Aarebrüggli: Milde Winter verursachen dem Igel Probleme
Es ist nicht neu: Die Natur signalisiert Wettertrends schon im Voraus. Auch die Igel machen das. «Eher milder Winter in Sicht!», heisst es da. Und das schafft für diese Tierart womöglich existenzielle Probleme.

Die Natur hat geniale Instrumente für die Sicherung des Überlebens der Arten geschaffen. Eines ist der Winterschlaf des Igels in der kalten und nahrungsärmsten Phase, dem Winter. Futter ist dann für den niedlichen, aber stacheligen Vierbeiner nicht mehr zu finden. Darum sucht er sich für diese Zeit eine Unterkunft, wo er seinen Winterschlaf abhalten kann. Die Körpertemperatur wird bis auf rund fünf Grad gesenkt und der Energieverbrauch entsprechend stark reduziert. So weit – so gut. Allerdings verzeichnen wir immer mehr milde Winter. Die Igel kommen gar nicht mehr richtig in den Winterschlaf und bräuchten dann Nahrung als temporäre Unterstützung. In diesem Winter erwartet die Igelstation im Tierasyl Aarebrüggli denn auch Mehrarbeit.
Eine einfache Lösung für ein wiederkehrendes Problem
Das Wetter können wir nicht ändern, nur unser Verhalten, um den Klimawandel zu stoppen. Aber den Igeln lässt sich schon helfen. «Es braucht eine geeignete Unterkunft sowie Nahrung», erläutert Ivan Schmid, Leiter des Tierasyls. Unterkünfte lassen sich durchaus selber herstellen. «Ideal ist eine Aufteilung der Unterkunft in eine Nahrungs- und eine Unterkunftskammer. Die Unterkunft muss trocken und windgeschützt sein. Dazu soll das Futter nicht an streunende Katzen oder andere Tiere gelangen, sondern möglichst dem Igel zur Verfügung stehen. Dafür braucht es eine Art Verwinkelung des Zugangs.» Mit diesen Vorgaben wurde versucht, eine solche Unterkunft als Prototyp selber herzustellen. Damit gingen sie dann auf die Suche nach dem geeigneten Partner für die Herstellung solcher Igelhäuser.
Fündig würden sie in Subingen im Wohnheim Kontiki. Dort erhalten die Bewohnerinnen und Bewohner eine sinnvolle Aufgabe, und den Igeln wird dadurch direkt geholfen. «Endlich können wir den Ratsuchenden bei der Auswilderung der Igel auch gleich eine eigene Lösung anbieten.» Die Kosten sind mit 40 bis 79 Franken sehr überschaubar. Mit dem geschützten Futterangebot können die Igel auch kritische Phasen überstehen. Das Auffüllen des Futters und das Wechseln des Wassers sind bei einer der zur Verfügung stehenden Varianten ohne Störung der Tiere einfach machbar. Als Futter eignet sich Katzenfutter (Trocken- und Nassfutter). Die Unterkünfte können beim Aarebrüggli und bei der Stiftung Kontiki direkt bezogen werden.
Igel nicht einfach aufgreifen
Wer Igel antrifft, soll die Tiere nicht einfach aufgreifen, sondern zuerst die Situation beobachten. Ist das Tier optisch gesund und aktiv, kann man allenfalls eine der erwähnten Unterkünfte bereitstellen. Diese lassen sich auch mit Ästen und Laub zusätzlich optimal schützen. Falls sich die Situation ändert, kann man sich bei der Igelstation melden und um Rat fragen. «Wir können leider nicht überall sein. Unser Personalbestand ist minimal und voll ausgelastet. Aber wir sind immer gerne bereit, unsere Erfahrungen zu teilen.» Ist ein Tier verletzt, soll es direkt zu einem Tierarzt gebracht werden. «Dazu muss man eine Kartonkiste haben und das Tier mit Handschuhen reinlegen. Unbedingt auch den Fundort dokumentieren, damit man später weiss, woher das Tier stammt.» Ist es bloss geschwächt, ruft man bei der Igelstation an und klärt das weitere Vorgehen ab.
Das Beobachten von Igeln in freier Natur und im eigenen Garten ist ein sehr schönes Erlebnis. Entsprechend ist es nicht nur für den Igel ein Gewinn, sondern auch für die Betreuenden. Wichtig ist jedoch, dass man sich an die Gesetzgebung und die Empfehlungen der Igelstation hält. Denn der Igel ist und bleibt ein Wildtier und kein Haustier. Diese Tierart hat über eine ausserordentlich lange Zeit der Evolution seine Position halten können. Heute braucht sie etwas Unterstützung. Geben wir sie diesen faszinierenden Geschöpfen!