«Ich suchte nach einer neuen Herausforderung»

Mit 50 Jahren fragte sich Kurt Burkhalter aus Leuzigen, ob er als Treuhänder nur mit Zahlen zufrieden sei oder ob er noch etwas anderes machen solle. Er suchte im Internet nach Franchise-Angeboten, bei denen der Einstieg nicht zu kompliziert ist und die neue Herausforderung auch als Hobby betrieben werden kann. Fündig wurde er bei Coffee-Bike in Osnabrück. Sechs Jahre später ist aus dem Hobby mehr geworden.

Kurt Burkhalter hat sein Coffee-Bike am nächsten Anlass installiert und ist bereit für den Ausschank. Bild: zvg
Kurt Burkhalter hat sein Coffee-Bike am nächsten Anlass installiert und ist bereit für den Ausschank. Bild: zvg

Nein, sagt er. Er ist nicht sieben Tage unterwegs mit dem CoffeeBike, einem ganz speziellen Kaffeewagen, mit dem Kurt Burkhalter, seine Freundin oder ein Mitarbeiter zu Veranstaltungen in der Region, aber auch quer durchs Land fahren, mit einer Kaffeekarte, die fast so lang ist wie die eines Wiener Kaffeehauses. Nomen est omen. Produziert wird der fein duftende Kaffee mit einer Handhebel-Kaffeemaschine: «Es kommt auf die richtige Röstung und das Mahlen des Kaffees an», erklärt Kurt Burkhalter. Der Kaffee ist eine Spezialmischung aus 70  Prozent Arabica und 30 Prozent Robusta. Die Mischung muss vom Franchisegeber bezogen werden. Das ist eine der Vorgaben des deutschen Unternehmens.

Im November kommt Nummer 3

Das ist aber noch nicht die Antwort auf die Frage, wie viel Zeit er für sein Hobby aufwendet. Durchschnittlich 20 bis 30  Prozent pro Woche, sagt er und fügt gleich hinzu: «Vor allem an den Wochenenden bin ich unterwegs. Hauptberuflich sei er nach wie vor Treuhänder, schmunzelt Kurt Burkhalter. Seinen Job liebt er nach wie vor, aber nicht nur. Er hat bereits zwei Coffee-Bikes gemietet, das Dritte wird Anfang November geliefert. Der heute 55-Jährige ist auch nach sechs Jahren Erfahrung und Eventarbeit nicht müde. Ganz im Gegenteil. Es macht ihm Spass. Insgesamt sind acht Coffee-Bikes in der Schweiz unterwegs. Ein überschaubares Geschäft, könnte man sagen. In Biel und Umgebung ist zum Beispiel Nicole Amstutz unterwegs (wir berichteten in der Ausgabe vom 13.  Juli 2023). Unter der Woche auf dem Zentralplatz, am Wochenende auch bei Veranstaltungen oder im Sommer natürlich im Strandboden in Biel. Die beiden kennen sich. «Nicole hat mich kürzlich am Markt in Büren vertreten.» Kurt Burkhalter war am Chästag in Solothurn dabei.

Mal hier, mal dort

Er ist konzeptionell anders aufgestellt als sein Seeländer Pendant. Seine Aktivitäten konzentrieren sich auf das Catering bei verschiedensten Anlässen. So führten ihn Aufträge bereits nach Schlieren ZH, an eine Fachmesse in Basel, an Weihnachtsmärkte oder eben wie zuletzt an den Chästag in Solothurn. Davon abweichend sind seine Pläne für das dritte Fahrzeug. Er plant einen festen Standort in Basel. Und bleibt es bei den 20 bis 30  Prozent Arbeit für ihn? «Ja», sagt er bestimmt. Für  das neue Projekt wird er im November eine vierte Person stundenweise an sein zweites Standbein binden.

Aller Anfang ist schwer

Kurt Burkhalter hebt kurz den Finger und warnt davor, zu glauben, man könne sich mit dem eine halbe Tonne schweren Gefährt, das von einem Elektromotor angetrieben wird, einfach irgendwo hinstellen und Kaffee verkaufen. Auch hier gilt: Aller Anfang ist schwer. Entscheidend sei die Qualität des Kaffees, aber auch das restliche Angebot wie Chai Latte, heisse Schokolade, Tee und eine kleine Auswahl an Gebäck müsse stimmen. Im Sommer wird die Karte zudem mit verschiedenen Eiskaffees ergänzt. Doch wer den Kaffee schätzt, kommt immer wieder. Natürlich sei auch der Preis der Produkte niedriger, da sie nicht am Tisch serviert werden und die Getränke aus dem Pappbecher getrunken werden. Hier erfolgt jedoch in Kürze eine Umstellung auf Mehrwegbecher. Beim Coffee-Bike zählt jeder Zentimeter – alles ist genau bemessen, der Stauraum befindet sich in den «Innereien» des Wagens. So dient die Holztruhe gleichzeitig als Stehtisch für die Gäste. Und ja: Die Corona-Jahre zwischen 2020 und 2022 hat er schon wieder vergessen, aber nachdem es 2019 langsam bergauf ging, wurde sein neues Hobby dann temporär zwangsweise eingestellt.

«Es macht einfach nur Spass»

«Wenn es gut läuft, kommt man schon ins Schwitzen», schmunzelt Kurt Burkhalter. Und am Anfang war das Stehen für den «Schreibtischtäter» eine echte Herausforderung. Das ist längst vorbei. «Jetzt macht es einfach Spass», sagt Burkhalter. Für die Coffee-Bikes hat Kurt Burkhalter mit der Franchisegeberin einen Vierjahresvertrag abgeschlossen. Die Coffee-Bikes können gekauft oder gemietet werden. Kurt Burkhalter hat sich für Letzteres entschieden. Und das «stille Örtchen»? Auch dafür haben die Coffee-Bike-Betreiber eine Lösung. Auf einer Veranstaltung gibt es viele andere Mitstreiter und die helfen sich gegenseitig aus. Es gibt also nichts, was ihn vom Projekt, das er 2017 in Angriff genommen hatte, abhalten könnte. Darauf hat Kurt Burkhalter eine schnelle und kurze Antwort: «Richtig!»

www.cafe-bike.ch