Der grosse Aufwand hat sich gelohnt
Seit Anfang März wird auf der Grenchner Schopfbühne wieder Theater gespielt. Und wie eh und je darf dabei gelacht werden, bis sich die Balken biegen. Im Stück «No Sex please, mir si Swiss Bankers» führen Lilian Jeannerat und Bernhard Obrecht die Co-Regie.

Mehrmals pro Woche strömen die Liebhaber des Kleintheaters aktuell wieder in Richtung Schopfbühne. Sie wollen das neue Stück des Grenchner Ensembles sehen, denn wie in den vergangenen Jahren verspricht der Abend eine spritzige und raffiniert konstruierte Komödienunterhaltung. «Nervös bin ich eigentlich nicht mehr, das sind nun vielmehr die Schauspieler, so kurz vor der Premiere», sagt Regisseurin Lilian Jeannerat. Sie habe ja ihre Arbeit in den letzten Tagen, Wochen und Monaten gemacht. «Einfach ist es nicht gewesen, genau auf den Tag X bereit zu sein, wir haben alles gegeben und wie man ab heute sehen wird, sind wir bereit, 18 Vorstellungen möglichst in Perfektion über die Bühne zu bringen.»
Zum zweiten Mal als Regisseurin
Das turbulente Stück spielt im Jahr 1976. Ganz so lange musste Lilian Jeannerat nicht darauf warten, bis sie endlich wieder in Grenchen Regie führen durfte. Und trotzdem waren die vergangenen Monate nicht einfach: «Die Premiere war für Frühling 2020 geplant, wurde dann wegen Corona kurzfristig verschoben, erneut geprobt, wieder gespielt und schliesslich vertagt. Sogar mit Maske standen wir auf der Bühne, konnten dann aber doch nicht richtig proben, weil total nur zehn anwesende Personen im Raum gestattet waren», sagt Jeannerat, die im neuen Stück «No Sex please, mir si Swiss Bankers» zusammen mit Benjamin Obrecht Regie führt. Das Regie-Duo hatte in der Schopfbühne bereits mit dem Stück «Schlüssel für zwei» einen sensationellen Publikumserfolg gefeiert. Gemeinsam verfügt das Duo über 35 Jahre Theatererfahrung und ergänzt sich als Co-Regisseure perfekt. «Mit der Gewissheit, dass vier Augen mehr sehen als zwei, können wir die Regiearbeit unterschiedlich angehen, können auf Stärken und Schwächen aus diversen Blickwinkeln aufmerksam machen und wirken so auf unsere Schauspieler enorm ausgleichend.»
Von London nach Grenchen
Lilian Jeannerat, die als Treuhänderin mit eidgenössischem Fähigkeitsausweis in Grenchen bei der Firma JSP Treuhand GmbH arbeitet, ist seit vielen Jahren mit dem Theatervirus infiziert. «Inzwischen helfe ich beim Bühnenbild, in der Technik und im Büro mit, damit alles problemlos über die Bühne gehen kann.» Die grösste und aufwendigste Arbeit sei es jedoch gewesen, das Stück der englischen Autoren Anthony Marriott und Alistair Foot zu lesen. «Immer – und immer wieder.» Auch habe man eine Aufführung in London gesehen und sofort gewusst: Das muss es sein! Ins Deutsche übersetzt und den hiesigen Gegebenheiten angepasst, würde es die ideale Aufführung für die Schopfbühne Grenchen. Regisseur Benjamin Obrecht schätzt die Zusammenarbeit mit Lilian Jeannerat, weil sie von Natur aus die Fähigkeit mitbringt, die Akteure mit sanfter Hand zu Spitzenleistungen zu motivieren. Jeannerat sagt über Obrecht: «Benjs grosse Theatererfahrungen und seine Detailtreue spiegeln sich sowohl im Bühnenbild als auch in seiner Art, mit den Protagonisten an Gestik und Betonungen zu arbeiten.» Beide haben es sich also zur Aufgabe gemacht, mit Erfahrung und Genauigkeit in der Detailarbeit etwas Professionalität in die Amateur-Theaterliga zu bringen. Und wie sich das Publikum in den letzten zwei Wochen überzeugen durfte, ist das Vorhaben gelungen. Im turbulenten und sehr wirbligen Stück haben es Jeannerat/Obrecht geschafft, ihre Truppe derart zu formen, dass diese die anspruchsvolle Arbeit, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und auch wieder zu verschwinden, mit Bravour lösen. Die turbulente Inszenierung um Missverständnisse und deren Vertuschung ist kurioserweise von brisanter Aktualität. Gewisse moralische Elemente im gespielten Milieu sind ja aktuell nicht nur auf der Theaterbühne zu sehen.
Weitere Vorstellungen von«No Sex please, mir si Swiss Bankers»finden am 20./25./26./27./29./31. März sowie am 1./3./7./8./9. April statt.www.schopfbuehne.ch