«Wir wollen unseren neuen Kunden vor allem Danke sagen!»
Fünf leere Kartons vom Onlineversandhaus, vier Weinkartons, Schuhschachteln aus den letzten Jahren und das Riesenteil von der vor Weihnachten gekauften Polstergruppe. Da kommt einiges zusammen und sollte möglichst rasch entsorgt werden. Spezialisierte Entsorgungsbetriebe gibt es landauf, landab immer mehr. Vor anderthalb Jahren eröffnete der Bürener Betrieb Schlunegger Transporte AG einen neuen Entsorgungsbetrieb mit dem Namen Schlunegger Recycling AG an der Leuzigenstrasse. Und dieser moderne Werkhof nimmt auch Karton entgegen. Bis vor kurzem konnte man diesen bündelweise kostenfrei abgeben. Jetzt kosten 30 Kilogramm Karton 3 Franken oder 100 Kilogramm zehn Franken. Keine Welt. Fürwahr.

Simon Schlunegger steht vor dem modernen Zahlsystem der Firma Schlunegger Recycling AG. Ein System, das es schweizweit bisher nur hier in Grenchen gibt und die Entsorgung von Privaten oder Firmen administrativ und auch personell viel leichter und einfacher macht. Der Bürener Transportbetrieb, der den Abfall von 20 Gemeinden im Bernbiet entsorgt und in Büren selbst schon länger einen Entsorgungshof hat, hat sich den Standort in Grenchen einiges kosten lassen. «Es ist eine Investition in die Zukunft», sagt Geschäftsleiter Thomas Schlunegger. Er denkt dabei an seine beiden Söhne Michael und Simon, die den Betrieb dereinst übernehmen werden, aber auch an die Herausforderungen, die für einen Entsorgungsbetrieb immer grösser, aber auch interessanter werden. Das moderne Zahlsystem habe die Firma eine sechsstellige Summe gekostet. «Schweizweit habe ich auf keinem Entsorgungshof ein vergleichbares System gefunden», so Thomas Schlunegger. Das rechne sich erst nach rund 20 Jahren. Schlunegger ist zuversichtlich: «Wir haben in Grenchen bisher sehr gute Erfahrungen gemacht, und die Frequenz nimmt stetig zu.»
Immer samstags geöffnet
Ein grosses Plus des Grenchner Entsorgungsbetriebs sind die Öffnungszeiten. Der Betrieb ist – ausser über die Mittagszeit – ganztags bis 17 Uhr geöffnet; und auch jeden Samstag von 8 bis 11.45 Uhr. An der Leuzigenstrasse, wo der Betrieb angesiedelt ist, arbeiten zwei Angestellte und kümmern sich um das angelieferte Gut mit Holz, Sperrgut, Bauschutt, Papier und eben auch Karton. Letzterer sorgte für rote Köpfe und erhitzte Gemüter. Sogar die Schweizer Boulevardzeitung Blick wurde von einem erzürnten Bürger nach Grenchen gerufen. Die neue Kartongebühr ist keine Schikane, sondern ein notwendiges Übel. Für Karton erhielten die Recycle-Unternehmen bisher eine Entschädigung. Seit dem 1. November bezahlen Sie selber eine Entschädigung für die Abgabe von Karton. Schuld daran ist der Handelsstreit zwischen China, der USA und der EU. So richtig teuer sind ja die drei Franken für 30 Kilogramm nicht. Wer sich diese Ausgabe sparen will, muss auf den Sammelservice der Stadt Grenchen warten. Diese Entsorgungsmöglichkeit ist nach wie vor kostenlos.
Ein hartes Geschäft
Vor anderthalb Jahren hat die Stadt Grenchen beschlossen, einem privaten Entsorgungsbetrieb die Möglichkeit zu geben, sich in Grenchen anzusiedeln. «Wir haben diese Chance gepackt», sagt Schlunegger, «und bis heute nicht bereut». Es sei ein hartes Geschäft, sagt auch Sohn Simon, der mit seinem Bruder dereinst das Unternehmen weiter führen will. Zwischenzeitlich sei es auch kein Thema mehr unter der Bevölkerung, dass auf gewisses Entsorgungsgut (u.a. brennbaren Abfall, Sperrgut, Kehricht, Bauschutt) eine Gebühr erhoben wird. Für Private sind es 10 Franken für 40 Kilogramm; jedes weitere Kilogramm kostet 25 Rappen. Für Grossmengen von Industrie und Gewerbe wird ein pauschaler Tonnenpreis erhoben. Diese regelmässigen Kunden erhalten eine Karte und bezahlen per Rechnung. Thomas Schlunegger freut es, dass der von ihnen angebotene Muldenservice nun auch in Grenchen sehr gut genutzt wird. «Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind». Das Unternehmen muss sich komplett selber finanzieren. «Wir erhalten keine Gemeindebeiträge», korrigiert Thomas Schlunegger irrtümliche Meinungen.
Das Bürener Unternehmen beschäftigt in Grenchen und Büren rund 30 Mitarbeitende und hat sich vor allem als Entsorgungsunternehmen in 20 Berner Gemeinden einen Namen gemacht. Die beiden Firmen werden nach wie vor familiengeführt.
«Wir haben unseren neuen Kunden in Grenchen und auch von der näheren und weiteren Umgebung vor allem zu danken, dafür, dass sie dieses Angebot so schnell angenommen haben und nutzen». Im neuen Entsorgungshof habe man nach anderthalb Jahren bereits die halbe Sammelmenge von Büren erreicht. Der Entsorgungsbetrieb ist übrigens auch über die Festtage an den ordentlichen Werktagen normal geöffnet.