Wie «Rex» und «Palace» zu Wohnzimmern der Stadt werden

Kulturelles Engagement war und ist in Grenchen ein wichtiges Thema. Welche Kultur ist gefragt – und welche Bevölkerungsgruppen soll sie ansprechen? Eine gute Frage, die sich auch die Verantwortlichen des Vereins CosmosK seit sieben Jahren stellen – und auch Antworten haben. Das kulturelle Engagement des Vereins ist vielschichtig und umfasst alle Altersgruppen. Knackpunkt – wie so oft – sind die finanziellen Mittel.

Ein Freiluftkino, wie letztes Jahr an der Rainstrasse erfolgreich erprobt, wäre durchaus auf der Wunschliste. Das Problem sind die Kosten. Foto: zvg

Kulturnacht, Cinetreff, Open-air-Kino Roadside, Men’s oder Ladies Night; Kinderfilmfestival, Jugendfilmtage oder Cinetasting. Das sind zumeist bekannte Begriffe für Veranstaltungen des Vereins CosmosK. Der Verein ist bemüht, rund 60 Anlässe pro Jahr durchzuführen. Diese finden in der Regel in einem der beiden Grenchner Kinos Rex und Palace statt. Das ist kein Zufall, sondern gewollt. Um die beiden Häuser langfristig zu erhalten, wurden die Kinos in die bestehende Vereinsstruktur integriert. Das und vieles mehr steht in einem Strategiepapier, das die beiden Projektinitiatoren Angel Rodriguez und Sandra Sieber verfasst haben. Sie setzen dabei auf die Strategie des städtischen Kompasses und den Punkt «Leben und Wohnen».

Wie Kinos den Alltag prägen

Klassische Kinobetriebe, vor allem in Kleinstädten, haben es heute schwer und verlieren durch die zunehmende Dominanz der Streaming-Kanäle immer mehr an Bedeutung. Selbst Weltpremieren locken nicht mehr vor die grosse Leinwand. «Und doch», sagt Sandra Sieber, «prägen die beiden Kinos nach wie vor stark unseren gesellschaftlichen Alltag. Sie sind zu eigentlichen Wohnzimmern der Stadt geworden. Im Kino Rex an der Bielstrasse laufen eher die klassischen Mainstreamfilme, ebenso die Schulvorstellungen der Solothurner Filmtage sowie das Kinderfilmfestival – der Tatsache geschuldet, dass sich im Rex die grösste Kinoleinwand im Kanton befindet. Das Palace an der Rainstrasse hingegen entwickelt sich zu einem gemütlichen Arthouse-affinen Kino- und Kulturbetrieb. Aber auch die beim älteren Publikum beliebten Filmvorführungen im Rahmen des Cinetreffs finden hier statt. «Hier treffen sich Seniorinnen und Senioren zum Austausch während des Filmschauens und beim anschliessenden Kaffee- und Kuchenbuffet», freut sich Sandra Sieber über das erfolgreiche Engagement, das auch in diesem Jahr zehnmal auf dem Programm steht. Sehr gut angenommen wird auch das Cinetasting. Eine Mischung aus Filmvorführung und Degustation – massgeschneidert für einschlägige Gewerbebetriebe.

Keine Massenveranstaltungen

Nein, es sind keine Massenveranstaltungen, die CosmosK mit viel Enthusiasmus auf die Beine stellt, sondern zielgruppenorientierte Events, «von denen wir hoffen, dass sie auf Dauer noch besser angenommen werden». Richtig gut angekommen sind im vergangenen Jahr die Ladies’ und die Men’s Night – «auch dank des wirklich begeisternden Engagements einiger kleiner Gewerbebetriebe in unserer Stadt», schwärmt die Co-Präsidentin. Und sie weiss, dass diese Firmen wieder dabei sein werden, «weil sie in ihrem Engagement zwar kein unmittelbares Geschäft sehen, dafür aber eine nachhaltige Wirkung». Für die Initianten ein wichtiger Punkt und vor allem ein Trumpf bei der Suche nach Support. «Schon jetzt können wir auf die Unterstützung der Stadt zählen. Ohne diese wären unsere kulturellen Bestrebungen nicht realisierbar.» Mittelfristig hofft CosmosK aber auf zusätzliche finanzielle Unterstützung durch Unternehmen, die mit ihrem Engagement die vielfältigen Projekte unterstützen und langfristig absichern. Dabei denkt sie zum Beispiel an die geplanten Jugendfilmtage und das Kinderfilmfestival, das in wenigen Tagen im Kino Rex stattfinden wird. Nach der gelungenen Premiere im vergangenen Jahr wollen die Organisatoren auch die zweite Auflage zu einer erfolgreichen Veranstaltung machen. «Erfreulicherweise können wir beim Kinderfilmfestival auf die Unterstützung von sechs Partnern zählen», sagt Sandra Sieber. Nicht zuletzt dank diesem Engagement ist es möglich, dass die Kinder für 5 Franken pro Film ins Kino kommen (Festivalpass: 30 Franken).

Verein will sichtbarer werden

Zwei Workshops bereichern das Festival. Kinder, die selbst von einer Schauspielkarriere träumen, können im Workshop am 7. und 9. Februar 2024 erste Erfahrungen sammeln. Die Kinder erhalten einen Einblick in die Grundlagen der Schauspielerei. Ein weiterer Workshop (13. Februar 2024) ist der Animation gewidmet. Hier dreht sich alles um das Animieren von Gegenständen und das Erstellen einer kurzen (Trick-)Filmgeschichte. Zwischen September und ­Oktober finden die dreitägigen Jugendfilmtage statt. Wie wäre es mit einem regelmässig stattfindenden Freiluftkino? «Wir haben das letztes Jahr in der Rainstrasse ausprobiert. Der Erfolg war gut. Das Problem sind die Kosten – allein die Grossleinwand ist mit 18 000 Franken eine zu hohe Hürde für uns.» Sandra Sieber hofft, dass man allenfalls die Infrastruktur der Freilichtbühne im Stadtpark für diesen Zweck umnutzen könnte.

Ideen und Pläne gibt es genug. Sandra Sieber sagt aber auch selbstkritisch: «Unser Programm und der Verein als Trägerschaft sind noch zu wenig sichtbar. Daran wollen wir in Zukunft ­verstärkt arbeiten und erhoffen uns dadurch auch die dringend nötige Unterstützung von aussen.» Nicht zuletzt ist auch die bekannte Grenchner Kulturnacht ein Produkt von CosmosK oder das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, das im Kino Rex optisch und akustisch live auf die Leinwand übertragen wurde. «Es herrschte eine sehr festliche Stimmung», erinnert sich Sandra Sieber dankbar an die Veranstaltung, die rund 150 Personen ins Kino lockte. Wird es 2025 eine Wiederholung geben? «Natürlich», sagt Sandra Sieber. «Unsere Events sollen keine Eintagsfliegen sein, sondern Nachhaltigkeit entwickeln.»