Vom Personalleiter zum Dienstleister

Wie kommt ein ehemaliger Personalleiter eines grossen Unternehmens dazu, beruflich in eine ganz andere Richtung zu gehen und im neuen Umfeld glücklich zu werden? Stefan Haas, ein gebür­tiger Basler, hat diesen Weg gewählt und ist rundum zufrieden. Seit acht Jahren führt er zusammen mit seiner Mitarbeiterin Barbara Ryf die Spitex- und Reha-Hilfsmittel GmbH in Grenchen.

Das aktive Duo der Spitex- und Reha-Hilfsmittel GmbH in Grenchen: Barbara Ryf und Geschäftsinhaber Stefan Haas. Bild:J.Weibel
Das aktive Duo der Spitex- und Reha-Hilfsmittel GmbH in Grenchen: Barbara Ryf und Geschäftsinhaber Stefan Haas. Bild:J.Weibel

Wie nennt man das? Ist Stefan Haas ein Aussteiger oder ein Quereinsteiger? Er gibt selbst die Lösung: «Ich war zufrieden in meiner beruflichen Stellung.» Er habe jedoch gespürt, dass der stetig zunehmende Druck seiner Gesundheit auf Dauer abträglich sein würde. «Dann kam der Moment, in dem ich mir sagte: Warum machst du nicht einfach etwas anderes? Und so habe ich nach einer längeren Aus- bzw. Bedenkzeit den festen Entschluss gefasst, etwas ganz Neues an die Hand zu nehmen.»

Der Neuanfang

Das ist einfach gesagt, aber nicht immer einfach getan. Vor allem wenn sich der Quereinsteiger vorgenommen hat, in die sogenannte Hilfsmittelwelt einzusteigen. Da stellt sich schon die Frage: Wie, Herr Haas, sind Sie auf diesen Gedanken gekommen? Die Antwort kommt spontan: «Spätestens, als mein Vater an Parkinson erkrankte und Betreuung nötig hatte.» Diese Betreuung hatte Stefan Haas weitgehend an die Hand genommen und kam so in Kontakt mit diversen Hilfsmitteln, die ältere und behinderte Menschen zunehmend nötig haben in ihrem Alltag.

Er hatte festgestellt, dass es gar nicht so einfach war, diese Hilfsmittel zu besorgen. Und so kam er auf die Idee, in diesem Umfeld beruflich Fuss zu fassen. Als ehemaliger Kadermitarbeiter und Mitglied einer Unternehmensleitung waren ihm die Attribute «Konkurrenzanalyse» und «Businessplan» nicht unbekannt. Weil er damals aus privaten Gründen schon länger in Grenchen Wohnsitz genommen hatte, fiel ihm die mögliche Standortwahl für ein solches Unterfangen leichter. Firmen, die Reha-Hilfsmittel verleihen oder verkaufen, sind dünn gesät in der näheren und der weiteren Region. Einzig ostwärts im bernischen Niederbipp oder westwärts im bernischen Lyss gab es grössere Anbieter. Und so eröffnete Stefan Haas vor acht Jahren zusammen mit Geschäftspartnern sein Geschäft an der Girardstrasse in Grenchen.

Der Erfolg stellt sich ein

Natürlich sei der Einstieg anfänglich schwierig gewesen. Er verkaufe nicht Produkte für den Alltag. Es brauchte einen gewissen Bekanntheitsgrad. Zuträglich war der Umstand, dass auf der anderen Strassenseite die Spitex Grenchen ihren Sitz hat. Mittlerweile empfehlen ihn auch das Rote Kreuz, die Pro Senectute oder die Invalidenversicherung. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Geschäft und konnte dank einem Mauerdurchbruch in der bestehenden Lokalität auf 200 Quadratmeter Verkaufsfläche erweitert werden. Die Geschäftspartner sind zwischenzeitlich ausgestiegen. Seither wird Stefan Haas von Barbara Ryf, einer ausgebildeten Reha-Technikerin, unterstützt. Personell hat sich die Spitex- und Reha-Hilfsmittel GmbH nicht wesentlich vergrössert. «Wir haben noch zwei ‹Springer› auf Freelance-Basis, die bei der Auslieferung und bei Reparaturen helfen.» Das ist nicht unwichtig. Wer beispielsweise nach einem Spitalaufenthalt noch pflegebedürftig ist und ein elektrisches Pflegebett benötigt, erhält dieses wichtige Hilfsmittel innerhalb von maximal drei Arbeitstagen. Dank der grossen Flexibilität wurden z.B. elektrische Pflegebetten auch schon am selben oder am kommenden Tag geliefert. In dringendsten Fällen kann es auch mal sein, dass die Lieferung an einem Samstag oder sogar an einem Sonntag erledigt wird. «Damit haben wir uns einen Namen gemacht», sagt Haas.

Dienstleister mit Komplettangebot

Und damit wurde auch die Kundenkartei immer grösser. Zwischenzeitlich stehen in ihr die Namen von über 2000 Kunden. Das Angebot umfasst 250 Artikel von 30 Lieferanten. «Was nicht am Lager ist, können wir innert kurzer Zeit besorgen», versichert der Firmenchef. Nicht nur das. Die Firma sei berechtigt, sämtliche Hilfsmittel wie Rollstühle oder Pflegebetten den IV-Stellen zu offerieren und direkt mit ihnen abzurechnen. Dafür würden die nötigen Abklärungen getroffen und die administrativen Aufgaben wie Anträge und Offerten erledigt. «Die betroffenen Menschen haben meist mit sich selbst genug zu tun; die Zeit für solche Arbeiten fehlt ihnen.» Im Ladengeschäft findet natürlich nur ein Teil des Angebots Platz. Das meiste Material, so Stefan Haas, sei extern gelagert.

Das Angebot passt der Hilfsmittelspezialist den Kundenbedürfnissen entsprechend laufend an. So findet man im Grenchner Geschäft neuerdings auch Hilfsmittel bei Inkontinenz: Slipeinlagen oder komplette Slips. Ebenfalls neu im Programm sind Kompressionsstrümpfe. Seine Kunden stammen aus der Stadt, der unmittelbaren Umgebung, aber auch aus Solothurn, dem Raum Biel und Bucheggberg. Der Kundenkreis besteht jedoch nicht nur aus Privatpersonen, mittlerweile kommen auch immer mehr Institutionen wie beispielsweise Spitäler und Wohnheime auf Haas zu. Dies freut ihn sehr, und er ist bemüht, auch diesen Bereich weiter auszubauen.

Wie in den Öffnungszeiten ersichtlich ist der Verkaufsladen nicht immer geöffnet, da Haas und Ryf immer mehr Zeit für Abklärungen vor Ort bei Interessenten oder Kunden sowie für die Lieferungen von Hilfsmitteln benötigen. Die Freude an der neuen Berufung wächst bei Haas stetig. «Mein Beruf ist heute auch Hobby, das ich jeden Tag von neuem gerne wieder angehe.»

Öffnungszeiten: Dienstag, 13.30 bis 18 UhrMittwoch, 9 bis 18 UhrDonnerstag und Freitag,13.30 bis18UhrSamstag, 9 bis 14 UhrMontag ganzen Tag geschlossen

Weitere Informationen: www.reha-hilfsmittel.ch