Die GSA-Serie: Die Werkhof-Chefs in der Region (Teil I)

Die Werkhof-Leute sind oft die stillen Helden im Hintergrund. Sie arbeiten unermüdlich, ohne viel Aufsehen zu erregen, und doch ist ihre Arbeit unverzichtbar. In einer lose erscheinenden Serie stellen wir die Werkhof-Chefs im Streugebiet des «Grenchner Stadt-Anzeigers» vor. Den Auftakt macht Hans-Ulrich Wyss, Werkhof-Chef von Bettlach.

Der Bettlacher Werkhof-Chef Hans-Ulrich Wyss: «Das Schönste an meiner Tätigkeit ist die Abwechslung, die sie bietet.»Bild: zvg

Hans-Ulrich Wyss: «Es ist nie langweilig»

Hansueli Wyss ist in Bettlach aufgewachsen und arbeitet seit 15 Jahren im Werkhof Bettlach. Er hat eine Lehre als Strassenbauer absolviert und sich dann weitergebildet. Zunächst absolvierte er die Vorarbeiter-, dann die Polierschule, bevor er seine Ausbildung als eidgenössisch diplomierter Polier abschloss. 28 Jahre lang betreute er bei der Firma Marti Strassenbauprojekte – zuletzt den Umbau des Bahnhofplatzes in Solothurn. «Danach war es Zeit für eine neue Aufgabe», meint er zurückblickend. Diese hat er in Bettlach gefunden, wo er nun als Leiter des Werkhofs in sein letztes Arbeitsjahr geht.

Der Allrounder

Wenn man Hansueli Wyss zuhört, wird schnell klar, dass seine Funktion viel Flexibilität und Pragmatismus erfordert. Er leitet ein Team von sechs Personen, darunter ein Lehrling. Der Werkhof ist für die Betreuung und Instandhaltung der Infrastruktur der sich ständig weiterentwickelnden Gemeinde zuständig. Seine Ausbildung zum Eidg. Dipl. Polier und seine langjährige Erfahrung kommen ihm bei der Bewältigung des breiten Spektrums an Aufgaben natürlich sehr gelegen. «Ich darf in einer spannenden Zeit für Bettlach den Werkhof leiten. Die starke Entwicklung der Gemeinde hat auch vielseitige Auswirkungen auf unsere Arbeit.» Die Infrastruktur muss der neuen Situation entsprechen. Ein Beispiel ist die Wasserversorgung. «Wir haben viele Baustellen im Dorf. Zusammen mit den zuständigen Ingenieuren muss ich als Bauherrenvertreter wirken und auch die Ausführung kontrollieren.» Das entspricht durchaus der langjährigen Erfahrung des Werkhof-Chefs. «Wir müssen uns auch um die Strassen und Wege kümmern. Auch in der Witi, wo wir dafür sorgen, dass Velofahrende möglichst komfortabel auf den Feldwegen verkehren können.» Hinzu kommt die Betreuung der Grünanlagen bei den Schulhäusern, des Fussballplatzes des FC Bettlach und des Naturreservats, in dem seit rund 15 Jahren wieder Biber heimisch sind. Und natürlich sind der Spielplatz beim Werkhof und die dortige Recyclinganlage zu unterhalten. «Im Winter haben die Strassenräumung und der Salzeinsatz bei Eis hohe Priorität. Da müssen wir Tag und Nacht präsent sein.»

Eine wachsende Gemeinde mit wachsenden Aufgaben also. Wuchs auch der Personalbestand? Wyss verneint: «Wir konnten bisher alles durch immer mehr und immer effizientere Maschinen kompensieren. Aber es braucht natürlich auch viel Flexibilität der Mitarbeiter.» Die Personal- und Ferienplanung fällt in seinen Verantwortungsbereich. Natürlich muss auch ein jährliches Budget erstellt werden. Er funktioniert wie ein Betriebsleiter. «Das Schönste an meiner Tätigkeit ist die Abwechslung, die sie bietet. Eine Zeit lang übernahm ich auch die Aufgaben des Bauverwalters, als die Stelle verwaist war. Das bedeutete zwar Mehrarbeit, gab mir aber auch neue Einblicke.»

Leidenschaftlich

Wer mit Hansueli Wyss diskutiert, bemerkt schnell, dass er seine Aufgaben nicht einfach nur erledigt, sondern mit viel Leidenschaft für seine Gemeinde arbeitet. So wurde beispielsweise ein kleines Pärkchen am Bach hinter dem Coop-Center angelegt, als genügend Zeit und günstiges Wetter vorhanden waren. «Wir haben das meiste selbst gemacht. Wir haben alte Sitzbänke restauriert und die Umgebung angepasst. Gekauft werden musste nur etwas Material, was problemlos im Budget Platz hatte. Natürlich holten wir vorher das Okay der Gemeindepräsidentin ein.»

Es gibt aber auch die Leidenschaft, der Gemeinde und ihrer Bevölkerung zu dienen und Serviceleistungen zu erbringen. Entsprechend viele direkte Kontakte gibt es: «Mal ist es ein verstopfter Ablauf, mal sind es heruntergefallene Äste. Auch wenn eine Katze vermisst wird, gibt es oft Anrufe, ob die Katze vielleicht auf einer Strasse gefunden wurde. Gerade bei der Zeitumstellung von Sommer- auf Winterzeit und umgekehrt gibt es vermehrt Unfälle mit Tieren. Wir haben einen Chip-Leser, sodass wir die Besitzerin oder den Besitzer schnell finden können.»

Die Funktion des Werkhof-Chefs ist Wyss auf den Leib geschneidert. «Die Arbeit hat mich in jeder Minute erfüllt», sagt er. Davor, dass er nach der Pensionierung in ein Loch fallen könnte, hat er jedoch keine Angst. «Ich habe zwei Kinder und inzwischen auch ein Enkelkind. Das Haus will auch unterhalten werden. Zudem fahre ich mit meiner Frau gerne mit dem Fahrrad aus und mit dem Motorrad bin ich auch schon seit jungen Jahren gerne unterwegs.» Allerdings möchte er noch mehr verreisen. «Meine bevorzugten Reiseziele liegen in Deutschland, Österreich und Norwegen.» Mit dem Motorrad Italien zu entdecken und dabei nach Sardinien zu gelangen, steht auch auf seiner To‑do-Liste. Ach ja, und da ist noch ein neues Hobby. «Ich habe vor kurzem mit dem Angeln begonnen.»