Hans Rudolf Zumstein: Ein Mann – ein Wort
Hans Rudolf Zumstein: 35 Jahre BGU, davon über 20 Jahre als Geschäftsführer; 13 Jahre aktiver Schwinger, fast 40 Jahre Funktionär auf fast allen Ebenen des Schwingsports; Ehemann und Vater von drei erwachsenen Kindern. Man kann es so sagen: Hans Rudolf Zumstein ist eine Institution und wenn man vor ihm steht, wirkt er immer noch wie ein Fels in der Brandung. Ende April tritt er offiziell von der aktiven Arbeitsbühne ab.

Zusammen mit seiner Frau Therese und der weissen Schäferhündin Roxy bewohnt Hans Rudolf Zumstein eine schöne Maisonettewohnung in Selzach. Ein geschmückter Schrein, Kranzabzeichen, eine wohl mindestens 20 Kilogramm schwere Eisenplastik: das Abbild eines Unspunnensportlers, widerspiegeln im Wohnzimmer einen kleinen Teil seiner grossen Leidenschaft: dem Schwingen. Sehe ich ein leichtes Lächeln um seine Mundwinkel? Ein wenig schon. Hans Rudolf Zumstein wirkt nicht nur pragmatisch, er ist es auch. Seine Stimmfarbe verändert sich kaum, egal, was er erzählt. Auch wenn es ums Schwingen geht – Hans Rudolf Zumstein wirkt emotionslos. Das ist keine schlechte Eigenschaft, sondern ein Wesenszug. Das ist sein Alleinstellungsmerkmal.
Der Pragmatiker
Menschen wie er, mit einem beeindruckenden Palmarès auf verschiedenen Ebenen, erzählen gerne Geschichten, viele Geschichten. Er nicht. Frage: Wie fühlt es sich an, nicht mehr im Berufsleben zu stehen? «Gut», sagt er. Punkt. Wie viele Fahrer gab es 1990, als er bei der BGU anfing? «19.» Und heute? «48.» Wenn ich ihn nicht so gut kennen würde, wäre der Interviewer schnell am Ende. Er hat nie viel Aufhebens um seine Person gemacht. Was ihm aus seinem Lebenslauf wichtig erscheint, hat er aufgelistet und ausgedruckt. Seine beruflichen Tätigkeiten, seine verschiedenen Ausbildungswege sind etwa so lang wie seine Schwinger- und Funktionärskarriere. Man nimmt einen Menschen immer mit seiner letzten Tätigkeit wahr. So auch Hans Rudolf Zumstein.
Der Vielseitige
Also drehen wir das Rad zurück und beginnen bei Feld 1. Bevor es ihn vor fast 50 Jahren nach Selzach verschlug, lebte der gebürtige Leuziger auch einige Zeit in Kriegstetten und Solothurn. Vor allem in seiner Jugend. Bekannte und ehemalige Schulkolleginnen und -kollegen verbinden ihn noch heute mit Leuzigen. Seine erste Grundausbildung als Landwirt hat er nie beruflich ausgeübt. Nach dem Abschluss als Landwirt mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis zog es ihn gleich zu den schweren Brummern. Er absolvierte die Lastwagen- und später auch die Carprüfung. Von 1979 bis 1990 arbeitete er bei verschiedenen Firmen als Chauffeur, von 1990 bis 1993 auch bei der BGU. Und weil der pragmatische Hans Rudolf Zumstein immer den Drang zur Weiterbildung verspürte, wurde er 1993 Leiter des Fahrdienstes, drei Jahre später war er bereits stellvertretender Geschäftsführer. 2004 übernahm er die Leitung von Marcel Hänzi.
Der Entwickler
Nein, er hat nicht alles gesagt. Das steht in seinem Lebenslauf. Erinnert er sich noch an die Frequenzen vor 35 Jahren? Natürlich. «Das waren 600 000 bis 700 000 Passagiere im Jahr.» Und heute? «2,4 Millionen.» Aus dem damaligen Stundentakt auf einem sehr begrenzten Netz wurde später ein Halbstundentakt, heute fahren die 16 grossen Linienbusse im Viertelstundentakt auf den ständig ausgebauten Hauptachsen. Aus dem einstigen Zick-Zack-Verbund (Biel) wurde der Libero-Verbund und im Sommer wird die BGU mit der BSU fusionieren und unter dem Dach des RBS gemeinsam unterwegs sein. Technische Veränderungen, neue Fahrzeuge, Personalrekrutierung und ein beispielloser Einbruch der Frequenzen während der Corona-Pandemie; Herausforderungen gab es viele und immer wieder neue für Hans Rudolf Zumstein. Er führte die BGU-Flotte sicher durch den Verkehr.
Es wird weiter gehen, anders zum Teil. Das sagt auch er. Inwiefern? «Es wird sicher Veränderungen geben.» Punkt. Zum Beispiel werden die Erdgasbusse in den nächsten fünf Jahren abgelöst durch Diesel- und Elektrobusse. Für den Doppeldecker der BGU, mit dem die Schüler der GIBS zu den Sportzentren geführt werden, konnte die BGU bis 2027 den Vertrag mit dem Kanton verlängern.
Der Schwinger
So, genug BGU. Wir sprechen über sein jahrzehntelanges Hobby, das Schwingen. Was hat ihn am Schwingen immer am meisten fasziniert? Jetzt huscht wirklich ein leichtes Lächeln um seine Mundwinkel: «Der Zweikampf und die Kameradschaft.» 28 Kränze hat er in seiner aktiven Zeit gewonnen, dreimal war er am Eidgenössischen: in Langenthal, Sion und Stans. Und auch am Unspunnenfest in Interlaken, das alle sechs Jahre stattfindet, war er dabei. Als er die schwere Trophäe ein paar hundert Meter zum Auto tragen musste, habe er schon mal geflucht, schmunzelt seine Frau Therese. Egal. Nicht nur seine sportlichen Palmarès sind beeindruckend, auch als Funktionär hat er auf lokaler, regionaler und schweizerischer Ebene Beeindruckendes geleistet. Er wurde Ehrenmitglied des Schwingklubs Grenchen und Solothurn, des Kantonalverbandes, des Nordwestschweizer Verbandes und zuletzt 2017 des Eidgenössischen Schwingerverbandes. Im Jahr 2011 wurde er mit dem Sportpreis der Stadt Grenchen ausgezeichnet. Zum Schwingsport kam er erst mit knapp 20 Jahren. Ja, es habe damals schon Jungschwinger gegeben. Aber er sei einfach nicht früher dazugekommen.
Der Camper
Hans Rudolf Zumstein wird noch in diesem Monat 67 Jahre alt. Was sind seine nächsten Stationen? In Saas Grund haben sie einen Wohnwagen, der winterfest ist. Inzwischen haben sie auch ein neues Wohnmobil. Und? «Nächstes Jahr beendet auch meine Frau ihre berufliche Laufbahn, dann gehen wir mit dem Wohnmobil auf Reisen.» Wenn er von diesem Vorhaben spricht, ist sogar eine gewisse Rührung in seiner Stimme zu spüren. Es scheint, als freue er sich auf das neue Jahrzehnt in seinem so aktiven Leben. Wir wünschen es ihm – von ganzem Herzen!