Der «Markthof» ist gerüstet für das Weihnachtsgeschäft

Roger Trüssel veredelt ein Schweinsnierstück, Renate Spahr und Nadia Zimmermann bereiten noch ein paar der leckeren Züpfensandwiches zu. Das alles geschieht «backstage»: hinter den Kulissen der Lengnauer Markthof Metzgerei. Es herrscht Festtagszeit beim Denner-Partner, der für sein reichhaltiges Fleisch- und Käse­sortiment weitherum bekannt ist. Chef Franz Bieri lässt seinen Mitarbeitenden gerne freie Hand. Hier wissen alle der 15 bis manchmal 20 Frauen und Männer, was zu tun und ihre Aufgabe ist.

In der Fleisch- und Käseabteilung geschieht vieles «backstage», oder auf gut Deutsch: hinter den Kulissen. Metzger Roger Trüssel ist an der Veredelung eines gut durch­zogenen Schweinsnierstückes, Renate Spahr (links) und Nadia Zimmermann stelle
In der Fleisch- und Käseabteilung geschieht vieles «backstage», oder auf gut Deutsch: hinter den Kulissen. Metzger Roger Trüssel ist an der Veredelung eines gut durch­zogenen Schweinsnierstückes, Renate Spahr (links) und Nadia Zimmermann stellen für den Fotografen die Produktion der leckeren Züpfensandwiches kurz ein.

«Ich gehöre schon fast zum Inventar», schmunzelt Nadia Zimmermann. Sie arbeitet seit 16 Jahren für Franz Bieri. Das spricht für ihn. 2005 übernahm er den «Markthof» an der Jungfraustrasse und machte ihn weit über die Gemeindegrenze hinaus zu einer guten und ­bekannten Adresse. 80 Prozent des Sortiments besteht aus Artikeln des Gross­verteilers Denner. 20 Prozent ist «Freihandelszone», die Bieri gerne ausreizt und sein Sortiment mit regionalen Produkten bestückt.

Einkaufsverhalten hat sich geändert

Vor vier Jahren wurde der Markthof um- und ausgebaut und auf 650 Quadratmetern Verkaufsfläche erweitert. Letztes Jahr investierte der erfolgreiche Geschäftsmann in die neue Energie und liess auf dem Dach eine Solaranlage bauen. Seither wird das Geschäftshaus tagsüber weitgehend mit eigener Energie versorgt. In der Nacht liefert der Energieversorger den nötigen Strom. Und wie gehen Franz Bieri und seine Mitarbeitenden mit der Corona-Krise um? Das Einkaufsverhalten habe sich zum Teil verändert, stellt Nadia Zimmermann fest. Die Frequenz an der Fleisch- und Käsetheke sei gesunken. «Dafür kaufen die Kunden bei ihrem Besuch grössere Mengen ein.» Im vergangenen Sommer, als weitgehend wieder Normalität herrschte, wurde spürbar weniger Grillgut geortet. «Das Wetter war einfach schlecht», bringt es Bieri auf den Punkt.

Planbarkeit nicht mehr gegeben

Das Cateringgeschäft fiel vor einem Jahr weitgehend aus. «Wir sind davon ausgegangen, dass es sich dieses Jahr vor den Festtagen wieder normalisiert», dachte Bieri zumindest noch bis vor ­einigen Tagen. Nachdem erneut einschränkende Massnahmen in Aussicht gestellt wurden, kamen prompt Abbestellungen von bereits getätigten Aufträgen. «Solange nichts vorbereitet ist, geht das ja noch», sagt Franz Bieri. Das Wort «Planbarkeit» sei aber leider mehr und mehr in den Hintergrund gerückt worden. «Vor einigen Minuten wurde eine Käseplatte für 15 Personen storniert», teilt Nadia Zimmermann ihrem Chef mit.

Keine Ente, kein Truthahn

Wir wollen aber nicht über Massnahmen und Verschärfungen reden, sondern über die bevorstehenden Festtage. Was steht auf dem diesjährigen Menüplan seiner Kunden? Die Hitliste hat sich nicht geändert. Nummer 1 sind die Rindsstücke, die in Café-de-Paris-Sauce auf dem Rechaud aufgekocht werden; an zweiter Stelle steht ganz klar das Winzerfondue (mit Weinsud) mit von Hand tranchierten Fleischsorten. Keine Chance in unseren Breitengraden haben die Ente oder Gans, die auf dem Festtagstisch unseres nördlichen Nachbarn stehen – ebenso wenig der Truthahn, der in den USA gestopft und im Ofen gebraten wird. Diese Spezialitäten würden nur ganz vereinzelt geordert, sagt Franz Bieri.

Nicht schlecht: 23 Sorten Raclettekäse

Wechseln wir zum Käse? Der Chef strahlt übers ganze Gesicht und zeigt auf die Raclette-Palette. Nadia Zimmermann verrät, wie viele Sorten hier stehen: 23. Nicht schlecht. Und wer ab und an ein Fondue mag: Hier in Lengnau gibt es eine Hausmischung oder eingekaufte Spezialitätenfondues mit Whisky oder Bier zum Beispiel. Das Käsesortiment bezieht Bieri aus der «Chäsi» in Oberwil bei Büren und anderen Lieferanten aus der näheren und weiteren Region. Regionale Produkte gibt es ebenso an der Brottheke und auch im Gemüse- und Früchtesortiment. Bieri gehört mit seinem Denner-Partner schweizweit zu drei bis vier Geschäften, die ein ähnliches Frischeangebot wie er bieten.

Der Mann und die Frauen aus der Metzgereiabteilung werden langsam nervös. Gegen 10 Uhr morgens wird es hier schnell einmal hektisch. Roger Trüssel nimmt das Fleischmesser und macht sich wieder an die Veredelung des bereit liegenden Rindsstückes. Währenddessen Nadia Zimmermann durchs Bull­auge schaut und zwei Kundinnen vor der Theke stehen sieht. Sie zwinkert ihrer Kollegin Renate Spahr zu: «Komm, es gibt Arbeit!»