Der besondere Treffpunkt beim «Markthof»

Edith Schneider könnte längst ihren Ruhestand geniessen, aber ihren Beruf liebt sie zu sehr, als dass sie ihn einfach an den Nagel hängen könne. Die gelernte Floristin trifft man drei Tage in der Woche beim Denner in Lengnau in ihrem «Blueme-Bistro».

Edith Schneider (rechts) mit ihrer helfen­den Kraft Marie-Louise Bürgy in ihrem Blumenreich in Lengnau.Bild: Joseph Weibel
Edith Schneider (rechts) mit ihrer helfen­den Kraft Marie-Louise Bürgy in ihrem Blumenreich in Lengnau.Bild: Joseph Weibel

Es ist Samstagmorgen. Edith Schneider hat Verstärkung geholt. Marie-Louise Bürgy aus Grenchen ist ebenfalls Floristin und hilft der Frau aus Pieterlen ab und zu aus. «Wir sind ein Team», ergänzt Edith Schneider und verweist noch auf zwei weitere Bekannte, die sie bei Bedarf unterstützen würden. Die beiden Damen sind förmlich umzingelt von einer wahren Farbenpracht: frische Blumensträusse, Blumengestecke und Deko-Gegenstände, die die nahen Ostertage verkünden.
Einen Kaffee gibt es? Natürlich! Edith Schneider fragt: «Kaffee crème, Espresso, Latte Macchiato, Milchkaffee oder Kaffee Baileys? Respekt. Die Frau ist ausgerüstet. Im Kühlschrank stehen auch Weissweinflaschen, Aperol und anderes mehr. Und frisch gezapftes Bier. Marke: Aarebier aus Bargen. Von Donnerstag bis Samstag steht sie und allenfalls ein weiteres Teammitglied im kleinen Laden neben dem Denner in Lengnau. «Um 7 Uhr morgens kommen die ersten Stammgäste zum Kaffee», sagt Edith Schneider nicht ohne Stolz. Und dazu gibt es bei Bedarf auch ein Gipfeli. Die Tage sind lang – donnerstags und freitags schliesst sie um 18 Uhr, samstags um 16 Uhr –, aber es sei immer etwas los. 
Edith Schneider ist nicht ganz zufällig auf diese Möglichkeit gestossen, ihren Beruf weiter als Hobby zu betreiben. Sie arbeitete die letzten fünf Jahre vor ihrer Pensionierung im besagten Denner, der besser unter dem Namen Markthof Lengnau bekannt ist. Geschäftsführer Franz Bieri habe ihr im Herbst 2021 angeboten, den Shop auf eigene Rechnung zu führen. «Das war noch die Zeit, in der zwar Schutzmasken getragen werden mussten, aber einigermassen wieder Normalbetrieb herrschte.» Jedenfalls setzte sie ihre Idee so gelungen um, dass Kunden aus der näheren oder weiteren Region bei ihr Einkehr halten. «Erst kürzlich», schmunzelt sie, «ist jemand auf dem Weg nach Büren zurückgefahren, weil der Mann zu seiner Frau gesagt hat, man könne bei Frau Schneider noch etwas Leckeres essen.» 
Essen? Richtig! Bei Edith Schneider liegt auf den Tischen noch eine Karte mit Gulaschsuppe, Zigeunerbraten, Schnitzel mit Pommes oder Cheeseburger und vielem mehr. Beliebt sei etwa die Rösti mit Knoblauch und Spiegelei. Sie bietet diese Speisen an, gekocht werden sie aber ein paar Meter weiter vorne in einem anderen Wagen, dessen Besitzer seinen Stehplatz ebenfalls hier hat. «Der nachbarschaftliche Austausch funktioniert gut», lacht Edith Schneider. Mit ihrem ehemaligen Chef Franz Bieri sei das ebenfalls so. Über sein Geschäft bestellt sie jeweils die frischen Blumen.
Auf Ostern ist Edith Schneider gut eingestellt. Einige Ostergestecke sind schon bereit für den Verkauf. Das gilt auch für Dekorationen. Sie habe verschiedene Bezugsquellen, auch für Keramik oder Nähprodukte. Sie habe ein Flair für Spezielles. Das gilt auch für das Angebot von Rosen. «Diese Sorten kriegt man nicht überall», sagt sie. Für die Sommermonate hat sie bereits Windspiele bestellt. Jedenfalls ist das Angebot in einer räumlich eingeschränkten Umgebung reichlich. Und: Hatte sie noch nie das Gefühl, jetzt wolle sie doch noch ein bisschen kürzer treten? «Das tu ich ja.» Schliesslich habe sie von Sonntag bis Mittwoch frei – «und genug Zeit, meine beiden Grosskinder zu sehen und meiner zweiten Passion, dem Stricken, zu frönen». Will heissen: Die besondere Begegnungsstätte beim «Markthof» in Lengnau bleibt noch eine ganze Weile bestehen.

«Café Blüemli», Edith Schneider. Geöffnet: Donnerstag, Freitag von 7 bis 18 Uhr und Samstag von 7 bis 16 Uhr. Bestellungen: E-Mail edithschneider@bluewin.ch