Der Sommer ist definitiv zurück!

Kann ein Bademeister über das ganze Gesicht strahlen, wenn der Himmel grau verhangen ist, die Aussentemperatur 15 Grad beträgt und das Schwimmbadwasser einiges weniger kalt, aber auch nicht viel angenehmer ist? Ja, er kann. Der Grenchner Chefbademeister Alexey Litvynov ist der lebende Beweis dafür. Vielleicht hat er geahnt, dass der Sommer noch einmal zurückkommt.

Chefbademeister Alexey Litvynov steht bei einer Bildaufnahme von der Badi aus den Achtzigerjahren.

Wir schreiben beim Besuch der Grenchner Badi den 28. Juli 2025. Es wäre Sommer. Er hat sich aber im Juli verabschiedet und ist im Regen untergegangen. Daran hat auch Alexey Litvynov keine Freude. So richtig zum Strahlen zumute ist ihm, wenn sich in der Badi Grenchen etwa 4000 Menschen tummeln. Im Juni war das schon der Fall. Der Chefbademeister zeigt die Statistik. «Bis Ende Juli gab es insgesamt 52 000 Eintritte seit Saisoneröffnung.» Kinder nicht miteingerechnet. Ist das viel? «Gegenüber letztem Jahr schon», sagt Alexey. Da waren es während der gleichen Periode über 20 000 weniger. Zum guten Ergebnis im Juni trugen natürlich auch die Mehreintritte von Gästen des Summerside-Festivals bei. Abgesehen von einigen wenigen «Ausreissern» habe es keine Probleme gegeben.

Und heute? Wir schreiben Donnerstag, den 7. August: Der Sommer ist seit Anfang Woche zurück und jetzt wieder in Fahrt gekommen.

«Wie mein drittes Kind»

Er strahlt über das ganze Gesicht – nicht nur wegen des bisher guten Resultats trotz des Wetterpechs in den letzten Wochen. Er ist seit Sommer 2023 hier und leitet die weit und breit schönste Badi. Seither hat er einiges verändert – mit eigenen Händen und mit Hilfe seines Teams. Er sieht immer wieder etwas, das er verändern, verbessern oder erneuern möchte. «Die Badi Grenchen ist längst wie mein drittes Kind», sagt er und fügt hinzu, dass er eigentlich Vater von zwei Kindern sei. Die mageren Hochsommertage seien nun vorbei, sagt er und guckt dabei fast beschwörend in den Himmel. Er hebt die Hände, als wolle er den Sommer zurückholen. Er ist wieder da, der Sommer. – Er und sein Team haben die ruhigen Tage – im Schnitt gab es an den schlechten Juli-Tagen vielleicht 100 Eintritte pro Tag – genutzt, um etwa an der Umgebung zu arbeiten. «Die Badi ist auch ein grosser Garten, und der soll, wie die Infrastruktur selbst, mustergültig sein.»

Freut sich über Kritik und Lob

Vor der Saisoneröffnung am 7. Mai wurden alle Garderobenanlagen und -türen gestrichen. An den neuralgischen Stellen wurden Alarmknöpfe montiert, der Schachboden und die Anlage mit fünf Tischtennistischen wurden gefittet. Der örtliche Tischtennisclub hat sich gemeldet und möchte im nächsten Jahr Tischtennisturniere anbieten. Eine Vielzahl der in die Jahre gekommenen Veloständer wurde von ihm in den rot-weissen Kantonsfarben neu gestrichen. Beim gemeinsamen Rundgang zeigt er mal hier, mal dort Stellen, an denen er Veränderungen sieht. Impulse geben ihm auch die Badegäste. «Ich freue mich über jede Kritik und über jedes Lob», sagt er. Er fragt die Leute, was ihnen gut und was ihnen weniger gut gefällt. Daraus zieht er die nötigen Schlüsse und erstellt Pläne.

Was steht an?

«Und?» Er schmunzelt. Er zeigt beim Kinderplanschbecken auf ein wild überwachsenes Stück Land. Er möchte hier eine neue Spielecke für Kinder realisieren und sieht sich derzeit verschiedene Projekte an. Sein Blick schweift auf das Hufeisen. «Siehst du den blauen Boden?» – «Ja.» Ein solcher Boden soll in der nächsten oder spätestens übernächsten Saison auch im Schwimmerbecken montiert werden. Das ist keine ästhetische Korrektur. Der Betonbelag im Schwimmbecken ist atmungsaktiv und nimmt dementsprechend Chemikalien auf. Ergo sind grössere Mengen erforderlich als bei einem abgedichteten Boden. Der Nachteil: Der Belag kann nicht mehr mit einem Hochdruckgerät gereinigt werden, sondern muss von Hand bearbeitet werden. «Für diese Arbeit müssen alle Bademeister und Aushilfen mithelfen. Die Reinigung dauert zwei Wochen.»

Slacklining Ende August

Sein neues Team ist stark verjüngt. Bei seinem Eintritt vor zwei Jahren war er mit seinen heute 41 Jahren der Jüngste, «nun bin ich der Älteste». Noch ist Saison 2025, er hofft auf den August und den September. Gerne würde er an der Besucherrekordmarke von 100 000 Eintritten kratzen. Ende dieses Monats findet noch ein Slackline-Tag für Kinder und Jugendliche statt. Slacklining verbessert den Gleichgewichtssinn, die Feinmotorik und die Körperkontrolle, stärkt die Rückenmuskulatur und fördert eine bessere Körperhaltung. Hier spricht der professionelle Schwimmlehrer, der einst Kampfschwimmer in der französischen Armee ausbildete. In dieser Woche (noch bis morgen Freitag) läuft ein Intensivschwimmkurs mit über 100 Teilnehmenden. Er selber könnte sich durchaus vorstellen, dass im Schwimmbad Grenchen künftig Sommerschwimmkurse angeboten werden könnten.

Nächstes Jahr ist Jubiläum

Beim Rundgang fallen die A3 grossen Fotoaufnahmen auf, die an den Garderoben befestigt sind und sozusagen eine Zeitgeschichte der Grenchner Badi darstellen: eines seiner jüngeren «Werke», die er diese Saison vollbracht hat. Gefunden hat er die Aufnahmen in der Stadtbibliothek und sie auf einen Metallrahmen aufziehen lassen: hier ein Bild von der Badi im Eröffnungsjahr 1956, da eine Bildcollage mit Aufnahmen aus den Neunzigerjahren.

Und so hat er noch einmal allen Grund zum Strahlen. Er hebt sieben Finger. «Nächstes Jahr wird die Badi 70 Jahre alt.» Wer Alexey Litvynov mittlerweile kennt, weiss, dass er sich dafür wohl das eine und andere einfallen lassen dürfte!