Geschichte und Geschichten in 100 Jahren

24 Männer gründeten im damaligen Restaurant Bahnhof den Fussballklub Lengnau. Das war vor genau 100 Jahren. Im August soll das grosse Jubiläum gefeiert werden.

Vater und Sohn in gemeinsamer Mission: Fred Berger, OK-Präsident 100 Jahre FC Lengnau (rechts), und sein Sohn Philipp, amtierender Präsident des Vereins.

Fred Berger, Ehrenpräsident des FC und 35 Jahre lang Vorstandsmitglied, sitzt vor den grün-weissen Unterlagen. Da ist die Jubiläumsschrift zum 75-Jahr-Jubiläum zusammen mit dem Damenturnverein und dem grossen Fest; da sind auch die Ausgaben des Vereinsorgans «Offside»: Ausgabe für Ausgabe seit 1977; und da sind Protokolle oder die Bazooka-Klebebüechli des Vereins. Fred Berger ist OK-Präsident des 100-Jahr-Jubiläums und sagt: «Jetzt sind wir eine motivierte Gruppe für das Jubiläum.» Die Zeiten ändern sich. Früher spielten vier Aktivmannschaften im grün-weissen Dress, heute sind es noch zwei. Bei den Senioren gibt es noch eine Mannschaft, früher waren es drei. Die Zahl der Juniorenmannschaften bleibt hoch, ebenso das Problem, jeweils zwei Trainer für die zwölf Juniorenmannschaften zu finden. Der Fussballboom hat auch Lengnau erfasst.

1924 wurde die Schweizer Nationalmannschaft Europameister, was zahlreiche Vereinsgründungen auslöste. Die Euphorie erfasste auch Lengnau und so entstanden Spitznamen wie «Rullo», «Peterröbus», «Bumm», «Tschen» oder «Schnydersämus». Mit der Vereinsgründung übernahm Eduard Meyer als erster Präsident das Ruder und der erste Sportplatz südlich der Bahnlinie wurde realisiert. Der grösste Gegner auf dem Spielfeld sollen die Maulwürfe und Schermäuse gewesen sein, nicht die gegnerischen Mannschaften.

Der nächste mit Brettern eingefasste Sportplatz befand sich in der Erle an der Bahnlinie. Regelmässig fanden Spiele der C- und D-Liga, heute 3. und 4. Liga, sowie des Schweizer Cups statt. Das Gelände im Moos gehörte der Burger­gemeinde Lengnau und konnte 1955 vom FCL zu günstigen Bedingungen für 99 Jahre gepachtet werden, und so entstand auch die heute noch bestehende Tribüne. Das Grossprojekt konnte nur dank vieler Stunden Fronarbeit und der Unterstützung der Einwohner- und Bürgergemeinde realisiert werden. Die gesamte neue Anlage von 22 000 Quadratmetern wurde 1956 eingeweiht. Ein drittes Spielfeld wurde 1971 für die vielen Junioren- und Kinderfussballer notwendig. Heute ermöglicht die Anlage einen guten Trainings- und Meisterschaftsbetrieb für alle Altersklassen.

Vom Aufstieg und Zenit der Klubgeschichte

Der FCL stieg kontinuierlich von der 3. Liga bis in die NLB, die heutige Challenge League, auf. 1957/58 wurde der Aufstieg in die NLA (Super League) mit dem ungarischen Profitrainer André Nagy knapp verpasst, 1958 der hervorragende vierte Platz in der NLB erreicht. Zum ersten und letzten Mal erhielten die Spieler Prämien: 20 Franken für einen Sieg, 10 Franken für ein Unentschieden. In der ewigen Rangliste steht der FCL noch heute auf Platz 55 von 97 Mannschaften. Nach dem Weggang guter Spieler stieg der Verein 1960 in die 1. Liga ab und nach weiteren zwölf Spielzeiten 1964 in die 2. Liga.

Um die finanziellen Probleme der erfolgreichen Zeit in den Griff zu bekommen, wurde 1964 erstmals das Grümpelturnier durchgeführt, mit einem Teilnehmerrekord von 160 Mannschaften aus der ganzen Schweiz zum 50-Jahr-Jubi­läum 1974. Erster und bis heute andauernder Sponsor ist die Firma Rado Uhren AG. Ab 1976 war Trikotwerbung möglich. Die Finanzen erholten sich auch dank dem Lotto-Match.

Ottmar Hitzfeld auf dem Moos

Zwischen 1965 und 1984 erreichte der FCL gute Resultate mit einigen Aufstiegsspielen und erlebte 1981/82 unter Trainer Bernhard Lander einen Höhenflug. Auch die Junioren A und Junioren Inter B erreichten mit guten Spielern gute Resultate. Mit dem Sieg als Erstligist gegen den amtierenden Cupsieger FC Aarau (NLA) gelang 1985 die Sensation und eine der grössten Überraschungen seit Bestehen dieses Wettkampfs. Der FC Aarau war Cupsieger des Vorjahres und sein Trainer war Ottmar Hitzfeld, der spätere Trainer der Schweizer Fussballnationalmannschaft. Zuvor wurden die beiden Challenge-League-Klubs Laufen und Chiasso jeweils auswärts besiegt.Der Erfolg hielt nicht an. 1987 stieg die erste Mannschaft in die 2. Liga ab, 1993 in die 3. Liga. In dieser Zeit verliessen viele gute Spieler die erste Mannschaft.

Der FCL hat sich immer im Juniorenbereich engagiert. 1996 gab es erstmals die Juniorenkategorie «Pampers», heute die Junioren G. Da darf der Trainer oft sogar die Schuhe binden. Heute trainieren die Junioren zweimal pro Woche und spielen am Wochenende. Ende Juni ­findet der Green + White Kids Cup für 48 Mannschaften statt. Ein Highlight für die Kids ist der Austausch mit dem FC Alpnach, wenn sie wie die Grossen grün-weiss gekleidet im doppelstöckigen «Mannschaftsbus» von Schneider Reisen losfahren. Seit 2002 besteht eine Kooperation mit dem FC Pieterlen im Jugendfussball in den Mannschaften «Leugene». 2020 stieg die erste Mannschaft wieder in die 3. Liga auf. 2020/2021 stellte Corona den Spielbetrieb ein. 2023 folgte der erneute Abstieg in die 4. Liga. Dafür stiegen die C-Junioren in die zweithöchste regionale Juniorenklasse auf. Bekannte Namen aus der Kaderschmiede des FC Lengnau waren schon früh Hans Rüegsegger, Bruno Wyss, André Nagy, Charly Casali, Franz Hänzi, Peter Spahr und Willy Sommer. Später folgten Klaus Jürgen Braun, Rolf Vögeli, Hanspeter Schnegg, Bernhard Lander, Stefan Moranduzzo, Erich Hänzi, Roger Meichtry, Ralph Bollinger, Stephan Meyer, Fabio Ghisoni, Pascal Renfer, Patrick Baumann, Kurt Baumann.