Teamwork mit Pferden im Wald

Ein seltenes Schauspiel konnte man letzte Woche im Bettlacher Wald erleben. Im Einsatz stand ein Zug der Train-Rekrutenschule. Mit ihren Pferden zogen sie für den Forstbetrieb Leberberg Holzstämme aus unwegsamem Gelände. Eine knifflige und nicht ganz ungefährliche Arbeit.

Über 30 Soldatinnen und Soldaten sind zusammen mit den Pferden und Maultieren im Grosseinsatz. Bild: zvg
Über 30 Soldatinnen und Soldaten sind zusammen mit den Pferden und Maultieren im Grosseinsatz. Bild: zvg

Man kommt sich vor wie anno dazumal: Holzschlag und Abtransport der Baumstämme, aber ohne schwere Maschinen oder Fahrzeuglärm. Nur ein oder zwei PS stehen im Einsatz. Dazu ergänzend die Muskelkraft der Train-Soldaten. Der Forstbetrieb Leberberg profitierte eine Woche lang von einem Zug der Train-Rekrutenschule aus Schönbühl mit 13 Pferden und 4 Maultieren. Deren Aufgabe: die zuvor gefällten Bäume aus dem Wald zu schaffen. Die Szenerie ist irgendwie fast gespenstisch. Im Wald sind überall Pferde und Maultiere auszumachen. Plötzlich rast ein Gespann in vollem Tempo vorüber. Die Train-Soldaten haben ihre Hacken in den Baumstamm geschlagen und helfen zusammen mit dem Pferdeführer, dass die Holzstämme, trotz sehr wenig Platz zum Manövrieren, den Weg zur Sammelstelle finden. Jetzt ist Teamwork zwischen Mensch und Tier gefragt.

Das Publikum faszinierts

Über 30 Frauen und Männer arbeiten in ihren militärischen Tarnanzügen im Wald. Sie sind zwischen den vielen Bäumen von weitem gar nicht zu erkennen. Inzwischen haben sich auch einige Schaulustige im Bettlacher Wald eingefunden. Scheinbar hat es durchaus seinen Reiz, Pferde im Wald arbeiten zu sehen. Viele erleben das sogenannte «Holzrücken» zum ersten Mal und sind total fasziniert davon. Nicht immer machen die Pferde nämlich das, was die Train-Soldaten von ihnen verlangen. Plötzlich galoppiert ein Pferd ohne Halfter durch den Wald. Irgendwie konnte sich das Tier von seinem Zuggeschirr befreien und scheint keine Lust mehr auf Arbeit zu haben. Es wird aber relativ schnell wieder eingefangen. Auch die Maultiere versuchen immer wieder auszubrechen und schleifen den Train-Soldaten am Zügel sogar einige Meter weit mit. Andere Pferde, es sind ausschliesslich Freiberger Tiere im Einsatz, sind die Ruhe selbst, verrichten ihre Arbeit und ziehen den Baumstamm aus dem Geäst bis auf den ausgetretenen Waldweg.

Ein sich lohnender Einsatz

Alle Trainsoldatinnen und Soldaten haben einen Bezug zu den Pferden. Viele kommen aus landwirtschaftlichen Berufen und sind sich die Arbeit mit den Tieren gewohnt. Geduld ist gefragt. Die Arbeit im Team ist nicht immer einfach. Mit Gewalt oder Zwang ist gar nichts zu erreichen. Die gestellten Aufgaben im Bettlacher Wald wurden in dieser Woche zur Zufriedenheit aller erreicht. Der ganze Train-Zug ist wieder in die Stallungen im Sand von Schönbühl zurückgekehrt, um sich von den Strapazen zu erholen. Für den organisierenden Forstbetrieb Leberberg hat sich der Versuch mehr als nur gelohnt. Gut 150 Kubikmeter Holz liegen sauber gestapelt an der Sammelstelle und werden diese Woche von den Sägereien abgeholt. Der Boden ist zwar vom Regen und von den Hufen der Pferde aufgeweicht und die Spuren sind durchaus sichtbar, dies ist aber kein Vergleich dazu, als wenn schwere Maschinen diese Arbeit verrichtet hätten. In wenigen Tagen werden hier keine Überbleibsel mehr zu sehen sein. Der Train hat seine Übung mit Erfolg bewältigt und wird sich bald erneut mit seiner Kernaufgabe beschäftigen. So kommen sie beispielsweise bei Naturkatastrophen zum Einsatz. Bei Erdrutschen können so Stein und Geröll aus unzugänglichem Gebiet geräumt werden. Das Holzrücken im Wald nach Unwetterereignissen ist nun einmal mehr geübt und kann schweizweit jederzeit eingesetzt werden. Eine gute Sache, eigentlich ein schweizerisches Kulturgut, das auf diese Art aufrechterhalten werden sollte.