Ein Berner Oberländer, den es nach Grenchen zog
Er kam und sah eine Stadt, die ihm gar nicht gefallen wollte, und fragte sich damals zu Recht: Wohin zieht es mich? Heute ist der Berner Oberländer Peter Hehlen längst Grenchner – seit 32 Jahren. Und auch wenn es ihn immer wieder in seine alte Heimat ins Simmental zieht, ist er einer von hier. Beruflich und privat.

Peter Hehlen ist gelernter Schreiner und führt seit 2005 seine eigene Schreinerei in Grenchen. Mit 32 Jahren kam er nach Grenchen, um in einem traditionellen Schreinereibetrieb zu arbeiten. Zuvor war er mehrere Jahre in einem Grossbetrieb im bernischen Niederwangen angestellt. Dann sah er das Inserat eines Personalvermittlers, der einen Schreinermeister suchte. In der Raststätte Würenlos, besser bekannt unter dem Namen «Fressbalken», fand ein erstes Gespräch statt, bei dem auch der Standort seines möglichen neuen Arbeitsplatzes bekannt wurde. Während seiner Tätigkeit im Berner Mittelland bildete er sich zum Schreinermeister weiter, was ihm bei dieser Bewerbung natürlich zugute kam. So lernte er bei einem weiteren Gespräch Hermann Schwarz, ehemaliger Inhaber der gleichnamigen Firma in Grenchen, kennen. Man wurde sich einig, und so zog Peter Hehlen mit seiner Frau nicht nur in die Stadt, die ihm auf den ersten Blick gar nicht gefiel, sondern auch in eine Wohnung seines zukünftigen Arbeitgebers an der Witmattstrasse.
Liebe auf den zweiten Blick
Grenchen war Liebe auf den zweiten Blick. Er engagierte sich im Gewerbeverband, war von 1992 bis 2019 im Vorstand des kantonalen Schreinermeisterverbandes und zehn Jahre lang kantonaler Chefexperte. Peter Hehlen war längst angekommen und wusste: Hier sind wir und hier bleiben wir. «Die Familie Schwarz», sagt er heute, «war für unsere drei Kinder Simon, Michelle und Cyrill wie eine zweite Familie.» Und diese Verbindung erleichterte dem Berner Oberländer das Einleben in der «neuen Heimat» ungemein. Den behäbigen Berner Oberländer Dialekt hat Hehlen aber auch nach 32 Jahren nicht abgelegt. Warum auch. «Hauptsache, man versteht mich», sagt er schmunzelnd.
Und so kam es anders
Im Leben gibt es immer Höhen und Tiefen. Das musste auch Peter Hehlen erfahren. Im Jahr 2005 hiess es Abschied nehmen vom lieb gewonnenen Betrieb an der Witmattstrasse. Erstens kommt es manchmal anders und zweitens als man denkt. Dieses Sprichwort traf auf die Situation von Peter Hehlen ziemlich genau zu. Aus der geplanten Nachfolgeregelung wurde nichts, also musste er sich neu orientieren. Zum Beispiel mit einem eigenen Unternehmen. Und plötzlich ging alles ganz schnell. Die Familie fand ein neues Zuhause an der Gibelstrasse, kaufte es im März, zog Ende Juli ein, und am 1. August eröffnete Peter Hehlen seine eigene Schreinerei Hehlen AG an der Moosstrasse.
Er war in der Stadt bekannt, vor allem als guter Schreiner. Das erleichterte ihm den Start in die Selbstständigkeit. Und schon kam ein Grossauftrag, der ihn zwei Jahre beschäftigte: Er durfte mit seinem Betrieb die Filialen der Optikerkette McOptik in der ganzen Schweiz einrichten. «Das war ein toller Auftrag. Mein Treuhänder warnte mich vor einem Klumpenrisiko.» Er diversifizierte sein Angebot und arbeitete unter anderem intensiv mit dem Grenchner Architekten Daniel Zumbach zusammen.
Und es musste weitergehen
Und nichts schien das berufliche und private Glück trüben zu können. Seine Frau Janine arbeitete im Betrieb mit. Die Kinder wuchsen in guten Verhältnissen auf. 2008, der jüngste Sohn war acht Jahre alt, starb seine Frau. Von einem Moment auf den anderen war alles anders. Es musste weitergehen, das wusste er. Aber wie? Sechs Jahre lang verlegte er sein Büro nach Hause, damit immer jemand da war, wenn die Kinder aus der Schule kamen. Für die administrative Arbeit, die zuvor seine Frau erledigt hatte, fand er mit Andrea Sigrist eine hervorragende Mitarbeiterin, die bis heute im Unternehmen tätig ist. So ging es weiter. Und irgendwann trat Gaby Keller in sein Leben. «Die Vorzeichen waren nicht optimal», schmunzelt er rückblickend. Sie habe ihn gefragt, ob er einen Hund habe. Seine Antwort: «Nein. Ich habe Parkett.» Sie meinte zu ihm: «Das wird nie was mit uns.» Es hat trotzdem gefunkt. Und heute hat Peter Hehlen neben seiner Gaby auch einen Border Collie zu Hause.
Peter Hehlen lehnt sich einen Moment in seinem Stuhl zurück: «Und so sind die 32 Jahre Grenchen vergangen.» Und jetzt? In einem Jahr wird er 65. Über seine Nachfolge hat er sich natürlich längst Gedanken gemacht. Eine Regelung sei auf gutem Weg, sagt er. Mit ihm beschäftigt die Schreinerei Hehlen AG acht Mitarbeitende. Nächstes Jahr feiert der Betrieb sein 20-jähriges Bestehen. Bis dahin, so hofft er, ist die Nachfolge geregelt. Doch er wird dem Betrieb nicht gleich den Rücken kehren. Er wird noch ein bisschen mithelfen. Immer ein bisschen weniger. Damit er dann mehr Zeit hat für das eine oder andere Hobby, unter anderem das Kochen in der Grenchner Zement-Küche. Allein der Garten rund ums Haus und die Handvoll Hühner im Stall sorgen für Regelmässigkeit im immer ruhiger werdenden Alltag. Das ist morgen. Heute beschäftigt ihn derzeit die Bühne für das Freilichtspiel Grenchen – ein Projekt, das er mit seiner Schreinerei realisieren kann. Er verspricht: «Das wird etwas Besonderes.»