Eine Familie mit richtig viel Speed

Die Selzacher Familie Blum beschäftigt quasi 24 Stunden am Tag eine einzige Sportart: Speed-Inlineskating. Sowohl der 18-jährige Nico als auch die beiden ­15-jährigen Zwillinge Tina und Melanie sind Mitglieder der Schweizer Junioren-Nationalmannschaften. Die Eltern kümmern sich als Manager und Chauffeure für alle Belange ihrer «Speed-Rolling-Stars».

Heute ist Nico Blum mit seinen
Schwestern, den Zwillingen
Melanie und Tina, im Junioren-
Nationalkader.

Heute ist Nico Blum mit seinen Schwestern, den Zwillingen Melanie und Tina, im Junioren- Nationalkader.

Erste Schritte beim Ferienpass: Wer hätte damals je gedacht, dass den Geschwistern Blum eine Speed-Skating-Karriere bevorstand?Bilder: zvg

Erste Schritte beim Ferienpass: Wer hätte damals je gedacht, dass den Geschwistern Blum eine Speed-Skating-Karriere bevorstand?Bilder: zvg

Wenn man die drei Kids zum ersten Mal sieht, würde man meinen, sie seien in den Sportarten Fussball, Reiten oder Tennis zu Hause. Drei ganz normale Selzacher Teenager, die in ihrer Gemeinde zur Schule gehen, im Turnunterricht dann aber doch mit einigen erstaun­lichen Leistungen aufwarten und bei denen man erst auf den zweiten Blick ansieht, dass vorab die Beinmuskeln doch ausgeprägter sind. Kein Wunder, ist die Körperhaltung bei den Inlinern doch etwas speziell und ist der Rücken während des Fahrens immer gekrümmt. Jede andere Person würde nach nur ­wenigen Minuten das Inlinen wegen Schmerzen aufgeben und Forfait erklären. «Das wird alles durch die Muskeln wieder aufgefangen. Ein intensives, zielstrebiges und sehr hartes Trainingsprogramm ist die Voraussetzung dazu», erklärt Nico Blum. Er gehört mit seinen 18 Jahren bereits seit drei Saisons dem Junioren-Nationalkader über die Marathondistanz an. Dort kam der Selzacher bereits zu erfolgreichen Einsätzen an Welt- und Europameisterschaften. Der Youngster trainiert hart für seine Ziele und besucht Trainingslager in ganz Europa. Übrigens hat Nico Blum als Junge tatsächlich Fussball gespielt, ehe er auf den Geschmack des Inlinens kam.

Start beim Ferienpass

Nico darf inzwischen in der Schule oder im Betrieb auch mal einen Tag lang ­passen, wenn eine längere Reise mit einem Wettkampf auf dem Programm steht. Er absolviert eine Lehre als Schreiner und sein Arbeitgeber ist dabei sehr kulant. Auch Sponsoren hat der junge Mann bereits gefunden und wird von Swisslos und McDonald’s Grenchen unterstützt. Ganz so weit sind seine ­beiden Zwillingsschwestern Melanie und Tina noch nicht. Die beiden 15-Jährigen sind jedoch ebenfalls Feuer und Flamme für das Speed-Skating und ebenfalls schon im Juniorenkader. Sie gehören dort der Kategorie «Youth» an. Allgemein trainieren überraschend viele Mädchen und junge Frauen in dieser Sportart, die dann doch nicht ganz ungefährlich ist. «Auch wir erreichen bereits bis zu 50 km/h Tempo bei den Speed­rennen», erzählt Melanie Blum. «Besonders geschützt sind wir dabei nicht einmal: Ein Helm und Handschuhe ­reichen schon. Knieschoner sind bei den Rennen nur hinderlich. Zu Stürzen kommt es immer wieder mal», so Tina Blum und zeigt auf ihre aktuell einbandagierte Hand. Wie es dazu kam, dass sich die drei Geschwister ausgerechnet dem Speed-Skating verschrieben haben, kommt aus einer Ferienpass-Aktion in der Gemeinde. Der Selzacher Verein «Rolling Stars» lud zu Probetrainings ein und fand mit den Blums gleich drei neue Mitglieder. Dass sie kaum fünf Jahre später zu Aushängeschildern in dieser Sportart werden würden, ahnte zu diesem Zeitpunkt sicher niemand.

Auf zur Medaillenjagd

Auf ihre Ziele angesprochen, wollen die drei Selzacher Jugendlichen in Zukunft möglichst mit Medaillen glänzen. Alle stehen sie auf der Schwelle zum Schweizer Elite-Kader und haben eine steile Karriere vor sich. An Unterstützung der Eltern fehlt es in keiner Minute. Diese tun alles, um ihren Nachwuchs bestmöglich zu unterstützen. Sie sind inzwischen zu einer richtigen Speed-Inlineskating-Familie geworden und geniessen ihre Sportart in vollen Zügen. Dabei geht es auch nicht nur um das Geld, obschon das Inlinen doch nicht ganz billig ist: «Ich habe für meine neuen, massgeschneiderten Schuhe mit vier Rädern 1200 Franken investiert.» Schon beim Gedanken an diese Schuhe, die zu Hause auf ihn warten, wird Nico Blum ziemlich kribbelig und kann es fast nicht mehr erwarten, am selben Tag noch eine Trainingseinheit in Selzach zu absolvieren. Die Bedingungen in diesem Jahr seien ideal gewesen, da man mangels Schnee fast alle Trainingseinheiten im Freien absolvieren konnte. Der Frühling steht vor der Tür, die Speed-Skating-Saison der Familie Blum kann nun richtig losgehen.