So feiern drei Grenchner Bühnenihr Jubiläum
Gleich drei Grenchner Theaterbühnen feiern Jubiläum. Wie feiern Theaterleute? In unserem Fall treten sie als Ensemble in einem Stück auf und lassen das Publikum an ihrer Freude teilhaben. Am 9. November 2025 kommt die Uraufführung einer berühmten Novelle von Gottfried Keller über die Bühne. Das Stück, das ins Grenchen der 50er-Jahre verlegt wird, wird von Iris Minder inszeniert. Dieses Theaterereignis wird zugleich ihre Derniere sein.

Gleich drei Grenchner Theaterbühnen feiern Jubiläum. Wie feiern Theaterleute? In unserem Fall treten sie als Ensemble in einem Stück auf und lassen das Publikum an ihrer Freude teilhaben. Am 9. November 2025 kommt die Uraufführung einer berühmten Novelle von Gottfried Keller über die Bühne. Das Stück, das ins Grenchen der 50er-Jahre verlegt wird, wird von Iris Minder inszeniert. Dieses Theaterereignis wird zugleich ihre Derniere sein.
Das Grenchner Theateratelier und das Theater JAWOHL! feiern ihr 25-jähriges Bestehen, das Kindertheater BLITZ sein 20-jähriges. Was könnte dieses besondere Ereignis besser würdigen als ein Jubiläumsstück, das zugleich die letzte Produktion der Gründerin dieser drei Bühnen sein wird? Gesagt, getan.
Ort der Aufführung ist das Zwinglihaus in Grenchen. Uraufführung ist am 8. November 2025, drei weitere Aufführungen folgen, die Derniere findet am 14. November statt. Es wird keine Zusatzvorstellung geben. Umso mehr dürfen sich die Theaterbesucherinnen und -besucher auf diese ganz besondere Produktion freuen. Drei Generationen stehen gemeinsam auf der Bühne: 33 Schauspielerinnen und Schauspieler sowie acht Männer und Frauen hinter der Bühne. Zwölf Kinder und 21 Erwachsene sorgen 90 Minuten lang (ohne Pause) für heitere und nachdenkliche Momente und machen dieses besondere Jubiläumsstück so zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Schein und Sein
«Kleider machen Leute» ist eine der vielen Novellen vom Schweizer Maler, Dichter und Politiker Gottfried Keller (1819 bis 1890) aus der Reihe der Seldwyler Geschichten. Die Grenchner Regisseurin gab dem Stück den Namen «Der ungarische Graf» und versetzte die Szenerie aus dem späten 19. Jahrhundert in die 1950er-Jahre von Grenchen. Das Textbuch zeigt die Stadt im Aufschwung, mit Glanz auf der Oberfläche – darunter: Sehnsüchte, Unsicherheiten, Schablonen. In diese Welt rückt ein stiller Schneider im feinen Anzug. Er ist auf der Durchreise; während seines Aufenthalts halten ihn seines feinen Zwirn wegen alle für einen ungarischen Grafen. Und weil niemand nach seiner Herkunft und seinem Stand fragt, lässt er die Grafengeschichte mit sich geschehen. Schein und Sein treffen aufeinander; das Stück bringt ebenso ernsthafte, nachdenkliche Momente wie auch viel Humor. Zum Beispiel, wenn der Uhrenbaron, der Pfarrer und der Lehrer darüber diskutieren, wie es wäre, wenn eine Frau als Bundesrätin gewählt – und zu alledem noch das Militärdepartement übernehmen würde. Die drei sind sich einig: unvorstellbar!
Spiegel der Zeit von damals
Es ist eine Reflexion der damaligen Zeit und des damaligen Grenchen. Das Stück spiegelt die damalige Rolle der Frauen und ihre Verantwortung wider. Das zeigt sich besonders schön in der Episode, in der eine Frau versucht, ihre Tochter aufzuklären. «Auch wenn das Stück Tiefgang haben soll, sind die Rollen mit einem Augenzwinkern gestaltet worden. Leicht karikiert», sagt Regisseurin Minder. «Sie werden ein kleines bisschen karikiert.» Die 90 Spielminuten ohne Pause versprechen jedenfalls einiges.
Feuerwehr: Freundin und Helferin
Das beinhaltet auch die bunte Mischung von den Darstellenden aus drei verschiedenen Generationen, die während des ganzen Stücks mit Überraschungsmomenten auf der Bühne zu sehen sind. Noch lange vor der Premiere gab es immer auch wieder Probleme, die nicht so einfach zu lösen waren. So ist bei den Hauptakteuren eine Frau (sie reist für die Proben und Aufführungen jeweils aus dem aargauischen Baden an) mit einer körperlichen Behinderung. Sie ist auf einen Elektro-Rollstuhl angewiesen. Die Regisseurin suchte von Pontius zu Pilatus nach einer Möglichkeit, wie das 280 Kilogramm schwere Gefährt sicher auf die Bühne gehievt werden könnte. In der letzten Verzweiflung wandte sie sich an die Feuerwehr. Kommandant Thomas Maritz habe vor Ort nach einer Lösung gesucht. «Er hat mir gesagt: Lass das unsere Sorge sein. Wir machen das!» Sie und Bühnenbildnerin Franziska Beck hätten geweint vor Freude.
Vorverkauf gut angelaufen
Seit der Vorverkauf am 1. September 2025 gestartet ist, ist auch das Werbeplakat in der Stadt präsent. Und alle Welt fragt sich: Was hat ein Toast Hawaii mit einer Theaterinszenierung aus den 50er- Jahren zu tun? Die Antwort ist einfach: Der Toast Hawaii war eine Erfindung dieser Zeit, ebenso wie das Gericht Riz Casimir. Die Zuschauer dürfen sich freuen, denn auch dieses Thema erhält einen Platz im Stück.
Das Bühnenbild erinnert auf den ersten wie auf den zweiten Blick nicht an die goldenen 50er-Jahre. Es ist ein stilisiertes Bühnenbild in Grau. Wieso so farblos? Die Regisseurin erklärt dies mit den bunten Kleidern, die im Stück eine wesentliche Rolle spielen. Die Hauptakteure beispielsweise wechseln im Stück drei Mal ihre Garderobe. Da leuchtet es ein, dass das Bühnenbild die bunten Kostüme nicht konkurrenzieren will.
Obwohl der Vorverkauf erst vor einigen Tagen gestartet wurde, waren nach dem ersten Tag bereits ein Viertel der rund 1000 Tickets verkauft. Pro Ausstellung finden 252 Personen Platz. Ein kleines Detail am Rande: Einige ihrer ehemaligen Primarschulkameradinnen und -kameraden aus Luzern haben Tickets gekauft.
Die Premiere findet, wie bereits erwähnt, am Samstag, dem 8. November 2025, um 19.30 Uhr statt. Die weiteren Daten sind: Sonntag, der 9. November 2025, um 11 Uhr, Donnerstag, der 13. November, um 19.30 Uhr und Freitag, der 14. November, um 18.30 Uhr, die Derniere. Oder wie Iris Minder schmunzelnd sagt: «Dann ist Schluss. Fertig!»
Tickets können online auf der Website www.jubilaen-2025.ch oder bei der Lüthy Buchhandlung in Grenchen gebucht werden.