Wo die Liebe hinführt

Es ist nicht die Geschichte von Romeo und Julia, nicht die von Anna und Kristoff aus der «Eiskönigin», sondern eine reale Romanze, die in einem Malerbetrieb in Bettlach ihren Anfang nahm und sich zu einer festen Bindung entwickelte. Die Protagonisten sind Rahel Bertschi (30) und Remo Auderset (32). Die beiden Eltern eines fünfjährigen Jungen und eines vierjährigen Mädchens sind seit Anfang Jahr in die Fussstapfen von Malermeister Urs Weder getreten und Mitinhaber der Weder Maler GmbH.

Das neue Führungstrio der Weder Maler GmbH (von links): Urs Weder, Rahel Bertschi und Remo Auderset.Bild: Adrian Vollenweider (Applica)

Die Nachfolgeregelung des Grenchner Familienunternehmens mit heutigem Sitz in Bettlach stand für den heute 60-jährigen Urs Weder nicht zuoberst auf der Prioritätenliste. Gedanklich spielte er immer auch mit der Option einer internen Nachfolgelösung. Und die sollte sich ergeben – mit dem heutigen Mitinhaber Remo Auderset. 2008 trat er bei Weder Maler als Lernender ein und arbeitete nach der Lehre dreieinhalb Jahre in einem anderen Betrieb. Er kam zurück und interessierte sich für die Ausbildung zum Baustellenleiter. Nach erfolgreichem Abschluss wollte er gleich noch mit der Meisterschule nachziehen. «Wir haben uns im persönlichen Gespräch rasch gefunden und über eine Nachfolgelösung gesprochen», erinnert sich Urs Weder zurück. Rahel Bertschi zog es nach anderthalb Jahren auch wieder in den Betrieb in Bettlach.

Die beiden sind, 15 Jahre später, Eltern von zwei Kindern und Mitinhaber der Firma, in der sie einst ihr Handwerk gelernt haben. Urs Weder betrachtet diese Konstellation als Glücksfall. «Die geplante Nachfolgeregelung war eine stille Abmachung ohne schriftlichen Vertrag.» Im Nachhinein gesehen sei es das Spiegelbild einer starken, gegenseitigen Vertrauensbasis. Vergangenes Jahr habe ihn Remo Auderset angestupst, um der Nachfolgelösung die rechtliche Grundlage zu geben. «Ich bin froh, hat er das Vorhaben vorangetrieben», sagt Urs Weder rückblickend. Und so sind Remo Auderset und seine Frau Rahel Bertschi als Mitinhaber im Handelsregister eingetragen. Urs Weder bleibt Inhaber. Mit 60 will er sich noch nicht zur Ruhe setzen. Sein Pensum hat er auf 80 Prozent reduziert und er spüre bereits neue Freiheiten, wie er mit einer gewissen Ge­nugtuung die neue Konstellation umschreibt. Er konzentriere sich vermehrt auf die Administration und unterstütze die beiden Mitinhaber mit seiner Erfahrung und dem über die Jahre gewachsenen Netzwerk. Die Kunden würden die neuen Gesichter in der Firmenleitung jedenfalls akzeptieren und schätzen. 30 Jahre hat Urs Weder den 1994 von seinem Vater übernommenen Betrieb in dritter Generation weitergeführt. 2006, nach der Geburt des ersten Kindes, verlegte die Familie auch ihren Wohnsitz nach Bettlach. Das habe so manches erleichtert.

Diesen Umstand schätzen auch die beiden neuen Mitinhaber. Sie wohnen mit ihren zwei Kindern in Bettlach. Das ist gut so. Die Herausforderung, den heranwachsenden Kindern neben der beruflichen Verantwortung die nötige Aufmerksamkeit und eine bestmögliche Betreuung zu geben, sei schon gross genug. Als Rahel Bertschi in ihren einstigen Lehrbetrieb zurückkehrte, war sie schwanger mit dem ersten Kind. Nach der Geburt kündete sie ihrem Chef an, sie möchte nach dem Mutterschafts­urlaub Teilzeit arbeiten. Das gehe nicht, meinte damals Urs Weder. Das gehe nicht, meinte damals Urs Weder aus verschiedenen Erwägungen. Andererseits schätzte er die Arbeit seiner ehemaligen Lernenden sehr und sie fanden eine Lösung. Das Teilpensum lässt sich je nach Arbeitsanfall erhöhen oder reduzieren. Das Modell funktioniert.

Die gebürtige Aargauerin wollte Köchin werden; ein Zukunftstag auf dem Bau führte sie auch in die Welt des Malergewerbes. «Nach dieser Erfahrung und einigen Schnuppertagen bei Weder Maler stand mein Entschluss fest, diesen Beruf zu erlernen.» Remo Auderset war damals noch unschlüssig, ob er Zimmermann werden wolle oder aber Maler. Auch er schnupperte bei Weder Maler und legte sich auf dieses Handwerk fest.

Wie funktioniert das Arbeit-Familie-Modell in der neuen Konstellation? «Eigentlich ganz gut», sagen beide überübereinstimmend. Wenngleich die Organisation mit zunehmendem Alter der Kinder nicht einfacher werde. «Wir müssen uns immer gut absprechen und auch für die persönliche Freizeit entsprechende Freiräume schaffen.» Auch Urs Weder kennt die Situation. Seine Frau war ausserhalb des Betriebs berufstätig und ist es heute noch. «Es braucht sowohl auf privater wie auf beruflicher Ebene gegenseitiges Verständnis, Flexibilität und guten Willen.» Langweilig wird es ihm nicht, auch wenn er sich schrittweise immer zurückziehen wird. Er war damals in Grenchen politisch tätig (Gemeinderat, Kantonsrat), und auch im Gewerbeverband. Nach wie vor führt er den Maler- und Gipserunternehmerverband des Kantons Solothurn.

Das Unternehmen ist nach wie vor sehr gut aufgestellt. Er will mithelfen, dass sich diese Situation auch in Zukunft nicht verändert. «Die Ansprüche ändern sich, ebenso die Arbeit», sagt er. Zwischenzeitlich ist der Malerbetrieb vor allem mit Renovationsarbeiten beschäftigt. «Haus- und Wohnungsbesitzer legen Wert auf Qualität und setzen auf professionelle Berufsleute.» Neu für ihn ist aber auch die enge Zusammenarbeit mit Remo Auderset und Rahel Bertschi. Im gemeinsamen Gespräch finde sich immer eine Lösung. Früher habe er alle Entscheide alleine treffen müssen. «Das ist für mich eine wertvolle und positive Erfahrung.»

Die beiden Mitinhaber haben ebenfalls ihre klaren Rollen im Geschäft. Rahel Bertschi arbeitet weiterhin in einem Teilzeitverhältnis und widmet sich neben ihrer Tätigkeit als Malerfrau dem Webauftritt und den sozialen Medien. Sie aktualisierte die Website und pflegt sie regelmässig. Ausserdem soll künftig zweimal im Jahr ein Newsletter an die Kunden verschickt werden.

Das Malergewerbe, zeigt sich Remo Auderset überzeugt, bleibe auch mit der zunehmenden Automatisierung immer ein Handwerk. «Dagegen wird sich der Arbeitsmarkt bei uns verändern.» 70 bis 80 Prozent der Auszubildenden sind weiblichen Geschlechts. Das Arbeits­modell, wie es die beiden Mitinhaber anwenden, wird sich deshalb in ihrer Branche noch verstärkt weiterentwickeln. Urs Weder freut sich heute, dass der Betrieb damit eine Vorreiterrolle spielen kann. «Ausserdem», sagt er, «kommt dieses Teilzeitmodell bei unserer Kundschaft gut an.»

> Weder Maler GmbH in Kürze > Weder Maler GmbH in Kürze

Gründung: 1935

Geschäftssitz: Bettlach

Geschäftsleitung: Urs Weder, Remo Auderset, Rahel Bertschi

Mitarbeitende: 7 (davon 2 Lernende)

Dienstleistungen:

– Innere Malerarbeiten bei Renovationen und Neubau

– Decken- und Wandbeschichtungen wie Glasfasergewebe

– Äussere Renovationsarbeiten, Fassadensanierungen

– Dekorative Techniken, Farbberatung;Vliese und Abriebe, Schimmel­sanierungen; Taubenschutz; verputzte Aussenwärmedämmung

www.wedermaler.ch