Gabriel Furrer hat seinen Traumjob als Hauswart vor 21 Jahren gefunden

Eine betriebsbedingte Kündigung zwang Gabriel Furrer (60) vor 21 Jahren zu einer beruflichen Neuorientierung. Er bewarb sich bei der Neuen Wohnbaugenossenschaft (NWG) Grenchen als Hauswart und erhielt die Stelle. Heute ist er für 18 Liegenschaften mit über 200 Wohnungen verantwortlich. Sein Fazit nach gut zwei Jahrzehnten? «Ich habe meinen Traumjob gefunden.»

Gabriel Furrer, Hauswart in Grenchen und verantwortlich für 18 Liegenschaften mit über 200 Mietwohnungen. Bild: Joseph Weibel

Zum Träumen hat er keine Zeit. In den verschiedenen Liegenschaften der NWG Grenchen gibt es immer etwas zu tun. Bei den Aussenanlagen unterstützen ihn die Grenchner Firma BSA Haus- und Gartenservice sowie eine weitere Gartenbaufirma, die sich um den gesamten Aussenbereich der beiden 2019 und 2021 erstellten Liegenschaften mit 19 respektive 15 Mietwohnungen kümmert. Elf Liegenschaften, sagt Gabriel Furrer, betreue er selbst von A bis Z. Rasen mähen, Sträucher und Bäume schneiden, kleinere Reparaturen in den Wohnungen und auch bei Notfällen ist er zur Stelle. Der Hauswart ist Sozialarbeiter und Schneeräumer, Heizungstechniker und Düngerexperte – ein Mensch, der eigentlich 20 Berufe beherrschen müsste.

Professionelle Geräte

Wie sieht ein Notfall aus? «Ein Heizungsausfall oder ein Wasserrohrbruch erfordern sofortiges Handeln», sagt Furrer ohne zu zögern. Kleinere Störungen, bei denen er ab und zu angerufen werde, können dagegen meist am nächsten Tag behoben werden. Sein Handy hat er immer dabei. Im Notfall ist er von seinem Wohnort aus in zehn Minuten vor Ort. Natürlich ist er nicht ständig auf Pikett. Dank seiner langjährigen Erfahrung kann er selbst schnell abschätzen, ob seine Anwesenheit nötig ist oder nicht.

Wir sitzen in seinem Büro an der Solothurnstrasse 165, einer 1-Zimmer-Wohnung. Hier hat er auch einen Teil seines Ersatzteillagers, damit nicht für jede Schraube ein Monteur ins Haus kommen muss. Im Laufe der Jahre hat er sich mit professionellen Geräten ausgestattet. Ein Sitzrasenmäher oder einen Schneepflug auf vier Rädern (Quad) seien effizient und zeitsparend, so dass er schnell von einem Objekt zum anderen gelangen könne. Mittlerweile setzt er auch Akkugeräte ein. «Die sind viel leiser, haben aber eine begrenzte Laufzeit», nennt er einen Nachteil. Unterstützung erhält der vielseitige Hauswart noch von  einem Reinigungsteam und einem Maler.

Lieber einmal zu viel ...

Diesen Winter konnte Gabriel Furrer den Schneepflug weitgehend links liegen lassen. Natürlich hat er in den 20 Jahren schon einige harte Winter erlebt und ist auch schon vergeblich in aller Herrgottsfrühe nach Grenchen gefahren, weil in Lommiswil über 20 Zentimeter Schnee gefallen waren. «Auf halbem Weg habe ich gemerkt, dass ich den Schneepflug in der Garage lassen kann.» Aber lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. An der Pinnwand in seinem Büro hängen zwei Artikel über Schneeräumung. «Ich habe eine Verantwortung und die nehme ich wahr.» Mit den Mietern versteht er sich gut. «In unseren Liegenschaften herrscht eine familiäre Atmosphäre. Der regelmässige Kontakt mit den Mietern macht ihm Freude. Mit den Jahren entsteht ein grosses Vertrauensverhältnis.» Auch wenn er festgestellt hat, dass die Mieter in den letzten Jahren in kürzeren Abständen umziehen. Im Moment sei  das wieder weniger der Fall, weil die Leerstände spürbar abgenommen ­hätten.

Laufender Unterhalt

Auch wenn beispielsweise die Liegenschaften an der Solothurnstrasse von aussen eher bescheiden wirken, entspricht das «Innenleben» einem zeitgemässen, modernen Innenausbau. Die Häuser werden laufend renoviert, die Wohnungen umgestaltet und modernisiert – zum Beispiel mit offenen Küchen. Solche Wohnungen sind dann auch etwas teurer, aber das ist keine Abkehr vom Grundprinzip der NWG: nämlich Wohnraum für jedes Budget anbieten zu können. Man spürt seinen Berufsstolz. Die NWG ist für ihn mehr als ein Arbeitgeber. Sie ist Teil einer grossen Familie. Die NWG feiert diesen Sommer ihr 75-Jahr-Jubiläum. Was ist heute anders als vor 20 Jahren? Die Haushaltsgeräte sind natürlich viel moderner geworden. «Damals», schmunzelt er, «gab es noch Gaswaschmaschinen und die meisten Küchen hatten Gasherde.» Eine Veränderung sieht Gabriel Furrer in der Natur. «Früher musste man einmal im Jahr die Sträucher zurückschneiden. Die veränderte Vegetation zwingt uns, diese Arbeit zwei- bis dreimal im Jahr zu machen.» Hinzu kämen Schäden an der Flora während starker Hitzeperioden im Sommer. «Das Klima hat sich schon verändert», sagt er.

Ein handwerkliches Multitalent

Sein Dialekt verrät, dass er aus einer französischsprachigen Region stammt. Geboren wurde er im Unterwallis. Aufgewachsen ist er aber in Biel. Er lernte Automechaniker und arbeitete danach 15 Jahre lang als Elektriker auf dem Bau, zuletzt in einer Firma, die aus wirtschaftlichen Gründen auf einen Schlag über 30 Mitarbeitende entlassen musste. Die anfängliche Tragödie wurde für Furrer zum Glücksfall. Vor 27 Jahren erbte er zusammen mit seiner Frau ein über 100-jähriges Bauernhaus in Lommiswil und baute es kontinuierlich um und aus. Seine berufliche Herkunft kommt ihm privat und beruflich zugute. Er ist ein handwerkliches Multitalent. Vor 20 Jahren hat er zudem die zweijährige Ausbildung zum Hauswart absolviert.

Er hat noch andere Interessen. So manches freie Wochenende verbringt er wandernd irgendwo in der Schweiz. Seit sieben Jahren haben sie einen Hund zu Hause. Seinetwegen fahren sie nicht mehr ins Ausland in die Ferien. Noch heute leben Gabriel Furrer, seine Frau und die zwei erwachsenen Kinder zusammen in ihrem Haus.

Das Telefon klingelt. Der nächste Auftrag wartet. Er lacht. «So ist das in unserem Beruf.» Das Strahlen in seinem Gesicht verrät: Es ist sein Traumberuf!