Die Rettungsschwimmer von Grenchen

Seit 65 Jahren engagiert sich in Grenchen die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft, kurz: SLRG, für Sicherheit im Wasser. Kinder, Jugendliche und Erwachsene lernen, wie sie sich richtig verhalten und im Notfall handeln können.

Auch bei Regenwetter wird trainiert: das Training der Jugend vom SLRG Grenchen in der Badi Grenchen.Bilder: Lisa Bertelle

Auch bei Regenwetter wird trainiert: das Training der Jugend vom SLRG Grenchen in der Badi Grenchen.Bilder: Lisa Bertelle

Michel Saner, Präsident der SLRG Grenchen, mit Olivia Andres, seit 2011 Vorstandsmitglied und Jugendleiterin.

Michel Saner, Präsident der SLRG Grenchen, mit Olivia Andres, seit 2011 Vorstandsmitglied und Jugendleiterin.

Seit 1960 gibt es die Sektion Grenchen der SLRG. Was viele zunächst mit Baywatch assoziieren, ist in der Realität ein schweizweit organisierter Verband, der vier Bereiche abdeckt: Rettungssport, Ausbildung, Rettungseinsätze und ­Prävention. Jede Sektion setzt eigene Schwerpunkte. In Grenchen liegt der Fokus auf dem Rettungsschwimmsport und der Ausbildung.

Sicherheit von klein auf

«Wichtig ist, dass Verhaltensgrundsätze im und am Wasser befolgt werden», betont Vereinspräsident Michel Saner. Bereits Kinder sollten früh lernen, wie sie sich sicher im Wasser bewegen können, und Spass daran haben. Das Ziel der SLRG sei klar: Ertrinkungsunfälle verhindern und die jährliche Statistik möglichst tief halten. Der Verein zählt derzeit rund 80 Mitglieder, etwa 40 davon sind aktiv. Die Ausbildungskurse werden von zwei bis vier Kursleitenden durchgeführt und verbinden Theorie mit Praxis. Teilnehmende lernen Rettungsgriffe, den Umgang mit Ertrinkenden sowie Erste Hilfe. Besonders Lehrpersonen absolvieren das Brevet, um mit ihren Schülerinnen und Schülern Aktivitäten am Wasser durchführen zu können. Bereits ab elf Jahren können Jugendliche das Jugendbrevet erwerben.

Auch der Rettungssport hat in Grenchen einen festen Platz. Wöchentliche Trainings fördern Fitness, Schnelligkeit und Technik. Im Sommer trainiert die Jugend (10–16 Jahre) jeweils um 17 Uhr in der Badi Grenchen, die Erwachsenen ab 16 Jahren um 18 Uhr. Im Winter wird im Hallenbad Grenchen trainiert – um 18.15 Uhr für die Jugend, um 19.30 Uhr für die Erwachsenen. «Das Training findet zwar getrennt statt, doch bei Vereinsanlässen kommen alle zusammen», so Saner. Dazu gehören etwa das traditionelle Weihnachtsplauschtraining mit gemischten Teams und Stafetten, ein gemeinsamer Sommersaisonabschluss an der Aare mit Baden, Grillieren und Plaudern sowie ein Herbstausflug mit Wanderung oder Foxtrail. Beim Dezemberplausch stehen Gesellschaftsspiele und ein gemeinsames Fondue chinoise auf dem Programm. An der Generalversammlung werden zudem der Vereinsmeister und ein «Mitmachkönig» oder eine «Mitmachkönigin» ausgezeichnet, nämlich die Person, die am häufigsten im Training war.

Engagement über Generationen

«Wir sind stolz, dass auch Mitglieder über 50 Jahre bei uns aktiv sind», sagt Saner. Zwar nehmen sie weniger an Wettkämpfen teil, doch seit kurzem gibt es eine Masters-Kategorie für Ü30-Schwimmerinnen und -Schwimmer. «Es wäre toll, eine Mannschaft in dieser Kategorie aufstellen zu können, um auch ältere Mitglieder zu motivieren, an Wettkämpfen teilzunehmen.»

Ein typisches Training läuft klar strukturiert ab: Zuerst erfolgt das Einschwimmen, um im Training anzukommen und den Alltag hinter sich zu lassen. Danach variiert der Fokus: Mal werden verschiedene Schwimm- und Rettungstechniken geübt, mal konditionelle Aufgaben, mal Sprints. Bei den Jugendlichen werden vermehrt spielerische Elemente eingebaut, wie etwa Stafetten. Auch der Umgang mit Rettungswerkzeugen wird regelmässig trainiert, da Schwimmen mit Puppe oder weiteren Utensilien deutlich anspruchsvoller ist. «Das Training soll möglichst realitätsnah sein und die Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer für den Ernstfall fit halten», erklärt Saner.

Wettkämpfe und Gemeinschaft

Neben den regelmässigen Trainings organisiert die SLRG Grenchen einen eigenen Wettkampf und nimmt an Schweizer Meisterschaften teil. Dabei stehe nicht allein der sportliche Erfolg im Vordergrund, sondern auch der Austausch und die Gemeinschaft innerhalb der grossen SLRG-Familie. «Es geht nicht nur um Medaillen, sondern um das Miteinander, das Anfeuern und Vernetzen», so Saner. Besonders schön sei es, am Ende der Schweizer Meisterschaft gemeinsam zu essen und sich mit anderen Sektionen auszutauschen. «Es ist wichtig, dass es diese Wettkämpfe gibt. Sie fördern den Rettungssport und motivieren Mitglieder, besser zu werden.»

Eine Herausforderung für den Verein ist die Wasserverfügbarkeit im Winter. Zwar sei man froh über die Renovation des Hallenbads in Grenchen, doch die Platzverhältnisse liessen nur ein wöchentliches Training zu. «Das ist jedoch ein schweizweites Problem», sagt Saner. Sorgen um den Nachwuchs macht er sich hingegen nicht. Dank engagierter Trainerinnen und Trainer sowie Mund-zu-Mund-Propaganda bleibe die Mitgliederzahl stabil.

Saner selbst ist seit 33 Jahren Mitglied der SLRG und seit zehn Jahren Präsident der Grenchner Sektion. Als Jugendlicher sammelte er bereits Erfahrungen in Thurgau und Baselland, bevor er in Grenchen sein Vereinszuhause fand. «Egal, wo ich in der Schweiz lebte, in der SLRG habe ich immer Anschluss gefunden. Es ist ein toller Verein mit zugleich sportlicher und familiärer Atmosphäre.» Besonders freue es ihn, an Schweizer Meisterschaften ehemalige Kolleginnen und Kollegen wiederzutreffen. Den Erfolg der Sektion sieht er jedoch klar als Gemeinschaftsleistung: «Allein kann man einen Verein nicht führen. Unser Vorstand ist topmotiviert und das macht mir am meisten Freude.»