Der Kranzgewinn ist eine Frage der Zeit

Nicolas Caviezel hat vor drei Wochen beim Solothurner Kantonalschwingfest mit 54,25 Punkten Rang 16 erreicht. Der 22‑jährige Grenchner hat damit vor der eigenen Haustüre positiv auf sich aufmerksam gemacht. Ihm gehört die Zukunft.

Dieser junge Mann in Schwingerhosen will bald vor grossem Publikum Glanztaten vollbringen.Bilder: zvg

Dieser junge Mann in Schwingerhosen will bald vor grossem Publikum Glanztaten vollbringen.Bilder: zvg

Bereits jetzt ist die Technik des Grenchner Schwingers recht ausgereift.

Bereits jetzt ist die Technik des Grenchner Schwingers recht ausgereift.

Der junge Mann, der in strömendem Regen beim Bahnhof Nord auf dem Festplatz auf seinen Einsatz wartet, sieht eigentlich nicht wie ein Schwinger aus. Dafür hat er mit seinen 77 kg bei einer Grösse von 186 cm fast zu wenig Masse. Und doch: Nicolas Caviezel ist die Grenchner Schwingerhoffnung schlechthin. Obschon dies beim Solothurner Kantonalen eigentlich fast niemand weiss, gibt es trotzdem einige Kollegen, die ihm zujubeln. Immerhin darf Caviezel an diesem Sonntag zwei Siege feiern und sich dabei auch eine glatte 10 gutschreiben lassen. Die Kranzfestsaison hat damit definitiv auch für den Uhrenstädter begonnen und es stehen diesen Sommer noch einige Höhepunkte auf dem Programm.

2026 der erste Kranz?

Das ganz grosse Ziel eines jeden jungen Schwingers ist es, baldmöglichst seinen ersten Kranz zu gewinnen. «Dies ist auch bei mir nicht anders, doch ich lasse mir die nötige Zeit», so das Schwingtalent. Letztes Jahr musste Caviezel verletzungsbedingt passen. «Eine Meniskusverletzung zwang mich zu einer Pause.» Jetzt sei die Zeit aber reif, voll anzugreifen und spätestens nächstes Jahr den ersten Kranz zu ergattern. Caviezel nennt denn auch sein Rezept, wie er gegen die Konkurrenz auftreten will: «Wenn ich einen körperlich überlegenen Gegner vor mir habe, warte ich doch eher etwas ab und kontere ihn aus. Oder wenn die Situation passt, greife ich an. Bei ebenbürtigen oder schlechteren Gegnern greife ich von Beginn weg voll an.»

Kein Mannschaftssportler

Nicolas habe sich schon früh fürs Schwingen interessiert, sagt seine Mutter. Mit seinem Grossvater habe er immer wieder Schwingfeste besucht. «Stimmt. Ich habe mich zwar kurz als Fussballer versucht, das war jedoch nichts für mich.» Seine Eltern haben sich in Grenchen mit «foodlab caviezel» inklusive eines kleinen Restaurants einen Namen gemacht. Gegessen hat Nicolas aber zu Hause in seiner Jugend immer auf währschafte Art. «Fleisch mochte ich früher nicht, eher Wurstwaren.»

Die Ernährung hat der Sportler in letzter Zeit umgestellt. Gefragt sind aktuell eher hochwertige Proteine. Um die nötige Form zu erreichen, trainiert der Grenchner Sportler wöchentlich zwei- bis dreimal im Schwingkeller und zweimal im Kraftraum. Jörg Abderhalden und der Seeländer Florian Gnägi sind Caviezels Vorbilder. Ob er je auf deren Erfolgsstrasse einbiegen kann? Mit 22 Jahren gehört man jedenfalls im Schwingsport alles andere als zum alten Eisen. Und mit dem Fleiss, dem Willen und dem Herzblut einer Nicolas Caviezel ist vieles möglich.

Nur zwei Grenchner Schwinger

Inzwischen arbeitet er weiterhin als Schreiner und beginnt in Kürze sein ­Studium als Holztechniker Schreiner/Innenausbau. Caviezel gehört dem Schwingklub Grenchen an, trainiert allerdings in Biel und hauptsächlich in Solothurn. «Beim Schwingklub Grenchen gehören nur Jan Späti und ich zu den Aktivschwingern.»

Trotzdem hat dieser Sport in Grenchen seine Tradi­tion. Der Schwingklub wurde 1924 von den damaligen Turnerschwingern aus der Uhrenstadt gegründet. Zugleich ist er ein Unterverband des Schwingerverbandes Solothurn und Umgebung und ordnet mindestens einen Vertreter in dessen Vorstand ab. Aus den Reihen des Klubs gingen die Eidgenössischen Kranzschwinger Erich Aeschlimann (1931), Jakob Niklaus (1934) und Heinz Lehmann (1977) hervor. Fritz Grimm (1954) und Heinz Lehmann (2004) wurden für ihre grossen Verdienste zu Eidgenössischen Ehrenmitgliedern ernannt. Seit der Gründung wird alljährlich ein Frühlingsschwinget durchgeführt. Als Höhepunkt in der Geschichte des Schwingklubs ist das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 1950 in Grenchen zu werten.

Weiter geht es für Nicolas Caviezel nächste Woche über Auffahrt im Kanton Baselland. «Es gilt, weitere Erfahrungen zu sammeln und eine Standortbestimmung durchzuführen.» Sicher ist, dass man Nicolas Caviezel auf alle Fälle beim nächsten internen Schwingfest in Grenchen schon besser kennen wird.