Die Hunde- und Menschenflüsterin vom Berghof in Rüti

Stundenlang könnte man der Bäuerin Erika Howald (62) zuhören. Sie ist eine wache und umtriebige Hundetrainerin, die nicht nur ein Gefühl für Hunde, sondern auch für deren Besitzer hat. Erika Howald erklärt, sie betreibe eigentlich keine Hunde-, sondern eine Menschenschule. Wie sagt man so schön? Wie der Hund, so das Herrchen oder das Frauchen.

Erika Howald: eine bodenständige Hundeerzieherin mit viel Gefühl und Humor. Foto: zvg.
Erika Howald: eine bodenständige Hundeerzieherin mit viel Gefühl und Humor. Foto: zvg.

Erika hat ihren eigenen Stil in der Hundeerziehung entwickelt und hat dies auch als Autorin in ihren zwei veröffentlichten Büchern festgehalten. Sie bemerkt, die Kombinationen zwischen Hund und Besitzerinnen und Besitzern gleichen einem Würfelspiel. Erika Howald erkennt aber die individuellen Codes, um die Probleme zu lösen. Sie selbst besitzt zwei eigene Hunde, die sich frei auf ihrem Hof bewegen können. Ein Hund darf weder als Spielzeug noch als Liebesersatz betrachtet werden. Der Mensch übernimmt die volle Verantwortung für das Tier und sollte sich dessen auch bewusst sein.

Leckerlis alleine genügen nicht

Die Kommunikation mit Hunden sollte sich durch klare, deutliche Sprache und entsprechenden Blickkontakt auszeichnen. Auf keinen Fall dürfen Hunde vermenschlicht werden, sonst verweigern sie den Gehorsam. Diese Haustiere brauchen klare Hinweise, die mit der Zeit gespeichert werden. Es geht vor allem darum, dass der Hund stressfrei ist und ein natürliches Vertrauen entwickeln kann, dann sind auch die Besitzer und Besitzerinnen entspannt. Es ist sicher von Vorteil, wenn man die Hunde schon als Welpen trainiert und schult. Obwohl man sie im höheren Alter noch umerziehen kann, sind gewisse Muster gespeichert und nicht mehr korrigierbar. Jeder Hund lebt individuell, entweder er wächst zum Beispiel in einem Singlehaushalt auf oder in einer lauten Familienumgebung, dies muss alles bei der Erziehung berücksichtigt werden. Die Frage ist immer: Was muss der Hund können, damit sich eine harmonische und freundschaftliche Beziehung zwischen Mensch und Tier entwickeln kann?

Hundebesitzer dürfen sich Freiheiten nehmen

Es ist wichtig, dass Hundebesitzer sich nicht eingeschränkt fühlen. Den menschlichen Bedürfnissen, wie einem Kinobesuch oder einem Treffen mit Freunden, sollte nichts im Wege stehen. Erika erklärt, dass Hunde sehr viel Schlaf brauchen und man deshalb kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man sie mal nicht aktiv am menschlichen Leben teilnehmen lässt. Sie müssen lernen, allein zu Hause zu bleiben. Man darf nicht vergessen, dass der Hund vom Wolf abstammt. Die Wohnung ist vergleichbar mit einer Höhle, und die Familienmitglieder sind das Rudel. Somit ist es kein Wunder, wenn diese Haustiere bellen, wenn der Postbote vorbeikommt, und dieses natürliche Verhalten darf man auch zulassen, wenn die Höhle bzw. die Haustüre verschlossen ist.

Zwei verschiedene Hundetypen

Zum Beispiel der selbstsichere Hund. Scheinbar ist das der Romeo oder die Julia aller Hunde. Sie machen keine Probleme mit Artgenossen und verlieren nie die Ruhe. Oder der Draufgänger-ohne-Rücksicht-Typ. Weitere neun Charaktere kann man in Erikas Buch «Wenn Hunde das Sagen hätten» nachlesen. Man kommt fast nicht darum herum, es mit den Menschen zu vergleichen. Vielleicht nennt man Hunde die besten Freunde des Menschen, weil sie uns insgeheim tatsächlich im Verhalten spiegeln und gleichen.

Das klare Statement einer Hunde-trainerin

Immer wieder schaffen es Menschen, das Einfache und Logische so zu verändern, dass es am Schluss nicht mehr funktioniert. Nirgendwo sonst wie in der Hundeerziehung schleicht sich die Vermenschlichung viel zu stark ein. Was in der Hundeerziehung vom Menschen «erfunden» wird, trägt nur am Anfang Früchte. Die Wurzel der guten Hundeerziehung liegt in der Einfachheit der Natur. Will heissen: Wer zu viel «Lassie» gesehen hat, sollte sich keinen Hund anschaffen. Einen Hund zu halten, bedeutet viel Verantwortung, Geduld und Erziehung. Erika Howald hat das Talent, die Harmonie zwischen Mensch und Hund wie auch zwischen Hunden selbst zu schaffen und zu fördern.

www.hundeschuleberghof.ch