Rüetschis sagen nach 19 Jahren Adieu!
Wer fast drei Jahrzehnte lang erfolgreich in der Gastronomie tätig war, dem fällt der Abschied nicht leicht. Ende September haben sich Roland und Maria Rüetschi von ihrer langjährigen Wirkungsstätte verabschiedet. Ihre Nachfolger haben den Betrieb vor zehn Tagen wiedereröffnet. Roland Rüetschi bleibt der «Tennis-Chugele» in anderer Mission noch erhalten.

Wer fast drei Jahrzehnte lang erfolgreich in der Gastronomie tätig war, dem fällt der Abschied nicht leicht. Ende September haben sich Roland und Maria Rüetschi von ihrer langjährigen Wirkungsstätte verabschiedet. Ihre Nachfolger haben den Betrieb vor zehn Tagen wiedereröffnet. Roland Rüetschi bleibt der «Tennis-Chugele» in anderer Mission noch erhalten.
Zehn Jahre lang wirteten Roland und Maria Rüetschi an der schönen Lenk, dann zogen sie nach Langendorf und Roland Rüetschi arbeitete fortan bei einer Gastrokette. So weit, so gut. Bis Maria Rüetschi, Mitglied des Tennisclubs Grenchen, vom damaligen Tennislehrer gefragt wurde, ob sie und ihr Mann nicht Lust hätten, die Gastronomie in der Tennishalle zu übernehmen. Das war im Jahr 2006.
Roland Rüetschi und seine Frau nahmen diese Herausforderung gerne an. Die «Tennis-Chugele» wurde nicht nur zu einem Flirt, sondern zur grossen Liebe. Zwar fand diese Ende September ihr offizielles Ende – doch alte Liebe rostet nicht.
Sie hätten damals nichts gesucht. «Nach der Zeit an der Lenk war es gut, so wie es war.» Und doch lockte die neue Herausforderung in einem Umfeld, das den beiden Tennisspielern nicht fremd war. Der Betrieb lief gut und die Vorgängerin Andrea Rasch hatte den beiden ein intaktes und gut geführtes Umfeld hinterlassen. «Diesem Umstand trugen wir Rechnung, sagten uns aber auch: Ein Wechsel birgt immer die Chance, etwas zu ändern, und man sollte offen für Neues sein.» Der Gastronom, der sein Geschäft von der Pike auf gelernt hat, brachte 20 Jahre Erfahrung mit, seine Frau Maria nicht viel weniger. «Wir mussten das Rad nicht neu erfinden, wir brachten unser Faible ein und setzten Akzente.»
«Die Gäste wollen dich sehen»
Den Gästen schien das jedenfalls zu gefallen. Die Spezialitätenwochen hatten beispielsweise Tradition in der Ära Rüetschi. Die Ganzjahres-Deko mit saisonalem Schmuck stammte von Maria Rüetschi. Sie wussten, was ihre Klientel wollte, die in erster Linie zum Tennisspielen kam und den sportlichen Teil dann in zweiter Linie noch kulinarisch abrunden wollte. Sie schätzte den direkten Kontakt zu den Pächtern. «Die Gäste wollen dich an der Front sehen», weiss Roland Rüetschi aus langer Erfahrung. So entstanden nicht nur neue Stammgäste, sondern auch echte Freundschaften. «Bei uns setzten sich auch Frauen allein an einen Tisch», sagt Maria Rüetschi, «weil sie sich hier wohlfühlten.»
Corona: Ein Jahr zum Vergessen
Es reicht schon, als Stichwort den Anfangsbuchstaben «C» zu nennen, um Roland Rüetschi nachdenklich werden zu lassen. Er erinnert sich nur sehr ungern an die fünf langen Monate, in denen er und seine Crew zum Stillstand gezwungen waren. «Das Take-away-Angebot verhinderte damals immerhin, dass die vorrätige Ware zu Foodwaste wurde.» Diese Zeit überbrückte er praktisch im Alleingang. Ihm fehlte in diesen fünf Monaten vor allem eines: Er konnte nicht Gastgeber sein.
Diese Zeiten sind längst passé und im Gegensatz zu vielen anderen Gastrobetrieben überstanden er und seine Frau mit einer überaus treuen Crew die Krise relativ gut. Sie waren Antreiber für Neues. Wieder einmal. Im Aussenbereich eröffneten sie eine Pit-Pat-Anlage mit 18 Tischen und ermöglichten den Gästen, sich in einer Art Golf-Billard zu versuchen. Padel-Tennis, eine vor zwei oder drei Jahren aufgekommene Sportart, kann am südlichen Stadtrand ebenfalls gespielt werden. Und das Angebot wird auch gut genutzt.
«Man wird dünnhäutiger»
Und während er das sagt, schwingt etwas Wehmut in seiner Stimme mit. Der Abschied, vor allem von den lieb gewonnenen Gästen, falle ihm nicht leicht. Aber er habe bereits vor zwei Jahren gewusst, dass er den dieses Jahr auslaufenden Vertrag nicht verlängern werde. «Auch ich bin älter geworden», schmunzelt der baldige Pensionär. Mit zunehmendem Alter werde man dünnhäutiger. Er freut sich auf ruhigere Zeiten, wenngleich er in den nächsten eineinhalb Jahren in einem Kleinstpensum die Digitalisierung und Verselbstständigung des Tennisbetriebs einleiten wird. Die Halle kann dann autonom betrieben werden und der Betrieb läuft auch übers Wochenende ohne Unterbrechung. Für die neuen Pächter bedeutet das auch, dass das Restaurant zumindest sonntags geschlossen bleiben kann. Bislang war das Restaurant sieben Tage die Woche geöffnet.
Von 1 bis 99
Wir waren bei den «ruhigeren» Zeiten. Wie sehen die beiden das genau? «Wir nehmen uns auch mal die Freiheit und Zeit, ungezwungen zu verreisen.» Sie freuen sich auf Ausflüge in Europa. Maria Rüetschi verrät, was auf ihrer ganz persönlichen Wunschliste steht: eine Südafrikareise mit Safari natürlich! Und schliesslich sind sie Eltern von zwei erwachsenen Töchtern. Die freuen sich ebenfalls auf entspanntere Zeiten.
«Auch für sportliche Aktivitäten liegt für uns vermehrt drin», freut sich Roland Rüetschi. Ob auf dem Rad oder den Skis, auf dem Tennisplatz oder in der Curlinghalle. Abschied nehmen heisst es auch von ihren treuen Mitarbeitenden. Roland Rüetschi schmunzelnd: «Wir haben bei personellen Wechseln neuen Mitarbeitenden immer eine Nummer gegeben. Angefangen hat es mit mir und der Nummer 1. Zuletzt haben wir eine Mitarbeitende mit der Nummer 99 eingestellt.» In 19 Jahren ist das eine traumhafte Fluktuationsziffer.
Am 6. Oktober sind die «Neuen» gestartet. Rita Laubscher und Gnanapiragasam Sivakumar sind allerdings keine Neuen, sondern bereits seit 13 bzw. 10 Jahren dabei. Sie bleiben dem Betrieb ebenso erhalten wie die übrigen Mitarbeitenden, die alle weiterhin in der «Tennis-Chugele» tätig sein werden. Roland Rüetschi und Maria schauen sich an und fragen: «Und wir?» Beide wird man ab und an in der «Tennis-Chugele» sehen. Maria Rüetschi wird ebenfalls noch eine Weile in einem Gastrobetrieb in Solothurn arbeiten. Ganz lassen können sie es nicht. Ist auch gut so. «Uns bleiben sehr viele schöne Erinnerungen an unsere treuen Gäste. Wir bedanken uns herzlich bei ihnen und hoffen, dass sie unseren Nachfolgern weiterhin die Treue halten.»