, als die Caviezels auf Take-away umgestellt haben. Dieses Angebot gibt es noch heute. Nachhaltig sind nicht nur die recyclierbaren Geschirrteile, sondern auch das Angebot. Auf Bestellung liefert Foodlab auch Apéros. Célia Caviezel schaut zu ihrem Mann Rolf, der in der Küche werkelt. «Gell, so richtige Hobbys haben wir eigentlich nicht.»

Eines schon: das Kochen. Das betreiben beide mit mindestens so viel Passion, als wäre es «nur» ihr Hobby.

Foodlab

Schützengasse 15, Grenchen (Parterre). Vorreservation ist erwünscht, aber auch spontane Besuche während der Öffnungs­zeiten sind möglich.

Offen: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag,11 bis 14 Uhr.Telefon 032 652 16 01E-Mail info@freestylecooking.ch www.freestylecooking.ch