Das Littering wird immer schlimmer

Im Frühling 2021 startete das Grenchner Raumpatenschafts­projekt mit drei Raumpatinnen und Raumpaten. Heute stehen zehnmal mehr Raumpaten im Dauereinsatz. Seit zwei Jahren dabei ist Beatrice Wagner an einem ganz besonderen Ort.

Beatrice Wagner kümmert sich beim Historischen Museum um die Sauberkeit. Eine Tafel weist darauf hin.

Ein Grenchner Hotspot sind sie ganz bestimmt nicht, die beiden kleinen Gärten beim Durchgang zum Historischen Museum. Liebevoll werden die kleinen Grünflächen gehegt und gepflegt. Ein Gärtchen ist der Witi gewidmet, das ­andere dem Jura. Die beide Plätze, die zum Parkplatz hinunterführen, sind öffentlich zugänglich und werden von vielen Menschen öfter als Oase für eine kleine Ruhepause genutzt. Mit der Ruhe ist es jedoch vorbei, seitdem seit einigen Monaten Jugendliche die Ruhe und Abgeschiedenheit des Parkplatzes für sich entdeckt haben. Hier sind sie mehr oder weniger ungestört, halten sich nicht an einer Hauptstrasse auf und werden auch nicht kontrolliert. «Bier trinken sie natürlich trotzdem», sagt Beatrice Wagner. Und dies nicht zu knapp. Diese Tatsache wäre ihr eigentlich egal, aber dass sie wöchentlich bis zu zehn Aludosen in ihrem kleinen Revier entsorgen muss, ist für die Grenchnerin unbegreiflich. «Dazu kommen Dutzende von Zigarettenkippen, die einfach gedankenlos irgendwohin weggeschmissen werden.»


Überzeit ist selbstverständlich
Selbstverständlich hat es bei der Treppe zwischen dem Museum und dem grossen Parkplatz auch einen Abfalleimer. Doch bis dahin müsste man etwa fünf Schritte gehen ... Beatrice Wagner ist seit acht Jahren auf diesem Gelände heimisch. «Ich reinige jeden Freitag das Museum und kümmere mich auch um den Umschwung. Nicht zuständig bin ich für die Ehrentreppe. Da kümmert sich die Stadt drum.» Um mangelnde Arbeit kann sich die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen nicht beklagen. «Meistens mache ich bereits am Freitag meine Tour. Bei schönem Wetter oder entsprechenden Anlässen in der Umgebung muss ich am Samstag jedoch Überzeit leisten.» Freude macht ihr die Arbeit trotzdem: «Ich kann etwas zur Schönheit meiner Stadt beitragen, in der ich immerhin bereits 54 Jahre lang wohne. Viele Leute bedanken sich auch für meine Tätigkeit.» Zu dieser Arbeit ist Beatrice Wagner übrigens durch ihre Schwiegertochter Angela Kummer gekommen. Angela Kummer gehört zu den Vorkämpferinnen gegen das Litteringproblem in der Stadt Grenchen.


Nützt ein Flaschen-Depot?
Inzwischen sind die Plätze und Strassen mit einem Holzschild gekennzeichnet, welches darauf hinweist, dass an diesem Ort speziell auf Sauberkeit geachtet wird. «Genützt hat es scheinbar nicht viel», so die Meinung von Beatrice Wagner. «Ich würde mir eher wünschen, dass auf Flaschen und Bierbüchsen wieder ein Depot erhoben würde.» Im Februar 2021 war das Projekt öffentlich lanciert worden. Danach suchte man Raumpatinnen und Raumpaten, die freiwillig ein bestimmtes Gebiet 
in Grenchen regelmässig von Littering befreien. Unter den Raumpaten finden sich Jugendliche, Senioren, Familien, Schulen, Vereine und Unternehmen wie das Kultur-Historische Museum oder die VEBO Genossenschaft Grenchen. Zu Beginn musste so einiges aufgegleist werden. Dies war dank der Unterstützung von Xenia Hediger und Angela Kummer möglich. Mittlerweilen gilt das Projekt quasi als Selbstläufer. Die Raumpaten können sich auf der IGSU-Website selbst organisieren und Material bestellen. «Eigentlich erreichen wir mit kleinem Aufwand eine grosse Wirkung», so Beatrice Wagner abschliessend. «Ich wünsche mir jedoch die Mitwirkung jedes Einzelnen, damit unsere Stadt sauber bleibt. So schwierig dürfte das doch nicht sein.»