Hochgenuss mit Hindernissen

Das «Zmorge» im Café-Restaurant der Bäckereien kann gleich selbst ausgesucht werden, oder man geniesst ein Menü zu Mittag. Die sogenannten Coffeeshops von Bäckereien gibt es in der Uhrenstadt gleich an fünf Standorten.

Philipp Egli ist mit Leib und Seele Bäcker/Konditor. Gefragt sind bei Egli Beck nun möglichst rasch geeignete Nachwuchskräfte. Bild: Daniel Martiny
Philipp Egli ist mit Leib und Seele Bäcker/Konditor. Gefragt sind bei Egli Beck nun möglichst rasch geeignete Nachwuchskräfte. Bild: Daniel Martiny

Alles ist ruhig und friedlich, wenn um 5.30 Uhr der Egli Beck in Grenchen seine Pforten öffnet und feinster Geruch von frischem Brot und Gipfeli in die Nase steigt. Die ersten Stammkunden lassen denn auch nicht lange auf sich warten, denn sie schätzen die hohe Qualität der Backwaren. Etwas später geht es beim Egli Beck an der Bahnhofstrasse so richtig los. Wenn die ersten Pendler am Südbahnhof ankommen und sich vor der Arbeit noch das Kaffee/Gipfeli gönnen, dann herrscht Hochbetrieb. «Das Geschäft am Bahnhof läuft hervorragend», weiss Inhaber Philipp Egli. So zwischen acht und neun Uhr morgens herrsche der grösste Andrang. «Oft wird nach dem Kaffeegenuss auch gleich noch Proviant für den Tag eingekauft. Das Take-away ist absolut beliebt und rentabel.»

Werde Bäcker/Konditor

Das Familien-KMU beschäftigt an seinen beiden Standorten bis zu 20 Mitarbeitende. Die Filiale an der Bettlacherstrasse hat fünf Tage lang durchgehend geöffnet. Am Südbahnhof öffnete Egli bisher auch am Samstagnachmittag. Wie aktuell bei vielen anderen Berufen im Handwerk, mangelt es bei den Bäckereien jedoch an Nachwuchs. «Das ist tatsächlich so», ergänzt Philipp Egli: «Mir fehlt es nicht etwa an Servicepersonal, sondern an genügend Mitarbeitern in der Backstube. Der Beruf als Bäcker/Konditor hat mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Als Bäcker zu arbeiten, verbinden vorab junge Leute mit frühem Aufstehen und Mehl in der Lunge.» Dabei wurde der Betrieb in Grenchen laufend modernisiert. «Arbeiteten wir früher mit vier Personen ab 2 Uhr nachts, so benötigen wir heute nur noch zwei Personen. Zwei weitere beginnen ihre Arbeit um 4 Uhr.» Von früh bis spät in der Backstube zu stehen – dieser Gedanke schürt ebenfalls das Vorurteil, der Bäckerberuf sei ein «Knochenjob». Dass inzwischen auch Maschinen das Teigkneten übernehmen und die Angestellten mit viel Kreativität und Liebe zum Detail ihre Kundschaft verzaubern und verwöhnen dürfen, wird oft vergessen.

Angepasste Öffnungszeiten

Kreativität, Herzblut und viel Unternehmergeist machen Egli Beck also erfolgreich. Natürlich braucht es dafür grossen Einsatz und es muss manchmal hart und ausdauernd gearbeitet werden. «Momentan sind wir mit mir zusammen nur noch vier Personen in der Backstube. Benötigen würde ich idealerweise sechs Angestellte», sagt der Bäcker/Konditor. Guter Rat ist also teuer. Was tun? «Wir haben das Messer am Hals und ich hoffe auf baldige Verstärkung. Als ersten Schritt musste ich die Öffnungszeiten anpassen und die Filiale an der Bahnhofstrasse bleibt über das ganze Wochenende geschlossen», bedauert Egli. Er hoffe, dass er durch diese Probleme das Sortiment nicht verkleinern müsse. Die Grenchner halten ihrem Beck inzwischen die Treue. «Jeder zweite Kunde, der unsere Bäckerei betritt, kommt aus der Stadt. Andere kommen aus der nahen Region, um unsere frischen Backwaren und die Confiserie-Produkte zu erwerben.» Bleibt zu hoffen, dass der schöne und trotz allem attraktive Beruf des Bäckers/Konditors noch lange erhalten bleibt und man den Grossverteilern die Stirn bieten kann. Die Voraussetzungen dazu stehen in unserer Stadt nicht schlecht. Interessierte Nachwuchskräfte dürfen sich jederzeit bei Egli Beck melden und sich ein Bild vom Betrieb machen.