Carmen Leimers Abschied nach 14 Jahren Boutique Olivia
Seit 14 Jahren prägt Carmen Leimer mit ihrer Boutique Olivia das Grenchner Gewerbe. Im kommenden Frühling tritt sie kürzer – und in den wohlverdienten Ruhestand. In ihrem Rückblick mischen sich Dankbarkeit und ein spürbarer Hauch Wehmut.

Sei es eine spezielle Weihnachtsverkaufsaktion, der Mercatino im Sommer oder der Cüpli-Samstag: Carmen Leimer bewies ihr gewerbliches Engagement und war immer dabei, wenn es darum ging, Grenchens Gewerbe zu stärken. Auch wenn sie schon länger wusste, dass 2026 das Jahr sein würde, in dem sie sich vermehrt anderen Dingen widmen wollte, die nicht primär den Einkauf bei europäischen Produzenten oder die Kundenbindung betreffen würden. Und trotzdem wollte sie ihr Engagement nicht einschränken. «Wenn ich hier im Geschäft zum letzten Mal den Schlüssel drehe – dann ist Schluss.»
So kennt man Carmen Leimer. Sie hat immer gute Laune und ein freundliches Gesicht – das lädt einfach zum entspannten Shoppen ein. «Es hat sich viel verändert in den vergangenen 14 Jahren, aber die sehr persönliche Bedienung und die Möglichkeit, eine Auswahl mit nach Hause zu nehmen und in Ruhe auszuprobieren, sind immer gleich geblieben.» Das wird sich bis zum kommenden Frühling nicht ändern.
Es war nicht immer einfach
Als sie 2012 ihre Boutique eröffnete, begann die Ära des Onlineverkaufs von Modeanbietern. «Da wurde es umso wichtiger, sich als individueller Dienstleister mit einem Sortiment, das man nicht unbedingt in dieser Form im Internet bekommt, um die Kundschaft zu kümmern.» Sie macht keinen Hehl daraus, dass es nicht immer einfach war, sich gegen die wachsende Konkurrenz, vor allem im Niedrigpreissegment, durchzusetzen.
«Für mich war es immer wichtig, Lieferanten zu suchen und zu finden, denen Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit wichtig sind. Wenn von Anfang bis Ende einer Produktionskette die damit beschäftigten Menschen ihr Auskommen haben, dann bedeutet das für mich Nachhaltigkeit», bekräftigt sie. Dass das seinen Preis hat, ist selbstredend. Eine Boutique müsse sich mit Qualität auszeichnen und nicht mit günstigen Angeboten.
Knick in der Coronapandemie
Die Coronapandemie von 2020 bis 2021 war einschneidend. Fast ein halbes Jahr lang waren die Türen der Boutique zwangsweise geschlossen. «Von einem Tag auf den anderen wurde mein Geschäft zum Nullsummenspiel.» Auf Dauer wäre das ohne finanzielle Unterstützung nicht mehr möglich gewesen. Eine solche gab es – als vorerst zinsloses Darlehen, das jedoch zurückbezahlt werden musste. Sie winkt kurz mit der Hand ab. «Diese Zeiten sind zum Glück passé. Aber es hat wehgetan.»
Einen viel grösseren Raum in ihrem Rückblick nimmt ihre Stammkundschaft aus Grenchen und der Umgebung ein. «Ich konnte immer auf sie zählen. Auch in den weniger guten Zeiten. Dafür bin ich meinen treuen Kundinnen und Kunden von Herzen dankbar.»
Ladenlokal wieder zu mieten
Sie hat bereits mit dem Abverkauf ihrer Ware begonnen. Aktuell wird der Einkauf in der Boutique Olivia mit einem Spezialrabatt von 20 Prozent versüsst. Es wird auch einen Ausverkauf geben, bevor Carmen Leimer ihr Lager räumt. Der Tag, an dem sie den Schlüssel zum letzten Mal in der Eingangstür dreht, ist noch nicht festgelegt. Sicher ist, dass das Ladenlokal voraussichtlich ab Mai 2026 wieder vermietbar sein wird. Für den langjährigen Vermieter bricht sie eine Lanze. «Ich blicke auf eine angenehme und faire Zeit zurück.» So nimmt sie vom Geschäftsleben Abschied – mit einem spürbaren und berechtigten Hauch von Wehmut.