Braucht es «Nette Toiletten»?
Ein Thema, über das man nicht gerne spricht: Wer dringend muss, hat nicht nur in Grenchen ein Problem. Es gibt kaum mehr zugängliche Toiletten im öffentlichen Raum. «Nette Toiletten» könnten das Problem lösen. Allerdings ist die Lösung nicht überall gleich einfach.

Werfen wir einen Blick in die östliche Kantonshauptstadt. Stadtschreiber Urs Unterlerchner verweist auf die Internetseite der Stadt, wo man einen Hinweis auf öffentliche Toiletten findet, ebenso einen Flyer mit den Standorten. Neben vier öffentlichen Toiletten, die immer oder zu bestimmten Zeiten geöffnet sind, bieten 13 Gastrobetriebe eine «Nette Toilette» an. Das heisst: Wer muss, der kann dort unentgeltlich aufs Klo. Aber auch nicht immer, nur dann, wenn die Betriebe geöffnet haben.
Wir haben im April vor einem Jahr das Thema schon einmal behandelt. Zu dieser Zeit hätte auch eine «Nette Toilette» wenig genutzt, weil die Gastrobetriebe zwangsweise geschlossen waren. Zu Schliessungen von öffentlichen Toiletten kam es schon früher, weil sie nicht mehr gefeit waren vor Vandalen und zudem von Drogenkonsumenten zweckentfremdet wurden. Aktuell findet man in Grenchens Zentrum auf dem Marktplatz nur gerade ein öffentliches Pissoir sowie eine Behinderten-Toilette. Diese ist primär für diese Zielgruppe vorgesehen, wer aber dringend muss, erhält im Restaurant Passage den Schlüssel. Wer im Bahnhof Süd auf die Toilette will, muss im «avec»-Shop den Schlüssel holen und ein Pfand hinterlegen – eine leidige Folge von wiederkehrenden Vandalenakten. Beim Bahnhof Nord hat es ebenfalls eine Toilette. Die steht aber primär Kundinnen und Kunden des «migrolino»-Shops zur Verfügung. Weitere öffentliche Toiletten gibt es an der südlich gelegenen Schifflände sowie an mehreren Orten beim Friedhof in Grenchen.
«Nette Toiletten» wären auch in Grenchen denkbar. Die Standortförderung gibt auf ein Postulat von Gemeinderat Daniel Hafner zu bedenken, dass «Nette Toiletten» zumindest teilweise sieben Tage in der Woche verfügbar sein sollten. Die Standortförderung stellt fest, dass grundsätzlich kein Betrieb im Stadtzentrum diese Anforderung erfüllen kann (Öffnungszeiten). Aber: Gemäss Auskunft der meisten Restaurants und Cafés sei die Benützung der Toilette als öffentliches WC kein Problem und werde schon heute pragmatisch (wenn vorher gefragt werde) erlaubt.
Das Thema wird wohl – unabhängig davon, ob das Postulat erheblich oder nicht erheblich erklärt wird – weiterhin eines bleiben. Was sagt Stadtschreiberin Luzia Meister, wenn sie das Angebot der Kantonshauptstadt betrachtet: «Ich denke, die beiden Städte lassen sich von der Einkaufs- wie auch von der allgemeinen Tourismussituation nicht vergleichen; der ‹Druck› ist in Grenchen nicht gar so hoch.» Man werde in Grenchen aber weiterhin ein waches Auge auf diese Frage haben.