Ein guter Überblick

Wo sonst bei Wasserballspielen der Schiedsrichter das Geschehen beobachtet, wird dies im Grenchner Schwimmbad während der Öffnungszeiten ein Bademeister tun. Der bestehende Turm wurde sicherheitstechnisch aufgerüstet und dank seiner Höhe hat der Bademeister oder die Bademeisterin den Überblick über alle Becken. Alexey Litvynov hat vor neun Tagen seine erste Saison als Nachfolger des bisherigen Chefbademeisters Paul Joss angetreten.

Chefbademeister Alexey Litvynov steht auf dem künftigen «Hochsitz» der Bade- meister, die so den Überblick über alle Schwimmbecken haben. Bild: Joseph Weibel

Alexey Litvynov nahm seine Arbeit bereits im vergangenen Sommer auf, um sich auf seine neue Aufgabe vorzubereiten. Den Herbst und Winter nutzte er, um technische Schäden zu beheben und wo nötig neue Maschinen anzuschaffen. Ausserdem reparierte er zwei Trinkbrunnen (einer beim Restaurant, der andere beim Sportbecken), so dass sie zu Beginn der neuen Saison wieder reibungslos als Trinkbrunnen funktionieren. In seiner ersten Saison kon­zentriert er sich mehr auf die technischen Belange, «für nächstes Jahr habe ich dann einige Projekte im Unterhaltungsbereich in petto», verrät er. Neue T‑Shirts gab es auch für alle Mitarbeitenden. An heissen Sommertagen sowie in den Ferien und an Wochenenden sorgen bis zu vier Bademeister für Ordnung und Sicherheit, «derzeit sind es im Schnitt zwei», sagt Litvynov.

Bewusst habe er das Bad eine Woche vor Muttertag eröffnet. «Das gab allen Beteiligten die nötige ‹Luft›, falls nicht alles auf Anhieb klappen sollte.» Dass das Wetter am 7. Mai alles andere als Badewetter war, konnte er bei dieser Entscheidung natürlich nicht wissen. Die ganz «Eisernen», die treuen Stammgäste, seien trotzdem gekommen, schmunzelt er. Am ersten Tag seien bereits 50 Prozent der Saison­kabinen vermietet gewesen. Der neue Chef-Bademeister, der zuletzt im Bieler Kongresszentrum und im Strandbad Biel arbeitete, hat sich auch ein wenig Schreibarbeit auferlegt. Er hat ein neues Reglement für die Sprunggrube erstellt. Die Regeln sind gut sichtbar an den Sprungtürmen angebracht und zweisprachig (deutsch/französisch). Während das Ein-, Drei- und Fünfmeterbrett immer für Sprünge geöffnet ist, darf vom Zehnmeterbrett nur während dreissig Minuten pro Tag gesprungen werden. Litvynov hat auch die Schwimmbadordnung ins Französische übersetzt. Nächste Woche wird noch Flora für die Blumentöpfe geliefert. Dass am Wochenende rund 1000 Besucherinnen und Besucher im Grenchner Schwimmbad ein und aus gingen, lag nicht nur an der Badi (die schönste, die er bisher gesehen habe, sagt Litvynov), sondern auch an der Wassertemperatur. Das Sportbecken hatte am vergangenen Montag 23,4 Grad Celsius, das Nichtschwimmerbecken rund 20 Grad.

Der neue Chefbademeister von Grenchen ist 40 Jahre alt und lebte vor seiner Übersiedlung in die Schweiz während 15 Jahren in Frankreich, wo er Unternehmensführung studierte und anschliessend in der französischen Armee Kampfschwimmer ausbildete. Später in der Schweiz bildete er sich zum Bademeister aus und arbeitete in Lausanne und zuletzt in Biel (Kongresshaus und Strandbad Biel). Er lebt seit 2019 in Grenchen, hat zwei Kinder und spricht fliessend Französisch, Deutsch, Russisch, Ukrainisch und ein bisschen Italienisch und Spanisch.