Eine Feuerwehr für alle Fälle

Die Serie über die Feuerwehren der Region geht weiter. Diesmal öffnet die Feuerwehr Selzach mit Kommandant Philipp Häfliger ihre Türen und erlaubt einen Blick hinter die Kulissen.

Philipp Häfliger, Kommandant der Feuerwehr in Selzach.  Bild: Lisa Bertelle
Philipp Häfliger, Kommandant der Feuerwehr in Selzach. Bild: Lisa Bertelle

Die Serie über die Feuerwehren der Region geht weiter. Diesmal öffnet die Feuerwehr Selzach mit Kommandant Philipp Häfliger ihre Türen und erlaubt einen Blick hinter die Kulissen.

Die Feuerwehr Selzach wird als Typ 2 Feuerwehr eingestuft und muss gemäss kantonalen Vorgaben mindestens 40 Mitglieder stellen. Aktuell zählt sie 46 aktive Feuerwehrleute, darunter fünf Frauen. Gemeinsam mit Bellach und Lommiswil bildet Selzach zudem die Jugendfeuerwehr BeLoSe, in der rund 30 Jugendliche aktiv sind, 15 davon aus Selzach. «Die Jugendfeuerwehr ist praktisch, da wir so unseren Nachwuchs direkt hochnehmen können und seit Jahren keine Probleme mit der Rekrutierung haben», erklärt Kommandant Philipp Häfliger. Im Jahr 2026 werde man mit 51 Mitgliedern gar einen Überbestand haben.

Selzach hat kein fixes Pikett. Nach dem Prinzip «Wer da ist, kommt» wird im Einsatzfall gehandelt. Die Polizei stimmt jeweils mit dem Kommandanten telefonisch ab, wie viele Feuerwehrleute benötigt werden.

Von Wespen bis zu Störchen

Die Einsätze der Feuerwehr Selzach seien im laufenden Jahr vergleichsweise ruhig verlaufen, berichtet Häfliger. «Brandmässig hat 2025 noch nichts stattgefunden.» Auffällig war hingegen die Rettung einer Person, die unbefugt in den Lift eines Baukrans gestiegen war. Gemeinsam mit der Polizei konnte die Situation jedoch ohne Verletzte gelöst werden. Auch in der Industrie wird die Feuerwehr Selzach regelmässig alarmiert, etwa bei Brandmeldeanlagen. Kürzlich brannte eine CNC-Maschine, die sich jedoch intern selbst löschte und beim Eintreffen der Feuerwehr war nur noch Rauch vorhanden. Im Sommer gehören die Entfernung von Wespennestern sowie Einsätze nach Stürmen oder Hochwasser zum Alltag.

So musste zuletzt beim Flicken von Dächern geholfen werden und umgestürzte Äste aus Wohnungen mussten entfernt werden. Eine besondere Herausforderung bilden die 30 abgelegenen Objekte im Einsatzgebiet, die speziell im Vergleich zu anderen Gemeinden der Region sind. Darunter befinden sich Berghöfe oder die Skiklubhütte, die weder Hydranten noch Löschwasserversorgung haben. «Zum Glück passiert an diesen Orten wenig», meint Häfliger. Nicht alltäglich, aber typisch für Selzach sind zudem Einsätze in Altreu: Dort kümmert sich die Feuerwehr darum, Storchenjunge zurück in ihre Nester zu setzen, wenn sie herausfallen.

Nach einer Übung wird gemeinsam gekocht

Das Feuerwehrmagazin von Selzach wurde 1983 erbaut. Stand damals nur ein Löschfahrzeug zur Verfügung, gibt es heute vier Fahrzeuge, Platz gäbe es jedoch für sechs. Das Magazin wurde zwischen 2022 und 2025 umfassend renoviert und ist heute auf dem neusten Stand. Ein besonderes Relikt ist die alte Anhängerleiter, die so nicht mehr typisch ist bei neueren Fahrzeugen, aber immer noch gut im Einsatz genutzt werden kann.

Geübt wird in Selzach jeweils am Montagabend. Während normale Mitglieder acht Übungen pro Jahr absolvieren müssen, sind es für Gruppenführer oder Offiziere mehr. Dazu gehören auch Fahrtrainings, bei denen nicht nur die Fahrzeuge, sondern auch das Dorf mit seinen Strassen und Sackgassen kennengelernt wird, sowie Maschinistenübungen an einem Samstagmorgen wie etwa mit der Motorsäge. Auch Materialkontrollen gehören zum Pflichtprogramm. «Offiziere werden gezielt ausgewählt, wenn sie Führungsstärke und Verantwortungsbewusstsein zeigen», erklärt Häfliger. Die Ausbildung selbst erfolgt über Kurse bei der Gebäudeversicherung (SGV). «Nach jeder Übung kochen und essen wir gemeinsam, das stärkt den Teamgeist, denn das Gemütliche darf nach der Arbeit auch nicht fehlen», betont Häfliger.

Die Zusammenarbeit mit den Nachbarfeuerwehren, der Polizei und Rettungsdiensten beschreibt er als «sehr gut und kollegial». Anfangs herrsche oft Chaos, doch das Team findet sich rasch zurecht. Beim Brügglibrand im Winter 2012 rückten etwa auch die Feuerwehren Bettlach und Grenchen zur Unterstützung aus. Erschwert wurde der Einsatz durch Schnee, Eis und die enge Zufahrt, das grosse Tanklöschfahrzeug passte nicht durch den Tunnel. Dennoch konnte das Feuer erfolgreich gelöscht werden.

Neues Tanklöschfahrzeug

Philipp Häfliger stiess ursprünglich über seinen Freundeskreis zur Feuerwehr. Heute schätzt er besonders die Kameradschaft, die weit über die Übungen hinausgeht. «Gute Freundschaften entstehen, und man kann auch im Privaten aufeinander zählen», sagt er. Auch der Einblick in andere Institutionen wie die Polizei oder die SGV sei für ihn sehr spannend. Die Rolle als Kommandant erfülle ihn. «46 Personen mit verschiedenen Persönlichkeiten zu führen, ist nicht immer einfach, aber es macht mir viel Freude.»

Für die Zukunft wünscht er sich, dass Selzach von schweren Einsätzen mit Verlusten verschont bleibt.

Ein Höhepunkt steht dieses Jahr noch an: Am 20. September 2025 präsentiert die Feuerwehr an ihrer Hauptübung beim Schulhaus ihr neues Tanklöschfahrzeug, das Anfang September ausgeliefert wird – ein grosser Wunsch, der für ihn in Erfüllung geht. Auch Kinder sollen schon früh mit der Feuerwehr in Kontakt kommen: So besucht der Kindergarten einmal jährlich das Magazin. Zudem findet alle sieben Jahre anstelle der Hauptübung ein grosses Feuerwehrfest statt. «Das Wichtigste ist für mich, eine gute Mannschaft auf die Beine zu stellen, damit sich das Dorf geschützt fühlen kann», so Häfliger.