Der Entsorgungshof in Grenchen ist längst eingebürgert

An Weihnachten gehen jeweils viele Wünsche in Erfüllung: ein neuer Fernseher, Haushaltgeräte, ein neuer Schuhschrank oder ein mobiler Steamer für die Küche. Alles ist sorgsam in viel Karton eingepackt und mit dem Nachfolgeteil wird das vorhandene Gerät überflüssig und muss weichen. Am besten bringt man es gleich zur nächsten Entsorgungsstelle. Seit dreieinhalb Jahren bietet diese Dienstleistung in Grenchen die Schlunegger AG und nach wie vor für gewisse Dinge auch die Stadt. Wir haben nach den Feiertagen einen Augenschein genommen.

Simon Schär von der Schlunegger AG – hier bei  der Kartonentsorgung –  trifft man immer wieder als einen von gewöhnlich zwei Mitarbeitenden, die im Entsorgungshof in Grenchen während der Öffnungszeiten tätig sind.»
Simon Schär von der Schlunegger AG – hier bei der Kartonentsorgung – trifft man immer wieder als einen von gewöhnlich zwei Mitarbeitenden, die im Entsorgungshof in Grenchen während der Öffnungszeiten tätig sind.»

Anfang Juli 2018 eröffnete die Bürener Entsorgungsfirma Schlunegger AG als privater Anbieter eine öffentliche Sammelstelle an der Leuzigenstrasse. Nicht zur Freude aller. Viele Grenchnerinnen und Grenchner fürchteten einerseits einen Leistungsabbau der Stadt, und mit einem privaten Entsorger zusätzliche Kosten. Weder das eine noch das andere traf ein. Der Entsorgungshof der Firma Schlunegger, unweit vom Werkhof der Stadt Grenchen entfernt, hat vor dreieinhalb Jahren die Entsorgungsmöglichkeiten in Grenchen nicht nur nahtlos übernommen, sondern sogar ausgebaut. Zudem ist die Sammelstelle auch für Auswärtige offen.

Mehr Möglichkeiten für Glasentsorgung

«Ganz aus dem Geschäft» ist die Stadt nicht. Der Werkhof ist weiterhin Dienstleister für die Kehricht- und Grünabfuhr sowie die Glasentsorgung einmal im Monat und sammelt auch Altmetall, Karton und Papier ein. Ausgebaut wurden zudem die Möglichkeiten der Glasentsorgung. «Wir haben zwischenzeitlich drei Sammelstellen für Glas eingerichtet, das nun, wie bei Schlunegger, separiert entsorgt werden kann», sagt Werkhofchef Daniel Staufer. Trotz dieser zusätzlichen Dienstleistung an der Central-, Allerheiligenstrasse und im Monbijou-Quartier fährt die Stadt mit ihren Kehrichtwagen vor die Häuser und sammelt monatlich das Glas ein. «Leider lässt sich das Glas auf diese Weise nicht separieren (grün/braun und weiss), und macht deshalb das spätere Recycling aufwendiger.» Nicht nur nach den Festtagen, sondern spürbar in den vergangenen zwei Jahren massiv zugenommen hat der Kartonabfall – ganz klar eine Folge des zunehmenden Onlinehandels. «Noch bis vor wenigen Jahren haben drei Lastwagen am Sammeltag gereicht», moniert Werkhofchef Daniel Staufer. «Heute hilft Schlunegger aus mit einem zusätzlichen Fahrzeug.»

«Es wird mehr recycelt»

Es gebe ganz allgemein spürbar mehr Abfall. Das sei aber nicht primär die Folge der Konsumgesellschaft, sondern die wachsende Einwohnerzahl in Grenchen. Ende 2020 zählte die Stadt knapp 18 000 Bewohnerinnen und Bewohner und liegt damit nur noch rund 500 Einwohner hinter Olten, der grössten Stadt im Kanton. «Es wird viel mehr recycelt», stellt Staufer mit Genugtuung fest. «Auch dank des engmaschigen Angebots von öffentlichen und privaten Entsorgungsstellen.» Auch wenn sich die Zahlen nicht nur auf die Stadt Grenchen beschränken, so sind sie eindrücklich. Die Schlunegger AG hat letztes Jahr in Grenchen 800 Tonnen Holz, 700 Tonnen Abfall und 186 Tonnen Glas in ihrer Entsorgungsstelle in der Stadt entgegengenommen. Die neusten Zahlen der Stadt werden Ende Januar publiziert. 2020 fielen beispielsweise zusätzlich 356 Tonnen Glas an, 80 Tonnen Metall und 4300 Tonnen Kehricht. Nicht eingerechnet sind die Mengen an eingesammeltem Karton; die Stadt sammelte 2020 300 Tonnen ein. Die Zahlen 2021 dürften noch höher liegen.

Autonomes Wägesystem funktioniert

Simon Schlunegger, eines der fünf Mitglieder des Familienunternehmens, freut sich, dass die Entsorgungsstelle sich mittlerweile etablierte in der Uhrenstadt. Vor allem an einem Samstagmorgen gehe meistens die Post ab, sagt Schlunegger. Das Bedürfnis nach diesem zusätzlichen Halbtag sei rasch spürbar gewesen. «Es wird vor allem geschätzt, dass man bei uns eigentlich alles bringen kann: vom Karton, über Altpapier, bis zu Glas, Metall und Elektroschrott. Bauschutt, Holz, oder ganze Möbelstücke und Sondermüll – alles kann bei Schlunegger abgegeben werden. Nicht immer kostenfrei; vor allem Bauschutt, Sperrgut und Holz sind kostenpflichtig. Bis 40 Kilogramm wird eine Grundgebühr von 10 Franken verrechnet; ab 41 Kilogramm kostet jedes weitere Kilo 25 Rappen. Spezielle Bedingungen gelten auch für Sonderabfälle. Stolz ist das Unternehmen mit Hauptsitz in Büren an der Aare über sein modernes und autonomes Wägesystem. «Der Kunde fährt mit seinem Wagen und dem Abfall auf die Waage und erhält eine Quittung. Nach dem Entladen wird erneut gewogen und die Kosten werden ermittelt. Diese können dann bar oder mit Karte bezahlt werden», erklärt ­Simon Schlunegger das effiziente System. Gewerbliche Betriebe erhalten eine Monatsrechnung und können so bequem, auch täglich, ihren Abfall effizient entsorgen.

Was Schlunegger freut, ist das Bild, wenn am Samstag ganze Familien zur Entsorgungsstelle kämen. «So lernen die Kinder recht früh, wie man richtig entsorgt.»

Kurz Aufregung gab es im vergangenen Jahr, als für die Entsorgung von Karton eine Gebühr erhoben werden musste. Das war eine Folge der Rohstoffknappheit auf dem Weltmarkt. «Für unsere Mitarbeitende war das nicht immer einfach, den Leuten eine Entsorgungsgebühr aufbrummen zu müssen.» Zwischenzeitlich kann aber Karton wieder gratis entsorgt werden. Schlunegger hilft der Stadt bei der Papiersammlung aus. «Die Schulen sammeln das Papier ein und erhalten dafür Geld für ihre Schullager», betont Simon Schlunegger eine schöne Tradition, die, so hoffe er, noch lange erhalten bleibe.

Der Entsorgungshof in Grenchen ist derzeit wochentags von 7.45 bis 11.45 Uhr und von 13 bis 17 Uhr geöffnet.

Am Samstag von 8 bis 11.45 Uhr.