Mit Liebe, Geborgenheit und Sicherheit sterben können

Das erste Hospiz im Kanton Solothurn wurde im Mai 2022 in Derendingen eröffnet. Das Thema Tod löst bei vielen Menschen Ängste aus wie auch Erinnerungen an Angehörige, die man von dem irdischen Leben verabschieden musste. Genau diese Ängste und Gefühle bekommen im Hospiz Solothurn einen Platz. Der Tod kennt keinen bestimmten Ort oder Grenzen. Er geht uns alle an. Die Sterbenden wie auch deren Angehörige werden liebevoll durch den Prozess des Loslassens begleitet. Cristina Pitschen, Geschäftsleiterin, und Heidi Zumbrunnen, Präsidentin vom Verein Sterbehospiz Solothurn, geben Auskunft über das sensible und fragile Thema Sterben.

Das erste Hospiz im Kanton Solothurn in Derendingen ist nun eröffnet. Bild: zVg
Das erste Hospiz im Kanton Solothurn in Derendingen ist nun eröffnet. Bild: zVg

Wir wissen alle, dass wir sterben werden. Dieser Gedanke lässt uns schaudern über das Wann, das Wie und das Wo. Wir verdrängen es aus unseren Köpfen. Erst wenn Menschen, die wir lieben, erwartet oder unerwartet im Sterben liegen, müssen wir uns unfreiwillig damit beschäftigen, und es zwingt uns in die Knie. Das Hospiz Solothurn in Derendingen ist aus privaten und beruflichen Erfahrungen für die Gründungsmitglieder eine Notwendigkeit. Für sie ist das Sterben und dessen Begleitung ein wichtiger und abschliessender Lebensabschnitt, der mit Würde und Vertrauen zu Ende gehen sollte. Das Sterben ist individuell, manche sind angsterfüllt oder leiden unter belastenden Symptomen. Andere sehen es als Befreiung von den Schmerzen und sehnen sich danach, sich verabschieden zu können. Ein selbstbestimmtes Sterben ist oftmals schwierig in der heutigen Zeit. Obwohl die Angehörigen sich gerne rund um die Uhr um ihre Liebsten kümmern würden, sind die Umstände einfach zu schwierig. Zudem braucht es ausgebildete Fachpersonen für schwerwiegende Erkrankungen. Nebst den Sterbenden stehen auch die Angehörigen im Zentrum im Hospiz Solothurn. Ein interdisziplinäres Team von Fachpersonen, welches von freiwilligen Helferinnen und Helfern unterstützt wird, kümmert sich liebevoll und ganz­heitlich um die Sterbenden. Sicherheit, Geborgenheit und die individuellen Bedürfnisse bis zum letzten Atemzug sind die Leitpfade im Hospiz Solothurn in Derendingen.

Sterben ist ein Tabuthema

Für Heidi Zumbrunnen ist klar, dass Sterben immer noch ein Tabuthema ist. Die meisten Menschen sprechen nicht gerne darüber. «Wir werden alle sterben – eines Tages –, wir wissen nicht, wann, wie und wo», sagt Heidi Zumbrunnen. Wir denken manchmal darüber nach, aber oft wird das Thema verdrängt, so als würde es uns nichts angehen und nur die anderen betreffen. Die Coronapandemie hat das Sterben und den Tod sichtbarer gemacht. Das Virus hat viele Leben gefordert. Heidi Zumbrunnen betont, dass Menschen oft an chronischen Krankheiten sterben, die wegen Corona momentan etwas an Thematik verloren haben. Unfälle, Gewalt, Kriege und Hunger nennt sie auch als Beispiele. «Gegen den Tod gibt es kein Mittel», bestätigt Heidi Zumbrunnen, «auch wenn wir uns technologisch schon sehr weit entwickelt haben.» Unser Gesundheitswesen tut alles, um Krankheiten zu heilen, um den Tod hinauszuzögern, solange es geht. Doch das Sterben wird immer wieder aus unserem Bewusstsein verbannt. «Es gibt wenig Raum zum Sterben», empfindet Heidi Zumbrunnen.

Ein Zuhause zum Sterben

Für Cristina Pitschen ist es wichtig, dass die Sterbenden sich wie zu Hause fühlen. Es ist ein Zusammenleben von empathischem Pflegepersonal und den Bezugspersonen. Die Gestaltung der Räumlichkeiten und der Zimmer ist ein wichtiger Bestandteil des Hospizes Solothurn. Religion, Weltanschauung und gesellschaftliche Interessen spielen da keine Rolle. Jeder Mensch ist auf dem Sterbebett einfach Mensch. Die sterbenden Personen wachsen Cristina Pitschen ebenfalls ans Herz, und auch sie schmerzt es jedes Mal, wenn sie gehen müssen. Mit Dankbarkeit und Ehrfurcht möchte sie aber alle Beteiligten bei diesem Abschied begleiten. Cristina Pitschen meint: «Die Befreiung, die im Tod liegt, fängt nicht erst beim Sterben an, vielmehr sollte man dem Leben täglich aufs Neue begegnen und Altes loslassen können. Das Schöne und das Versöhnliche geniessen, aber auch die Herausforderungen und manchmal auch das Traurige annehmen, da es zum Leben gehört.»

Informationen zum Sterbehospiz Solothurn in Derendingen:www.sterbehospiz.ch