In Grenchen ist man der Natur auf der Spur

Wer morgen Freitag auf dem «Zytplatz» in Grenchen einen farbigen Bauwagen erblickt, ist der Natur schon ganz nah auf der Spur. Die Aktion von Pro Natura Solothurn heisst «Naturspur» und soll die Menschen animieren, sich mit den vielfältigen Möglichkeiten, wie die Natur entdeckt oder neu wiederentdeckt werden kann, zu beschäftigen – und zwar dort, wo es am naheliegendsten wäre: vor der eigenen Haustüre.

Das mobile Naturerlebniszentrum steht morgen Freitag auf dem Zytplatz in Grenchen. Bild: zvg
Das mobile Naturerlebniszentrum steht morgen Freitag auf dem Zytplatz in Grenchen. Bild: zvg

Wir haben vor zwei Wochen über die veränderte Auspflanzung in öffentlichen Gärten in Grenchen berichtet. Immer mehr werden ursprüngliche «Schottergärten» in grüne Oasen verwandelt – und zwar mit Wildpflanzen, die sehr robust sind, praktisch kein Wasser brauchen und eine ganze Menschengeneration lange halten. «In diese Richtung zielt auch unsere Aktion», sagt Corinne Rutschmann, Projektleiterin Umweltbildung von Pro Natura Solothurn. Der mobile Bauwagen steht als farbiger Blickfang in einer Gemeinde und wird Drehscheibe für vielfältige Möglichkeiten zur Entdeckung der Natur vor der Haustüre.

«Ab durch die Hecke»

Morgen Freitag auf dem Markt geht es bereits um 7 Uhr los. Auch Frühaufsteher können sich vor Ort informieren lassen, zum Beispiel über Wildpflanzen, die im eigenen Garten gedeihen. Bei den öffentlichen Veranstaltungen geht es nicht nur um Pflanzen. «Die Angebote», so Corinne Rutschmann weiter, «sollen Kopf, Herz und Hand ansprechen: Über Naturerlebnisse wird der Aufbau einer emotionalen Beziehung zur Tier- und Pflanzenwelt ermöglicht.» Und diese Vorgehensweise birgt noch einen weiteren Vorteil: Nur was wir kennen, lieben und schützen wir. Die morgige Aktion führt Pro Natura in Zusammenarbeit mit dem Vogel- und Naturschutzverein durch. Am Nachmittag wird von 14 bis 17 Uhr ein Kinderworkshop «Ab durch die Hecke» für Primarschüler angeboten. Zwei weitere Exkursionen im Juni, eine zu Wildtieren in der Siedlung und ein Workshop zu Spinnen, eignen sich sehr gut für Familien.

Verkauf von Wildpflanzen und -sträuchern

Wer das Gehörte und Gesehene gleich in die Tat umsetzen will, kann vor Ort auf dem Zytplatz einheimische Wildpflanzen und -sträucher posten und im Garten oder auch in Töpfen auspflanzen. Es falle generell auf, dass die Menschen heute viel sensibilisierter seien auf die Begriffe Biodiversität beziehungsweise Artenvielfalt. «Uns wird bewusst, dass Insekten, wie beispielsweise Wildbienen, Käfer und Schmetterlinge, nicht weiter existieren können, wenn sie keine Nistmöglichkeiten und keine Nahrung in Form von einheimischen Wildpflanzen finden», sagt Corinne Rutschmann. Das passiert oftmals im eigenen Garten ganz ungewollt und unbedarft. Dann zum Beispiel, wenn alle Rasenflächen ausnahmslos auf die gleiche Kürze gebracht werden – oder wenn im Herbst Pflanzen und Sträucher einen Kahlschnitt verpasst erhalten. Der Nachwuchs von Insekten, die ihre Eier in abgestorbene Pflanzenstängel abgelegt haben, wird im Frühling nicht schlüpfen können.

Spaziergang und Crashkurs

Die Expertin von Pro Natura weiss, dass Information wichtig ist, die praktische Erfahrung aber noch viel wichtiger. Deshalb wird am 1. Juni in Grenchen ein Naturgartenrundang durchgeführt. Eine Naturgärtnerin wird dabei die wichtigsten Elemente der Naturgartengestaltung erläutern. Am 11. Juni findet dann ein so genannter Crashkurs statt. Auch an diesem Tag wird dem Thema Naturgartengestaltung höchste Priorität eingeräumt.

Bis zu den Sommerferien besucht das mobile Naturerlebniszentrum Primarschüler im Eichholz, Kastels und Halden. Der Bauwagen steht während zwei bis drei Wochen auf dem jeweiligen Pausenplatz. Rund die Hälfte der Schulklassen habe sich für einen der sechs Workshops angemeldet. Unter der Leitung einer naturpädagogischen Fachperson entdecken die Kinder ihre Umgebung aus einer neuen Perspektive, sie tauchen ein in den Mikrokosmos der Kleinsttiere in Moosen oder zwischen Steinen. Oder sie versuchen, wie Bäume zu denken oder begeben sich als Igel auf Nahrungssuche. Spannende Geschichten, tatsächlich!