Velofreundliche Stadt

Velofahren boomt. 2020 wurden rund 640000 Räder in der Schweiz verkauft, jeder dritte «Drahtesel» mit Motor. Im gleichen Zeitraum wurden rund 236000 Autos in den Verkehr gesetzt. Trotzdem gibt es immer noch zu wenig sichere oder zumindest gesicherte Radwege bei uns. Das 2018 vom Volk beschlossene Velogesetz soll Besserung bringen. Besonders in Städten haben Velofahrer manchmal einen schweren Stand. Nicht so in Grenchen!

Radeln in der Stadt ist schneller und unkomplizierter. Mit dem vor drei Jahren beschlossenen Veloweggesetz sollen Radwege noch direkter und sicherer werden.Bild: Shutterstock
Radeln in der Stadt ist schneller und unkomplizierter. Mit dem vor drei Jahren beschlossenen Veloweggesetz sollen Radwege noch direkter und sicherer werden.Bild: Shutterstock

Wer in Grenchen von Velo spricht, denkt gleich an Luzia Meister, ihres Zeichens Stadtschreiberin. Bis vor zwei Jahren war sie Vizepräsidentin von Pro Velo Schweiz und ist täglich unterwegs mit ihrem Rad. Wer weiss also besser, wie es in der Stadt um die Sicherheit auf Radwegen steht. Wir fragen sie, Luzia Meister antwortet mit einem kurzen und präzisen «gut», und betont, dass sie nicht als Behördenmitglied Auskunft gebe, sondern als velofahrende Privatperson.

«In Grenchen radelt es sich fast überall mit dem Rad auf direktem Weg von A nach B», sagt Luzia Meister. Für sie muss ein Veloweg zwei wichtige Faktoren erfüllen: Er muss direkt sein und sicher. Dieses Ansinnen soll mit dem neuen Velogesetz verfolgt werden. Der Bundesrat will das Velofahren sicherer machen und deshalb eine Planungspflicht einführen. Beim Bau von Velowegen sollen schweizweit die gleichen Regeln gelten.

Da rennt die Bundesbehörde in Grenchen offene Türen ein. Stadtplaner Fabian Ochsenbein bestätigt die Fortschritte und zwei bereits laufende Planungsprozesse. «Im Agglomera­tionsprogramm Grenchen-Bettlach-Lengnau sind diverse Massnahmen für die Verbesserung der überkommunalen Velorouten in Ost-West-Richtung erwähnt», sagt Ochsenbein. Das Agglo-Programm sei diesen Sommer beim Bund eingereicht worden. Was noch wichtiger ist: «Ein wichtiges Thema ist eine neue Querung der Bahnlinie, östlich des Bahnhofs Süd.» Das freut auch die passionierte Velofahrerin Luzia Meister. Die fehlende Bahnunterführung, die Nord- und Südseite der Stadt verbinde, sei die einzige grosse Lücke im Radwegnetz in Grenchen.

«Die geplante Querung beim Südbahnhof ist ein wichtiger Bestandteil der laufenden Ortsplanungsrevision», erklärt Stadtplaner Fabian Ochsenbein. Darin enthalten sei ein Velorichtplan mit den wichtigsten Verbindungen bzw. Lücken und Wunschlinien für den Veloverkehr. Das sind gute Aussichten, auch für Luzia Meister. «Denn», sagt sie, «in Grenchen sind auch die Hauptstrassen nur zweispurig; das sind menschliche und velofreundliche Dimensionen. Zudem sind auf ihnen die Fussgängerstreifen mit Mittelinseln geschützt. Diese schützen gleichzeitig die Velofahrenden beim anspruchsvollen Linksabbiegen.» Damit fahre es sich einfacher und vor allem sicherer durch die Grenchner Autostrassen. Die Frage ist nur noch: Wann kann der vorhandene Velorichtplan vollständig umgesetzt werden? Darauf hat Fabian Ochsenbein die Antwort: «Sobald die neuen Erschliessungspläne genehmigt sind, können wir auf dieser Basis weitere Schritte planen und projektieren.»

Das ist gut, denn der Veloboom setzt sich weiter fort!