25, 50, 75 – die Zahlenkombination eines Grenchner Figaros

Fritz Schlup, der Grenchner Figaro, bekannt wie ein bunter Hund, denkt noch immer nicht ans Aufhören. Schon mit 25 Jahren eröffnete er 1975 sein eigenes Geschäft – mutig, selbstbewusst und voller Elan. Mit 50 zog er in ein grösseres Lokal um, als ob er gerade erst angefangen hätte. Und jetzt, mit 75, feiert er 50 Jahre Selbstständigkeit – eine Meisterleistung, die einmal mehr beweist: Arbeit kann auch Freude sein.

Fritz Schlup, der Grenchner Figaro, bekannt wie ein bunter Hund, denkt noch immer nicht ans Aufhören. Schon mit 25 Jahren eröffnete er 1975 sein eigenes Geschäft – mutig, selbstbewusst und voller Elan. Mit 50 zog er in ein grösseres Lokal um, als ob er gerade erst angefangen hätte. Und jetzt, mit 75, feiert er 50 Jahre Selbstständigkeit – eine Meisterleistung, die einmal mehr beweist: Arbeit kann auch Freude sein.

Bianca, die zwölfjährige Hundedame, ist wachsam – manchmal. Da liegt sie gemütlich am Boden, döst so vor sich hin. Plötzlich – Schritte! Die Ohren zucken, die Augen gehen auf. Ein Fremder? Sie rappelt sich hoch, wackelt mit den Pfoten, gibt ein paar kräftige Bellgeräusche von sich. Zwei, drei, damit es auch Herrchen hört. Dann schnuppert sie, prüft die Lage – und entscheidet: kein Grund für Alarm. Kein Feind. Da kommt Freund.

Fritz Schlup erhebt sich vom Coiffeurstuhl und sagt: «Sie ist älter geworden und hört und sieht nicht mehr so gut.» Er sagt es nicht, denkt es aber wohl: Wir alle werden schliesslich älter. Er ist dieses Jahr 75 geworden. Vor 50 Jahren eröffnete er sein eigenes Coiffeurgeschäft an der Bielstrasse und zog mit einer Angestellten und zwei Lernenden ein. Der Mann, der nie um ein Wort verlegen ist und für jede und jeden einen Spruch parat hat, wirkt ganz kurz nachdenklich. Er zeigt ein Foto, das ihn als neuen Weltmeister zeigt. Das war 1991, als er zusammen mit der neunköpfigen Schweizer Coiffeurequipe in Cannes den Weltmeistertitel holte. Das Bild zeigt ihn eingerahmt von zwei hübschen Damen. Fritz strahlt, blickt gedankenverloren gen Himmel und denkt wohl: «Wie schön ist doch das Leben.» So ist Fritz Schlup. Wir sprechen von den Anfängen seiner Geschäftstätigkeit, und ohne Vorwarnung wechselt er das Thema. Nachfragen ist zwecklos. Er gewinnt immer.

Die an Thomas Gottschalks Mähne erinnernde Haarpracht des Grenchner Figaro ist zwischenzeitlich lichter geworden. Mit den Füssen hat er es schon länger, aber sonst ist «Fritz the Cat», wie man ihn gerne nennt, ganz der Alte geblieben, so wie er es schon in jungen Jahren war. Wir reden über seine Zeit als Lehrling. Er meisterte die Lehre mit Bravour und arbeitete danach beim teuersten Coiffeur in Biel. 160 Franken pro Woche verdiente er. Er lacht. «Heute verdient jeder Stift mehr.» Vielleicht beschloss er deshalb, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Auch der Anfang war nicht leicht. Er habe zeitweise noch auf dem Bau gearbeitet, um den Lohn seiner Angestellten sicher bezahlen zu können. In Grenchen gab es damals fünf Coiffeurgeschäfte, einige weniger als heute. Kannte man ihn schon damals? Fritz Schlup guckt mich an, als hätte ich gerade etwas völlig Absurdes gefragt. «Klar kannte man mich in der Stadt.» Wir sind wieder beim Ursprungsthema.

Ein Männerhaarschnitt mit Waschen kostete damals vielleicht 20 oder 25 Franken. Frauen mit Dauerwellen und gefärbten Haaren waren damals schon viel teurer. «Gut fürs Geschäft», hakt er in seiner bekannten Manier nach. Worum ging es gerade? Ohne Komma, Punkt oder Gedankenstrich sind wir beim Fussball. Er blickt auf die Ahnengalerie an der Wand. «Embolo?» Ich habe nichts gefragt. Er sagt es trotzdem. «Breel Embolo war in jungen Jahren, als er beim FCB spielte, immer mal hier. Alt Bundesrat Adolf Ogi sicher zweimal.» Sogar der als fliegender Finne bekannte Motorradrennfahrer Jarno Saarinen sass hier schon auf dem Coiffeurstuhl, erzählt er weiter. Und Schwinger! Stucki Christian, Staudenmann Fabian oder Gnägi Florian. «Der Flöru», präzisiert er, «kommt nicht mehr, mangels Haaren», grinst Fritz.

Back to the roots. – Im Jahr 2000 zog er mit seinem Geschäft an die Bahnhofstrasse. Später hatte er eine Filiale in Studen, zeitweise waren 13 Mitarbeitende an beiden Standorten tätig. Auch heute mangelt es in Grenchen nicht an guten Coiffeurgeschäften. Er ist und bleibt der bunte Hund in diesem Kreis. Auch wenn es ruhiger um ihn geworden ist. Er arbeitet noch als Freelancer und frisiert langjährige Stammkunden. «Ich darf, muss aber nicht mehr arbeiten.» 2019 hat Kerstin Schlup, seine ehemalige Lebenspartnerin, das Geschäft übernommen und führt es weiter. «Ob es noch einmal für 50 Jahre reicht, weiss ich nicht», schmunzelt die Chefin.

Er war früher Boxer und spielte gerne Fussball. Seine Titel holte er jedoch bei internationalen Frisierwettbewerben. Anfang der Achtzigerjahre begann er seine «Wettbewerbskarriere», anfänglich ohne jegliche Hilfe. «Manchmal fehlte es an der Zeit, manchmal an den richtigen Kleidern.» Er feierte neben dem WM-Titel vier Weltcupsiege, wurde einmal Erster beim Copa Latino in Italien und war Jurymitglied bei drei Miss-Schweiz-Wahlen. Gerne erinnert er sich an Sandra Aegerter. «Sie war mein Top-Model», schwärmt er. Mit dem Styling-Team habe er die ganze Welt bereist. Fast die ganze Welt. In Japan war er nie. Während wir über Pokale und Titel sprechen, fällt ihm noch etwas anderes ein. Vor seiner Selbstständigkeit arbeitete er eine Zeit lang in Zermatt. Dort lernte er eine Einheimische kennen. Es wurde nichts Ernstes. «Aber», sagt er, «wäre etwas daraus geworden, wäre ich heute vielleicht Hotelier.»

Wenn es um die Ausbildung ging, war bei Fritz Schluss mit lustig. Er hat über 50 Lernende ausgebildet. Wer die Sache zu locker nahm, bekam einen Zusammenschiss vom Chef und lernte ihn von einer anderen Seite kennen. Die Frage ist rhetorisch: Würdest du wieder Friseur werden wollen? Klar würde er es wieder werden wollen. Er hätte auch Hotelier in Zermatt werden können. Wir sind froh, dass er es nicht geworden ist. Er würde hier in Grenchen schmerzlich fehlen!

Am Freitag, 24. Oktober 2025, feiert Coiffure Création Marc an der Bahnhofstrasse 31 von 11 bis 18 Uhr mit allen, die gerne auf die 50 Jahre anstossen wollen. Es gibt Bratwurst, Getränke, Kuchen zum Einheitspreis von 3 Franken. Der Erlös geht an die Junioren des FC Grenchen.